Hamburg. Museum für Kunst und Gewerbe plant weltweit erste Ausstellung zum Material – Besucher können mit privaten Objekten daran teilnehmen.
„Wir suchen Glitzerdinge! Schick’ uns einen Schnappschuss Deines liebsten Glitzer-Objekts und wenn Du magst eine Sprach- oder Textnachricht, in der Du erklärst, warum es für Dich wichtig ist. Es kann alles sein, vom Glanzbild bis zum Nagellack, vom Schmuckstück bis zum Souvenir, von ganz klein bis ganz groß.“ Mit diesem Text wirbt das Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) aktuell für ein weltweit einmaliges Projekt: Im Februar 2025 soll die erste Ausstellung zum Thema Glitzer stattfinden.
„Am Anfang war das eine Scherzidee einer studentischen Hilfskraft bei der Ausstellung ‚Poster und Papierkram‘“, erinnert sich Kuratorin Julia Meer. „Aber alle, denen ich davon in den Wochen danach erzählte, bekamen leuchtende Augen, und so hat sich das Thema dann verfestigt.“ Die Entwicklung der Ausstellung verlaufe analog zum Material, ergänzt die zweite Kuratorin Nina Lucia Groß. „Die Kleinteiligkeit, aber auch die Menge, in der Glitzer auftaucht, entspricht unserer Herangehensweise, unsere Begeisterung für das Material mit möglichst vielen zu teilen.“
Museum Hamburg: Unterwegs mit der Glitzer-Polizei
Aber warum fasziniert uns alles, was funkelt und flirrt? „Es ist die Bewegung und das zauberhafte Spiel mit dem Licht und der Ästhetik, aber auch das Gefühl, dass das Material nicht so ganz von dieser Welt ist. Außerdem taucht Glitzer meist in Kontexten auf, die wir kennen und mit denen wir positive Gefühle verbinden“, so Nina Lucia Groß. Sei es durch das Basteln oder Spielen in der eigenen Kindheit und Jugend, das Feiern bei Konzerten, Faschingsfesten oder in der Disco. „Mit etwas Glitzer können wir uns relativ schnell verwandeln, in eine andere Rolle schlüpfen, für einen Moment strahlen. Es ist in gewisser Weise ein magischer Stoff.“
Das Besondere daran sei, dass Glitzer die Qualität habe, Menschen zusammenzubringen. „Jeder hat einen Bezug dazu, genderunabhängig und generationenübergreifend“, sagt Julia Meer. Gespräche mit Herstellern hätten gezeigt, dass der Bedarf an Glitzerprodukten besonders nach der Corona-Pandemie gestiegen ist, wissen die Expertinnen, die im Haus schon als „Glitzer-Polizei“ bekannt sind, weil sie sehr genau zwischen Glitzer und anderen Spielarten wie Pailletten und Strass unterscheiden. Bei den privaten Objekten seien sie übrigens nicht so streng, man könne also auch ruhig seine Barbie mit Strassschmuck vom Dachboden holen.
Museum Hamburg: Bis zum 30. Juni können Interessierte Fotos ihrer Lieblingsstücke einsenden
In der Ausstellung wird der ganze Kosmos aufgefächert, in dem sich das Material zeigt, von der Popkultur über die Performance bis zum Protest. Wer bin ich, wie inszeniere ich mich, wie sieht aber auch eine kollektive Identität aus? Besonders queere und feministische Perspektiven sollen sichtbar werden, ebenso die Selbstdarstellung Jugendlicher in der analogen und digitalen Welt. Und es werden zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler Werke beisteuern; die Hamburgerin Jenny Schäfer etwa wird ein Kinderzimmer im Museum einrichten. Das Publikum kann an einer Geschichte des Glitzers mitschreiben.
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Ein ganzer Raum ist außerdem für die Lieblingsstücke der Besucherinnen und Besucher reserviert. Bis zum 30. Juni können Interessierte dafür Fotos und Geschichten ihrer Objekte einsenden. Wenn ein Teil von den Kuratorinnen ausgewählt wird, erhält man eine Benachrichtigung sowie eine Aufwandsentschädigung für die Ausleihe während der Laufzeit. Die Ausstellung wird vom 28. Februar bis 12. Oktober 2025 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zu sehen sein. Einsendungen per Mail an glitzer@mkg-hamburg.de oder über Telegram sowie WhatsApp an +4917627769698.