Hamburg. Wie setzt man ein Fußballspiel auf einer Bühne um? Es geht! Den Beweis lieferte das Opernloft im Alten Fährterminal.

  • Ein Fußballspiel auf der Opernbühne – ein phänomenaler Abend im Opernloft
  • Mit Gesang statt Ball und einem wundervollen Kostüm
  • Musik spiegelt menschliche Beziehungen und Empfindungen wider

Auf die Idee, den Fußball zum Thema einer Oper oder sogar eines Oratoriums zu machen, waren vor der aktuellsten Produktion „Fußballoper“ im Opernloft, die am Freitag (31. Mai) im Alten Fährterminal Premiere hatte, auch schon andere mal gekommen.

Aber weder Benedict Masons bissige Opernsatire „Playing Away“ von 1993 noch Moritz Eggerts Fußballoratorium „Die Tiefe des Raumes“ von 2005 hatten je ein so großes Vergnügen beim Publikum auslösen können wie Inken Rahardts allein auf einem Fußballfeld spielendes Stück für drei Sängerinnen und drei Sänger in wechselnden Rollen.

Fußballoper in Hamburg mit Mozart, Verdi und Wagner

Wie es ihr gelang, die ganzen Emotionen dieses Sports sowohl auf der Spieler- als auch auf der Fan-Seite in kurzen Episoden einzufangen, ohne dass auch nur ein einziges Wort gesprochen, sondern nur Opernarien und Musicalsongs dazu gesungen wurden, ist phänomenal.

Wie aber setzt man ein Fußballspiel auf einer Opernbühne um, ohne dass ein Ball auch mal von einer Seite zu anderen geschossen wird? Das ging nur, indem dieser Ball nicht aus Leder bestand, sondern von der großartigen Sopranistin Aline Lettow gespielt und gesungen wurde.

Gehüllt in ein wundervolles Kostüm von Almut Blanke, das den schwarz-weißen Ball wie eine mächtig aufgeblasene Prinzenhose rund um die Hüfte der Sängerin andeutete, wurde die wendige junge Frau mit symbolisch choreographierten Tritten der anderen von einem Tor zum nächsten gejagt, sang in demselben Kostüm aber gleichzeitig auch mal Richard Wagners „Dich teure Halle“ aus „Tannhäuser“. Freja Sandkamm, sowohl strenge Schiedsrichterin in einem schwarzen Gouvernantenkostüm als auch spielerbegeisterter Groupie, sang sogar die Richard-Strauss-Arie „Ah! Ich habe deinen Mund geküsst“ aus „Salome“, die sich dort eigentlich an den armen geköpften Jochanaan richtet.

Musik spiegelte menschliche Beziehungen und Empfindungen wider

Man könnte sich da natürlich fragen, ob das wirklich zum Fußball passt? Aber um diese Frage ging es weder hier noch bei der fantastisch von Ljuban Živanović gesungenen Arie „Nessun dorma“ aus „Turandot“ oder der genauso tollen Osmin-Arie „Oh, wie will ich triumphieren“ von Mozart mit dem Bassisten Bruno Vargas.

Die Musik spiegelte vielmehr menschliche Beziehungen und Empfindungen wider, die auf den Sport genauso wie auf ein Drama projiziert werden können. Nur in seltenen Fällen wie etwa bei Wencke Myhres „Er steht im Tor, im Tor, im Tor, und ich dahinter“ ließ sich ein direkter Bezug herstellen.

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Hinreißend komisch war die Szene mit Verdis „Pace, pace mio Dio!“ aus „La Forza del Destino“, wo die ganzen Aggressionen auf dem Spielfeld in Zeitlupe pantomimisch dargestellt wurden und die Mezzosopranistin Johanna Bretschneider ihre auf Mitspieler gerichteten Faustschläge dann doch lieber in der Luft erstarren ließ.