Hamburg. Töchter eines Ehepaars aus Ottensen sind in Filmen und Serien wie „Die Pfefferkörner“ zu sehen. Das sagt Regisseurin über das Trio.

Beim Treffen auf dem Spielplatz in Ottensen gehts erst mal zum Trampolin. Die Schwestern Mathilda-Louisa (14), Greta-Élise (11) und Käthe-Marie (8) toben herum, haben ihren Spaß. Die drei sind ein Super-Team, trotz des Altersunterschieds. Und sie haben eines gemeinsam: Regelmäßig sind die Hamburger Mädchen in TV-Serien zu sehen, übernehmen kleine oder größere Rollen im „Großstadtrevier“, bei den „Pfefferkörnern“, bei „Notruf Hafenkante“ oder in der Dokumentation „Neuland“.

Käthe-Marie wurde schon als Einjährige im Kinderwagen durch eine Szene gerollt, bereits von klein auf fahren die Schwestern zu allen möglichen Sets, etwa zu Krimi-Szenen am Hamburger Hafen oder Auftritten in Polizeistationen. Daneben wuppen sie die Schule, bringen beste Zeugnisse nach Hause. Und auch andere Interessen kommen nicht zu kurz: Sie singen im Chor, spielen Tennis und tanzen Ballett.

„Großstadtrevier“ & Co.: Die drei Schwestern aus Ottensen spielen oft in Krimis mit

Oder sie spielen einfach in der Nachbarschaft. Auf dem Spielplatz in Ottensen – in dem Stadtteil ist die Familie zu Hause – hat auch die TV-Karriere der Kinder begonnen. Ein Filmprofi sprach die Eltern an, er interessierte sich für die offenen und ungezwungenen Schwestern.

Sie müssen das selber wollen, sagt ihre Mutter Nadine Meyer. Voraussetzung: Keine schlechten Noten und keine schlechten Träume durch die Szenen, die manchmal an die Nieren gehen können, wenn es um Krimis geht.

Junge Schauspieler-Schwestern aus Ottensen: Eigener Wohnwagen am Film-Set

Alles kein Thema bei den Meyer-Geschwistern. Sie haben Spaß an ihrer Arbeit, sind selbstbewusst, aber ohne Allüren. Zwar werden auch junge Schauspieler zuweilen vom Fahrer abgeholt und haben einen eigenen Wohnwagen am Set – aber diese Luxusbehandlung ist den Schwestern nicht zu Kopf gestiegen.

Dass auch Neid bei ihrem ungewöhnlichen Lebensstil dazugehören kann, darüber sind sich die Geschwister im Klaren. Die Höhe der jeweiligen Gage wird in der Familie daher nicht thematisiert. Greta-Élise, die oft als Tochter von Polizistin Rhea Harder-Vennewald in der TV-Serie „Notruf Hafenkante“ zu sehen ist, durfte sich vom selbst verdienten Geld ein iPad kaufen. Mathilda-Louisa investierte ihre Einnahmen in ein Fahrrad. Aber es soll keinen Wettbewerb darum geben, betont Nadine Meyer.

Einer der Auftritte von Käthe-Marie Meyer bei „Notruf Hafenkante“: In der Szene ist sie mit Felix Knopp und Schauspielerin Rhea Harder-Vennewald zu sehen. Die Folge „Tierwohl“ ist noch in der ZDF-Mediathek zu finden.
Einer der Auftritte von Käthe-Marie Meyer bei „Notruf Hafenkante“: In der Szene ist sie mit Felix Knopp und Schauspielerin Rhea Harder-Vennewald zu sehen. Die Folge „Tierwohl“ ist noch in der ZDF-Mediathek zu finden. © ZDF und Boris Laewen | Boris Laewen

Greta-Élise ist in der ARD-Show „Verstehen Sie Spaß?“ aufgetreten

Auch die Reaktionen der Mitschüler seien ganz überwiegend positiv. „In der Schule haben wir uns gemeinsam ‚Verstehen Sie Spaß?‘ angeschaut“, sagt Greta-Élise, die in der Show mit der versteckten Kamera eine kleine Rezeptionistin in einem „Adults-only-Hotel“ gespielt hat und damit für Lacher sorgte. „Das macht stolz, aber man fragt sich auch, wie die anderen reagieren“, sagt das Mädchen. „Aber zum Glück haben alle zu mir gehalten.“ Eifersucht habe sie nicht erlebt.

Dass es allen gut geht, sie sich nicht überarbeiten und die Kinder nicht überfordert werden, das sei das Ziel der Produktionen – vor allem, was die kleinen Schauspieler angeht. „Als es einmal sehr warm war, habe ich ein Kühlpad bekommen“, berichtet Käthe-Marie über einen Tag am Set von „Notruf Hafenkante“. Ihre Rolle damals: Sie spielte im Serienteil „Tierwohl“ die Tochter einer Alkoholkranken, hatte in der Rolle so gar keine Lust auf Schule. „Ich hatte blaue Flecken an den Armen, wollte aber nicht, dass der Verdacht auf meine Mutter fällt“, sagt die Achtjährige, die im wirklichen Leben zur Grundschule Windmühlenweg in Groß Flottbek geht.

„Großstadtrevier“ & Co: Rollen der Kinder werden in der Familie besprochen

Solche möglicherweise verstörenden Szenen werden gemeinsam in der Familie thematisiert. „Wir besprechen die Rolle“, sagt Nadine Meyer, die als Erzieherin arbeitet. Außer bei einigen kleinen Auftritten in der TV-Werbung hatten die Eltern nie Berührung mit dem Film. „Früher habe ich neben einem Werber gewohnt – da bin ich mal in der Reklame für Zentis aufgetreten“, sagt Moritz Meyer, der als Erzieher arbeitet. Dennoch ist die Familie mittlerweile zum eingespielten Team in Sachen Film und Fernsehen geworden.

Mutter Nadine Meyer mit ihren drei Töchtern
Mutter Nadine Meyer mit ihren drei Töchtern © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Und das ist auch nötig: Von gleich mehreren Stellen sind Genehmigungen für die „Kinderarbeit“ gefordert. Denn nicht nur die Eltern, auch ein Arzt, die Schule und das Jugendamt müssen die Erlaubnis für eine Ausnahmegenehmigung beim Amt für Arbeitsschutz geben.

Elfjährige aus Ottensen schildert tränenreiche Szene beim „Großstadtrevier“

Unter Sechsjährige dürfen dann bis zu drei Stunden, ältere Schüler bis zu fünf Stunden am Set sein, sagt Sarah Weiß von der gleichnamigen Agentur aus Altona. Sie vermittelt Darsteller wie die Meyer-Schwestern. „Es ist gut, wenn die Kinder eine natürliche Herangehensweise haben“, sagt die Hamburgerin über eine wichtige Anforderung beim Drehen, wo grundsätzlich eines gilt: dass das „psychische und physische Wohl der Kinder nicht eingeschränkt sein darf.“

Einige Anstrengungen erfordern die Einsätze für die Schülerinnen aber dennoch. „Ich schaue mir vorher die Rolle im Drehbuch an und überlege, ob ich mich damit identifizieren kann“, sagt Greta-Élise. Sie gehe die Szene im Kopf durch und versetze sich dann in die Gedankenwelt der Person.

Die Elfjährige schildert als Beispiel einen Auftritt beim „Großstadtrevier“. Sie spielte ein Kind, das miterlebt, wie seine Eltern als Einbrecher festgenommen werden, und das aus Verzweiflung anfängt zu weinen. „Ich stelle mir etwas Trauriges vor, was in der Zukunft passiert“, beschreibt sie ihre Tricks für solche Fälle. Inzwischen laufen die Tränen dann ganz von allein, wie auf Knopfdruck. Früher gab es noch ein paar Tropfen ins Auge, so das Mädchen, das das Gymnasium Altona besucht.

„Großstadtrevier“ & Co: Kleine Fernsehstars aus Ottensen – Dreh in New York ist ein großer Traum

Wichtig bei der Arbeit für Film und Fernsehen: „Die Kinder müssen Freude an der Sache haben“, sagt Regisseurin Stephanie Stoecker, die bei „Notruf Hafenkante“, aber auch bei „Büttenwarder“ und der „Kanzlei“ Regie führt. Die Hamburgerin nennt aber auch Natürlichkeit als großen Vorteil kleiner Schauspieler. „Bei den Meyers gefällt mir besonders der herzliche und uneitle Umgang miteinander.“

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Für die Schwestern ist ihre Schauspielerei jedenfalls noch immer ein großer Spaß. „Es ist toll, mal jemand anders zu sein“, sagt Greta-Élise. Und sich in anderen Welten wiederzufinden, schwärmt Mathilda-Louisa, die neben der Schauspielerei schon oft als Synchronsprecherin gebucht wurde – etwa für den Kriegsfilm „The Hidden Soldier“. Die 14-Jährige, die auf das Christianeum geht, würde gerne mal in einem Fantasy-Film mitspielen, um das Andersartige auf die Spitze zu treiben.

Auch Käthe-Marie träumt schon von Exotischem: „Ich würde gerne mal in New York drehen, das ist ja sonst so eine teure Stadt“, sagt die kleinste der Schwestern. „Dann könnte ich mir auch die Freiheitsstatue anschauen.“ Zunächst einmal muss die Schülerin aber zum nächsten Termin in Hamburg: Es geht nach dem Interview mit dem Abendblatt direkt weiter zum Klavierunterricht.