Hamburg. Bei der Aufstiegsfeier der Kiezkicker begeisterten die stimmgewaltigen Frauen bei Bosses „Ein Traum“. Gemeinsames Singen ist ein Trend.

Mal auf der Hauptbühne beim Hurricane Festival singen, in der ausverkauften Sporthalle auftreten oder im Großen Saal der Elbphilharmonie auf der Bühne stehen. Welche Künstlerin, welcher Sänger und welche Band träumt nicht davon? Für den Hamburger Frauenchor Hansemädchen erfüllte sich das als Komplettpaket in den vergangenen zwölf Monaten, mit einem weiteren Höhepunkt am Montag auf dem Spielbudenplatz: Vor Zehntausenden sangen die Hansemädchen als Teil der „Millerntor-Allstars“ (u. a. mit Thees Uhlmann, Le Fly, König Boris) zusammen mit Bosse seine spontan neu aufgenommene St.-Pauli-Aufstiegshymne „1Traum“.

„Was in den letzten zwölf Monaten passiert ist, da platzt einem wirklich der Kopf“, sagt Hansemädchen-Präsidentin Silke Wiegels am Tag nach der großen Aufstieg-Sause. Eigentlich wollte sie vor sieben Jahren einfach nur singen, und das nicht nur beim „Singstar“-Karaoke-Spiel auf der Konsole, sondern in einem Chor. So wie ihr Mann, der Mitglied bei den Hamburger Goldkehlchen ist, einem Amateur-Gesangsverein, der mittlerweile den Stadtpark im kommenden Juli zweimal hintereinander ausverkauft.

Hansemädchen: Die Hamburger Goldkehlchen gaben 2017 Starthilfe

Aber Wiegels fand unter den mehr als 100 Chören in Hamburg nicht den passenden, und nachdem Goldkehlchen-Chorleiter Christian Sondermann sie mit vier weiteren Sängerinnen verknüpft hatte, taten sich die Frauen zusammen, suchten im Freundeskreis und über die sozialen Netzwerke Gleichgesinnte und mieteten einen Proberaum im Gängeviertel an. Schon beim zweiten Treffen kamen über 60 Stimmen zusammen, die Hansemädchen waren geboren.

Mehr zum Thema Chöre in Hamburg

Spaß am gemeinsamen Singen ist wichtiger als Talent, nach einer großen Nachbesetzung im Herbst 2023 sind die Hansemädchen jetzt mit 90 Stimmen komplett und treffen sich wöchentlich in einer großen Kiezkneipe zum Proben. Musikalischer Leiter ist Torben Tietz, der auch der einzige Mann im Chor ist. Dabei wären auch Männer willkommen. „Manche hatten bereits Interesse, wenn man sie bei einem Bierchen zum Chor eingeladen hat, aber dann tauchten sie doch nie auf“, erzählt Wiegels.

Hansemädchen: Der Chor füllt auch ohne Bosse die Clubs

Axel Bosse allerdings hielt sein Wort. Für den Song „Ein Traum“ (aus dem jetzt „1Traum“ wurde) von seinem 2023 erschienenen Album „Übers Träumen“ suchte der Hamburger Sänger und Songschreiber einen Chor zur Begleitung. Und die Hansemädchen kontaktierten Bosse und sein Management über alle verfügbaren Kanäle – erfolgreich. Die Hansemädchen mit ihrem Herz für St. Pauli und Kiezkultur passten gut zu „Aki“, der die gleiche Philosophie lebt. Zu erleben war das dann live bei Bosses Auftritt beim Hurricane Festival 2023 und bei seinen Heimspielen im Oktober 2023 in der Elbphilharmonie oder zuletzt vor wenigen Tagen in der Sporthalle. Aber die Hansemädchen füllen auch ohne ihr „Ehrenmitglied“ und zweites männliches Hansemädchen Bosse die Clubs, so wie im vergangenen April das Gruenspan.

„Wohlig-peinliche Popkracher, dreistimmig arrangiert, mit der Kraft Dutzender Wolfskehlen“ zu singen, bis „die ganz großen Gefühle durch deine Venen knattern“, das hält die 90 Frauen zusammen und reißt das Publikum mit. Wer sich überzeugen will: Am 1. Juni singen die Hansemädchen in der Millerntor Gallery und am 18. August zusammen mit dem Kinderchor Tiny Wolves auf dem Lattenplatz vor dem Knust. Und beim diesjährigen Hurricane Festival in Scheeßel gehört den Ladys am Donnerstag (20. Juni) vor dem offiziellen ersten Festival-Tag die „Wild Coast Stage“. Das Motto der Show fordert zum Mitmachen auf: „Massenkaraoke“.

Hansemädchen Kiezchor Infos, Termine und Tickets unter www.hansemaedchen.de