Hamburg. Antje Pfundtner öffnet mit „Oh, a Visitor!“ ihre Bühne für andere Künstler. Die bringen Gastgeschenke mit. Leider ist der Kuchen bald aus.

Als das Publikum die Kampnagel-Halle betritt, performt der Special Guest schon. Tanya Chizhikova zeigt eine Passage aus ihrem Solo „Tumbleweed“, es geht ums Verwurzeltsein, in schlangenartigen Bewegungen, im Verknoten, Verdrehen, Gleiten. Zehn Minuten, dann Applaus. Worauf Juliana Oliviera, Antje Pfundtner und Matthew Rogers den Raum übernehmen und erst mal Kuchen verteilen. Nett, dieser Einstieg in Pfundtners „Oh, a Visitor!“.

Pfundtner ist innerhalb der notorisch unterfinanzierten freien Hamburger Tanzszene eine der wenigen halbwegs auskömmlich geförderten Künstlerinnen, was sich in einem kontinuierlichen, auch überregional gewürdigten Output niederschlägt. Eigentlich könnte Pfundtner sich auf diesen Lorbeeren ausruhen, macht sie nicht. „Wenn wir schon eine Bühne zur Verfügung haben, dann stellen wir uns die Frage: Wie können wir diese Bühne anderen zugänglich machen?“ beschreibt Dramaturgin Anne Kersting die Motivation hinter „Oh, a Visitor!“

Antje Pfundtner: Willkommen, liebe Gäste, nehmt euch Kuchen!

Der Abend ist also vor allem eine Auseinandersetzung mit der Kultur der Gastfreundschaft: Pfundtner und ihre Mitstreiter führen die vorangegangene Arbeit „We Call it a House“ fort und öffnen die Türen des damals entworfenen Zuhauses. Willkommen, liebe Gäste, nehmt euch Kuchen, habt ihr uns was mitgebracht?

Und, ja, es gibt Gastgeschenke. Chizhikovas Performance zur Eröffnung (wobei hier an jedem Aufführungsabend ein anderer Gast dabei ist), eine Szene vom inklusiven Ensemble Meine Damen und Herren, eine Bühneninstallation des Berliner Duos Pätzug/Hertweck, ein Musikstück vom Orchester Ukulele e.V. Alles ganz einfach gehalten, denn: Pfundtner will eine gute Gastgeberin sein, aber der Kuchen zur Begrüßung geht auch irgendwann zur Neige. „Hätt’ ich dich heut’ erwartet, hätt’ ich Kuchen da“, wird zu Beginn gesungen, doch das Lied wandelt sich nach einer Weile in einen wütenden Rap: „There’s not enough cake!“, und das kann auch als Kommentar auf die Hamburger Kulturförderung verstanden werden.

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Für ein spannendes Tanzstück reicht der Kuchen aber aus. Und tatsächlich gibt es deutlich mehr Tanz als bei früheren Pfundtner-Abenden: Es wird revuehaft getrippelt, es wird gestrippt, kurz geht die Gastgeberin auf Spitze und gibt den sterbenden Schwan. Immer freundlich, immer selbstironisch: Man fühlt sich wie zu Hause.

Oh, a Visitor! bis 18. Mai, 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20, Tickets unter www.kampnagel.de, am 18. Mai mit einem zusätzlichen Epilog