Hamburg. Die Studierenden der Opernklasse singen und spielen lebendig, die Regisseurin Arila Siegert erzeugt Poesie mit sparsamen Mitteln.
Mozarts Oper „La Clemenza di Tito“ steht gerade auf vielen Spielplänen. Auch in Hamburg: Vor gut zwei Wochen hatte das Drama um Intrigen, falsche Freundschaft und die Einsamkeit der Mächtigen Premiere an der Staatsoper, nun hat es die Hochschule für Musik und Theater herausgebracht. Bei der Stückauswahl ging es allerdings weniger darum, aus dem Stoff etwas Zeitgeistiges herauszulesen, sondern um die passenden Rollen, wie der Dirigent Willem Wentzel offenherzig bekennt. „Titus“ verlangt vier Soprane, aber nur einen Tenor und einen Bass, und das trifft offenbar den Bedarf. Besetzt wird die Sommeropern-Produktion nämlich mit Studierenden der Opernklasse.
Mozarts „La Clemenza di Tito“: Starke Premiere an der Musikhochschule
Die Inszenierung hat man der Regisseurin Arila Siegert anvertraut, und im Graben sitzen die Symphoniker Hamburg. Allesamt, einschließlich des Dirigenten Wentzel, alte Häsinnen und Hasen des Geschäfts. Man mag es bedauern, dass die Hochschule die Mitwirkenden an der Produktion nicht komplett aus den Reihen ihrer Studierenden rekrutiert (was ja nicht verhindern würde, dass ein paar Profis coachend im Hintergrund dabei wären). Aber so ist das Format halt. Und das Ergebnis: überzeugt.
Vergleiche hinken immer und der Vergleich zwischen einem großen Haus wie der Staatsoper und einem Ausbildungsinstitut sowieso. Hase und Igel lassen grüßen. Aber was Bühnenbild und Regie der beiden Hamburger Titusse angeht, hat der Igel von der Milchstraße die Nase vorn. Mit wenig Materialaufwand, aber einer spürbaren Offenheit schafft Siegert ein modulables Interieur aus ein paar hellen Sesseln und vier weißen Holztreppen, die sich nach Bedarf gegeneinander verschieben lassen. Auf das Ganze wird projiziert, was Helge Leiberg im Lauf der Aufführung lose assoziierend zeichnet und malt. Das wirkt poetisch, schafft Freiheit im Kopf, ganz anders als die Schlagwörter von „Delizia“ (Freude) über „Tradimento“ (Verrat) bis – Überraschung – „Clemenza“ (Milde), mit denen Ben Baur dem Publikum an der Dammtorstraße in Großbuchstaben vorschrieb, welchen Reim es sich gerade zu machen habe.
Es ist berührend, junge Sängerinnen und Sänger beim Hineinwachsen in die Oper zu erleben
Es ist die Lebendigkeit, die von Anfang an für das Unterfangen einnimmt. Siegert ist auch als Choreografin erfahren, und das tut der Personenregie gut. Die Gesten vermitteln Bedeutung, und wo die Bewegungen bewusst verlangsamt sind, fokussiert das die Aufmerksamkeit, statt abzulenken.
Die jungen Menschen auf der Bühne lassen sich ein auf ihre Rollen mit den dazugehörigen inneren Konflikten. Es ist immer wieder berührend zu erleben, wie sich bei angehenden Sängerinnen und Sängern das Darstellerische und das Stimmliche erst noch verbinden müssen. Zu erleben, dass diese Einheit alles andere als selbstverständlich ist.
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Eigentlich müsste die Oper „Sesto“ heißen, wenn es nach der Intensität und Ausführlichkeit ginge, mit der Mozart das Seelenleben seiner Figuren ausleuchtet. Die Sopranistin Mengying Jia findet ergreifende Töne für Qualen des Freundes, der zum Verschwörer eines Mordkomplotts wird. Ihre Arie „Parto, parto“ mit dem großen Klarinettensolo, aufmerksam und sprechend begleitet von den Symphonikern, wird ein Herzstück der gesamten Aufführung.
„La Clemenza di Tito“Fr 17.5., 19.00, Musikhochschule (B-Premiere), Karten zu 30,- unter T. 45 33 26, weitere Vorstellungen 19.5. bis 5.6.;www.hfmt-hamburg.de