Hamburg. Draußen Hafengeburtstagstrubel, drinnen ein hoch konzentriertes Jazzkonzert. Der US-Pianist sorgte mit seinem Trio für Jubelstürme.

Vor der Elbphilharmonie herrscht am Sonnabendabend Partystimmung. Auf den Straßen ringsum ist (fast) kein Durchkommen mehr, die Hafengeburtstagsmassen schieben sich von Stand zu Stand, irgendwo wummert zu flackerndem Licht ein Discobeat.

Ganz anders die Atmosphäre im Großen Saal des Konzerthauses: Hier breitet sich schnell gespannte Konzentration aus, als das Brad Mehldau Trio um kurz nach 20 Uhr sein Konzert beginnt. Und zunächst scheint es, als sei der Pianist so sehr bei sich, dass jeder längere Kontakt zum Publikum nur stören würde.

Brad Mehldau Trio im Großen Saal: eine echte Elbphilharmonie-Sternstunde

Bei den ersten drei Nummern steht er zwischendurch gar nicht vom Steinway auf, um den Applaus entgegenzunehmen, sondern dreht sich auf seinem Klavierhocker nur kurz Richtung Parkett, um nach einem kurzen Blick auf die Setlist gleich weiterzuspielen. Und weil seine Begleiter Felix Moseholm (Bass) und Jorge Rossy (Schlagzeug) ebenfalls eher zurückhaltend agieren, entsteht eine Innenspannung, die während des gesamten Konzertes erhalten bleibt – auch wenn Mehldau sich dann doch öffnet und kurze Ansagen macht. Das Publikum jedenfalls lauscht nahezu atemlos, und wie sollte es auch nicht bei diesem Klang, den die drei da gemeinsam finden.

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Hat ein Flügel im Großen Saal schon jemals so warm und transparent zugleich geklungen? Die Töne perlen geradezu aus ihm heraus, mit einer Leichtigkeit und sanften Melancholie, die direkt ins Herz trifft, egal, ob Mehldau einen frisch komponierten und noch gar nicht veröffentlichten Blues spielt oder den Klassiker „Lucid“ vom 1997er-Album „The Art Of The Trio, Volume One“. Ganz groß die Jerome Kern/Ira Gershwin-Nummer „Long Ago (And Far Away“), bei der die Melodie dieses Standards Ausgangspunkt für so kurze wie packende Improvisationen auch von Mosehorn und Rossy ist. Großer Jubel, drei Zugaben und die Gewissheit, gerade inmitten des Hafengeburtstagstrubels da draußen eine echte Elbphilharmonie-Sternstunde erlebt zu haben.