Hamburg. Das stilvolle Cocktailparty-Coverprojekt von Marc Collin feierte einen schön stilvollen 20. Bandgeburtstag im ausverkauften Kiezclub.
Es gab eine Zeit, so vor 15 Jahren und bevor die Band Khruangbin gegründet wurde, da lief gefühlt in jeder zweiten Bar in Hamburg ein Song von Nouvelle Vague. Die auf Bossa Nova, Lounge-Jazz und Akustik-Pop gedrehten Coverversionen von New-Wave-Hits wie „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Division oder „This Is Not A Love Song“ von Public Image Ltd. waren und sind mit ihrer entspannten sexy Art einfach wie gemacht für unaufdringliche Hörgenüsse bei einem guten Getränk.
Seit einigen Jahren wurde es etwas stiller um das 2003 von den französischen Produzenten gegründete, wechselnd besetzte Projekt von Marc Collin und Olivier Libaux. In Hamburg war Nouvelle Vague seit 2011 nicht mehr zu sehen, und Libaux starb vor drei Jahren unter ungeklärten Umständen. Aber die Anziehungskraft des Ensembles ist immer noch groß, der Mojo Club ist beim Konzert zum 20. Geburtstag der Band am Freitag ausverkauft. Mit „Should I Stay Or Should I Go“ erschien dieses Jahr sogar ein neues Album.
Nouvelle Vague: 90 Minuten entschleunigte Post-Punk-Klassiker
Und die 800 Fans unter dem Trubel der Hafengeburtstag-Reeperbahn bekommen genau das, was sie erwarten: 90 Minuten stilvolle, elegante, zumeist rhythmisch zurückhaltende Cover-Unterhaltung. Marc Collin hält sich an den Keyboards, unterstützt von Gitarre, Bass und Percussion, im Hintergrund. Alles ist auf die beiden Sängerinnen der Tour und des Abends gerichtet: Mélanie Pain und Phoebe Killdeer wechseln sich an den Mikros ab oder schmiegen sich Rücken an Rücken gemeinsam durch das Programm.
Weitere aktuelle Pop-Kritiken
- Bosse in der Sporthalle: Für alle, die am hoffen sind, gibt er einen aus
- Mark-Forster-Konzert in Hamburg: Es knallt und funkt, bis der Strom ausfällt
- Max Giesinger: Fans kollabieren beim Konzert im Docks
Und das reicht weit durch die 80er zu The Cure, The Clash, Depeche Mode, Tears For Fears und Duran Duran. „People Are People“, „Girls On Film“, „What I Like Most About You is Your Girlfriend“ oder „Marian“ werden entschleunigt, aber geschmackvoll arrangiert. Das Publikum seufzt beim Erkennen dieser Lieder-Ratespiele, wippt mit und schnipst mit den Fingern. Eine Cocktailparty, der Mojo Club gibt die Getränke in Gläsern statt in Plastikbechern aus. Das fügt sich gut alles. „Merci beaucoup“, hauchen Pain und Killdeer, und loben: „Ihr seid eine crazy, sexy City“.
Nouvelle Vague im Mojo Club: Aus Bauhaus wird Bond
Nach der Konzert-Halbzeit werden Tempo und Beleuchtung intensiver bei „Should I Stay Or Should I Go“ und „Just Can‘t Get Enough“, ein Schaukampf zwischen Percussion und Shaker entbrennt, „The Guns Of Brixton“ rauchen, und der Bauhaus-Klassiker „She’s In Parties“ wird zum James-Bond-Titelsong aufpoliert. So könnte es ewig weitergehen: „I go out on Friday night and I come home on Saturday morning“, hauchen die Damen, bei „This Chaming Man“ wagt sich Marc Collin sogar aus dem Schatten nach vorn und greift zu den Schlaghölzern. Mit „In A Manner Of Speaking“ geht der Abend zu Ende. Merci beaucoup, Nouvelle Vague.