Hamburg. Der Schwarzmarkt für die ausverkauften Gigs des Weltstars im Volksparkstadion blüht. Dennoch gibt es auch noch seriöse Chancen auf Karten.
Noch 14 Minuten, noch neun Minuten, noch drei Minuten. Dann endlich geht es am Mittwochmorgen wenige Sekunden vor 11 Uhr los – zunächst einmal mit einer Hinhalte-Nachricht: „Lieber Taylor Swift-Fan, aktuell bist du im Warteraum, denn die Nachfrage für den Taylor Swift The Eras Tour Ticketverkauf ist riesig. Bitte hab noch etwas Geduld, es geht gleich weiter.“
Wer schon Kartenvorverkäufe für Superstars wie Bruce Springsteen, Beyoncé oder Metallica mitgemacht hat, fürchtet das Schlimmste: stundenlange Warteschleifen, Serverzusammenbrüche, Dauerfrust.
Tickets für Taylor Swift in Hamburg nach 30 Minuten ausverkauft
Doch hier ist alles ganz anders. Schon nach sensationellen drei Minuten ist der Zugriff auf die weltweit heißbegehrten Tickets für die Konzerte am 23. und 24. Juli 2024 im Hamburger Volksparkstadion möglich. Ob Front of Stage, also ganz vorne an der Bühne, für 239,50 Euro oder ein Sitzplatz der Ich-glaube-das-da-hinten-ist-Taylor-Swift-Kategorie für 101,50 Euro: Alles ist buchbar. Und bleibt es in den kommenden Minuten auch.
Tempo bei der Ticketbuchung ist dennoch gefragt, denn im Sekundentakt gehen die Karten bei Eventim über die virtuelle Ladentheke. Und schon nach 30 Minuten ist klar: Zu normalen Preisen ist nichts mehr zu haben. Ausverkauft. Was denen, die bisher kein Glück hatten, bleibt, sind die diversen, nach Taylor-Swift-Songs benannten VIP-Angebote.
Taylor Swift: VIP-Tickets kosten das Vielfache und bieten wenig Extras
Dahinter verbergen sich im Grunde ganz normale Karten mit ein paar Extras. So enthält das „It’s Been A Long Time Coming Package“ neben einer „unvergesslichen PK1 Stehplatzkarte für Premium Standing Left/Right“ (zu deutsch: ein Stehplatz vorne) unter anderem vier Taylor-Swift-Prints, eine „VIP Tragetasche“ und anderes Merchandise. Preis: 640 Euro. Eine normale Karte für diesen Bereich hätte knapp 240 Euro gekostet.
Wer nicht ganz so viel ausgeben kann oder will, wird zum Beispiel mit dem „It’s A Love Story Package“ für 353 Euro bedient. Dafür gibt es neben den Fanartikeln einen eher mäßigen Sitzplatz, der ohne Extras etwa 120 Euro gekostet hätte. Das muss man wollen.
Aber viele wollen genau das. Und so hängt bald auch über fast jedem VIP-Arrangement das „Ausverkauft“-Schild. Wer prognostiziert hatte, dass der Markt die Preise regeln würde, liegt richtig. Taylor-Swift-Fans zahlen (fast) jede Summe, um ihren Star live zu erleben.
48 Konzerte spielt Taylor Swift in Europa, sie werden wohl alle ausverkauft sein
131 Konzerte gibt Taylor Swift insgesamt, 48 davon in Europa und schon für die geplanten Auftritte in Warschau, die kürzlich in den Vorverkauf gingen, waren mehr als 600.000 Menschen in der Online-Warteschlange.
Wobei das Interesse noch wesentlich gewaltiger war, musste sich doch vorab jeder registrieren, um überhaupt eine Zugriffschance zu bekommen. Und auch schon hier war Glück notwendig – die entsprechenden Zugangscodes wurden unter den Nutzern der Vorverkaufs-Registrierung nach dem Zufallsprinzip verteilt.
„Um die größtmögliche Transparenz und Fairness für die Fans zu gewährleisten, wurde dieser Vorgang zudem von einem unabhängigen Notar beaufsichtigt, geprüft und beglaubigt“, ließ Eventim im Nachhinein verlauten.
Viele erhielten vorab eine enttäuschende Nachricht: „Im Moment stehst du auf der Warteliste. Es gibt nicht genügend Tickets für alle, die sich registriert haben.“ Pech gehabt.
Eventim: Mehr als eine Millionen Ticketanfragen für Taylor Swift
Doch auch, wer seinen personalisierten Zugangscode zum Vorverkauf erhalten hatte, hatte seine Konzertkarte keineswegs sicher. Die Plätze in der Warteschlange werden grundsätzlich nach einem Zufallsprinzip zugelost, und da macht es dann schon einen Unterschied, ob man auf Platz 1000 oder auf Platz 100.000 ist.
Allein für die sieben Swift-Gigs in Deutschland – neben Hamburg beehrt die dann 34-Jährige im kommenden Sommer auch noch Gelsenkirchen und München – waren laut Eventim mehr als eine Million Ticketanfragen eingegangen.
Auf dem Schwarzmarkt werden Tickets für bis zu 2900 Euro angeboten
In jedem Fall wird mit Taylor-Swift-Karten, die bereits in den Vorverkauf gingen, ordentlich Geschäft gemacht. Im Netz finden sich etwa Angebote für die drei geplanten Auftritte in Edinburgh im Juni 2024. Da kostet ein Stehplatz statt der regulären 172 Euro dann plötzlich 660 Euro und ein Top-Sitzplatz statt 200 Euro groteske 2900 Euro.
Für Hamburg stehen wenige Minuten nach Vorverkaufsbeginn bereits erste Angebote bei Ebay. Da werden dann schon mal 700 Euro für eine Karte verlangt, die den Käufer gerade eben 240 Euro gekostet hat. Beim hinlänglich gescholtenen Anbieter Viagogo finden sich ebenfalls schnell normale Tickets für einen Einzelpreis von bis 990 Euro.
Taylor Swift: Eventim warnt vor unseriösen Anbietern
„Aktuell kursieren in unterschiedlichen Online-Plattformen bereits vermeintliche Ticket-Angebote für Taylor Swift | The Eras Tour“, teilt Eventim dazu mit: „Ausnahmslos alle diese Angebote sind unseriös, da eine Weitergabe der Tickets an Dritte rechtlich untersagt sowie technisch gar nicht möglich ist.“
Der Zutritt zu den Konzerten sei nur der auf den Tickets genannten Person sowie deren Begleitpersonen möglich, heißt es. Ein Weiterverkauf werde zu einem späteren Zeitpunkt und ausschließlich über „fanSALE“ möglich sein, dem Zweitmarkt des Ticketanbieters.
Taylor Swift: Fiese Ticket-Masche greift um sich
Ausgenutzt wird hier eine Taylor-Swift-Hysterie, die sich auch auf Facebook zeigt, wo es mittlerweile 70 verschiedene Gruppen mit Hunderttausenden Mitgliedern gibt, in denen Karten gesucht und angeboten werden.
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Und in denen Kriminelle ihr Unwesen treiben, die Karten verkaufen, die sie gar nicht besitzen, und bereits zahllose Fans geprellt haben. Besonders beliebt ist derzeit, Presale Codes (also eigentlich kostenlose Zugänge zum Vorverkauf) zu verkaufen.
Ticket über den Zweitmarkt ausschließlich bei „fanSALE“
Ob diejenigen, die in ihrer Verzweiflung auf dem Schwarzmarkt zugreifen, am Ende tatsächlich das Konzert erleben werden, darf zumindest bezweifelt werden. Eventim personalisiert nämlich nicht nur sämtliche Tickets, eine Weitergabe sei auch ausgeschlossen, heißt es von dort. Und: Das Ticket werde erst einen Tag vor dem jeweiligen Konzert per Mail verschickt. Die Bedingungen im Einzelnen:
- Auf den Tickets ist namentlich die Person genannt, die diese gekauft hat. Die Begleitpersonen erhalten nur Zutritt zum Event, wenn diese gemeinsam mit der auf dem Ticket genannten Person am Einlass erscheinen.
- Nur der „Eventim.Pass“ direkt aus der „Eventim.App“ berechtigt zum Einlass. Es gibt keine gedruckten Tickets.
- Der Weiterverkauf der „Eventim.Pass“-Tickets wird zu einem späteren Zeitpunkt und ausschließlich über „fanSALE“ möglich sein.
Schon jetzt ist klar, Taylor Swifts „Eras“-Tour wird die bislang finanziell erfolgreichste der Musikgeschichte. Experten prognostizieren einen Bruttoumsatz von mehr als einer Milliarde Euro.