Hamburg. Der zweite 90-Minüter rund um die Polizisten des PK 14 wird gerade gedreht. Was am Set alles los ist und worum es in „Triage“ geht.
- Setbesuch in Hamburg: Neuer „Großstadtrevier“-Film „Triage“ in Arbeit
- ARD-Produktion behandelt schwierige Themen, die für Cast zur Herausforderung werden
- Ausstrahlung zum Jahreswechsel 2024/25 geplant
„Uuund wir sind drauf!“ Dieser Satz löst Totenstille aus an einem Filmset. Jetzt heißt es höchste Konzentration für die Kameraleute, den Tonmann, Regisseur Florian Gottschick, Darstellerin Maria Ketikidou. Ketikidou, jetzt kaum noch als solche zu erkennen, sondern vollständig in ihre langjährige Rolle der Zivilfahnderin Hariklia „Harry“ Möller aufgegangen, sitzt auf einem Sofa. Draußen ist es dunkel, drinnen nur schummrig. Leise unterhält sie sich mit ihrem Filmsohn, der in einem niedlichen Dino-Pyjama steckt.
Wenn die Szene zum Jahreswechsel 2024/25 als Teil des „Großstadtrevier“-Spielfilms „Triage“ (Arbeitstitel) über die Bildschirme der Republik flimmert, sehen die Zuschauerinnen und Zuschauer nur, was sie auch sehen sollen. Denn während des Drehs in einer Wohnung auf St. Pauli ist es überhaupt nicht dunkel, sondern helllichter Tag. Und Ketikidou alias Harry Möller sowie ihr Filmsohn sind alles andere als allein im „Wohnzimmer“. Mindestens ein Dutzend weiterer Personen steht dicht gedrängt und wie gebannt in dem kleinen Raum.
ARD-„Großstadtrevier“: „Aufwühlende Dreharbeiten“ in Hamburg
Am Set verraten Regisseur Gottschick und Hauptdarstellerin Ketikidou wenig später, was Fans der Krimiserie Ende des Jahres im Spielfilm „Triage“, produziert von ARD Degeto Film und NDR, erwartet und wieso dieser „Großstadtrevier“-Dreh für die Hauptdarstellerin besonders herausfordernd ist.
Florian Gottschick, der schon an einigen regulären Folgen der Krimiserie mitgewirkt hat, zeigt sich stolz, die Regie für den neuen und bereits zweiten „Großstadtrevier“-Speilfilm „Triage“ übernehmen zu dürfen. „90 Minuten sind sehr dankbar, um eine ganze Figurenentwicklung zu erzählen“, sagt er. „Ich komme ja eigentlich aus dem Spielfilm, ich bin dieses Format also auch gewöhnt.“ Eine normale Folge der Krimiserie ist lediglich 48 Minuten lang.
„Das ,Großstadtrevier‘ ist in Deutschland einzigartig“, findet Gottschick. „Es begleitet ganze Lebensläufe – meinen ja auch.“ Maria Ketikidou und ihre Rolle als Harry Möller kenne er schon seit Kindertagen aus dem Fernsehen. Dass er den Charakter einmal so maßgeblich mitentwickeln würde, hat er sich damals aber noch nicht zu träumen gewagt.
Der Anspruch an einen 90-Minüter sei „sehr viel filmischer“: „Die Geschichten werden visuell noch anspruchsvoller erzählt, die Charaktere haben mehr Dimensionen, die Konflikte sind größer.“ Ein Glücksgriff für ihn als Regisseur, der es mag, „meine Charaktere über den Abgrund zu halten und zu schauen, wie sie sich in einer Situation existenziellster Problematik verhalten und ihr wahrstes Innerstes nach außen kehren“.
Harry Möller ist in „Großstadtrevier“-Film im „seelischen Ausnahmezustand“ zu sehen
Möglichkeiten dafür bietet das Drehbuch zu „Triage“ von Andreas Kaufmann auf jeden Fall. In dem Film gerät Harry Möller zunächst in eine Massenschlägerei und landet im Krankenhaus. Schnell zeigt sich: Hier geht es hart zur Sache, das Personal vor Ort ist völlig überlastet. Unter dem Kostendruck des gewinnorientierten Gesundheitssystems treffen Ärzte und Personal folgenschwere Entscheidungen – da ist der nächste Kriminalfall nicht weit. Drehbuchautor Kaufmann, dessen Kinder selbst Mediziner sind, sei es ein besonderes Anliegen gewesen, von den Zuständen in Krankenhäusern und den Widrigkeiten der Ärztinnen und Pfleger zu berichten, erzählt Regisseur Gottschick.
Harry Möller wird in „Triage“ von einer außergewöhnlich persönlichen, privaten Seite gezeigt. Sie „gerät bei der Ausübung ihres Jobs in einen seelischen Ausnahmezustand, wird geradewegs von ihm überrollt“, beschreibt Darstellerin Ketikidou. Eine wichtige Rolle spiele dabei ihr Partner Zivilfahnder Nils Sanchez (Enrique Fiß), den die Polizistin bei einem gefährlichen Einsatz aus unerklärlichen Gründen im Stich lässt. Noch dazu hat Harry große Angst um ihren Sohn Matthies. „Das waren herausfordernde, aufwühlende Dreharbeiten für mich, ohne Frage“, sagt die Darstellerin.
„Großstadtrevier“-Dreh auf St. Pauli: familiäre Atmosphäre am ARD-Set
Als Drehort für die Aufnahmen im fiktiven Hippokratischen Krankenhaus Hamburg (HKH) diente die Klinik Manhagen in Großhansdorf. Weitere Drehorte waren die HafenCity und ein Containerterminal. Die Innenaufnahmen aus dem Polizeikommissariat (PK) 14 entstehen schon seit einigen Jahren im Tonndorfer Studio Hamburg. Ende April, nach 19 Drehtagen, soll der Spielfilm im Kasten sein. Anschließend stehen Ketikidou, Fiß und Co. wieder für die regulären Folgen der 38. Staffel „Großstadtrevier“ vor der Kamera.
In „Triage“ komme Harry wie noch nie zuvor an ihre persönlichen Grenzen. „Das ist neu und bringt die Figur menschlich noch näher“, so Ketikidou. „Etwas wird von diesen Erlebnissen bleiben, bei ihr selbst und auch in ihrer Beziehung zu ihrem Partner Nils.“ Die Schauspielerin hat ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Rolle als Harry Möller – kein Wunder, verkörpert sie die Polizistin doch schon seit mehr als drei Jahrzehnten im „Großstadtrevier“. „Ich würde sagen: Nach 30 Jahren können und wollen wir nicht mehr ohne einander!“, sagt Ketikidou. Zwar bleibe Harry eine Rolle und Maria ein Mensch, „aber ein Stück weit sind wir natürlich miteinander verwachsen.“
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Nach 38 Jahren „Großstadtrevier“ mit zwar wechselnden, aber oft langfristigen Engagements unter den Schauspielern und im Team haben die Dreharbeiten eine Art Heimspielcharakter, sagt Gottschick. „Die Atmosphäre hier am Set ist liebevoll und familiär“, so der Regisseur. „Trotzdem arbeiten wir hochprofessionell und erzählen tolle Geschichten.“ Davon überzeugen kann sich das TV-Publikum zum Jahreswechsel.