Hamburg. Nach Erkrankung von Dietrich Hollinderbäumer („heute-show“): Wie Klaus Christian Schreiber den „Frost“-Hauptdarsteller ersetzt.
Normalerweise herrscht an einem Theater in den Tagen nach einer Premiere etwas weniger hektisches Treiben als zuvor. Nicht so Mitte diese Woche im Winterhuder Fährhaus. Und das, obwohl die Uraufführung des Stücks „Frost – Eine Komödie“ am vergangenen Wochenende begeistert gefeiert worden war.
Am Dienstagabend hatte der gesundheitlich angeschlagene Hauptdarsteller Dietrich Hollinderbäumer noch versucht, nach dem spielfreien Montag erneut zu spielen, am Mittwoch ging dann nichts mehr, sodass die Vorstellung abgesagt werden musste. Ein herber Schlag auch für das Ensemble, das sieben Wochen lang in Berlin mit dem 81 Jahre alten renommierten Schauspieler geprobt hatte. Millionen Fernsehzuschauer kennen ihn als kernigen Reporter Ulrich von Heesen in der ZDF-„heute-show“. Weil Hollinderbäumer erkrankt war und ersetzt werden musste, hing Komödien-Leiterin Britta Duah den ganzen Tag am Telefon.
Theater Hamburg: Von „Rote Rosen“ zum zweiten Mal an die Komödie Winterhude
Mittwochabend vermeldete die Komödie Winterhude dann mit Klaus Christian Schreiber einen ebenso fernsehbekannten Ersatz, für Britta Duah „eine kurzfristige und optimale Besetzung der Hauptrolle“. Bereits am Donnerstagmorgen reiste der TV- und Theaterstar aus Berlin an und stürzte sich in die spontan angesetzten Extra-Proben mit seinen sechs Kolleginnen und Kollegen sowie einem in die Familienfarce eingebundenen Mariachi-Trio. Von der Bahn auf die Bühne: Zunächst noch mit Textbuch in der Hand sprang Schreiber, der von 2014 bis 2015 als Dirk Drechsler in der ARD-Telenovela „Rote Rosen“ populär geworden war, in die Rolle des Patriarchen Werner. Der teilt seinen Lieben am 75. Geburtstag mit, dass er sich nach seinem Tod einfrieren und erst Jahre später wieder auftauen lassen werde.
Obwohl „Frost – Eine Komödie“ von Richard Kropf ein pointiertes dialogträchtiges Stück ist, probierte es Schreiber beim zweiten Durchlauf bereits großteils ohne Textbuch. In Absprache mit der Technik sollte bis zum Abend entschieden werden, ob der Protagonist sicherheitshalber mit einem Knopf im Ohr spielt, mit der sogenannten In-Ear-Variante. Vorteil für Schreiber und die Komödie Winterhude: Er kennt das Theater genau, hat dort bis Mitte April in der historischen Farce „Marie Antoinette oder Kuchen für alle“ neben Anna Thalbach den König Ludwig XVI. gegeben. Und das Publikum unter anderem mit einem melodischen Pfeiff-Solo begeistert.
Komödie Winterhude: Klaus Christian Schreiber spielte in der legendären „Black Rider“-Uraufführung
Vor seiner persönlichen „Frost“-Premiere hatte Schreiber noch anderes zu tun: Obwohl nicht so opulent ausstaffiert wie in „Marie Antoinette“, musste der agile Schauspieler zur Kostümprobe und noch in die Maske: Schreiber, Jahrgang 1959, ist schließlich 17 Jahre jünger als die Erstbesetzung für den 75-jährigen. Patriarchen. Nebenbei bezog er seine Künstlerwohnung.
Immerhin kennt sich Klaus Christian Schreiber in Hamburg aus: Mitte der 80er-Jahre holte ihn der im Vorjahr gestorbene Jürgen Flimm zu Beginn seiner Intendanz ans Thala Theater. Am Alstertor spielte Schreiber, heute selbst als Regisseur tätig, auch in der legendären Uraufführung von „The Black Rider“, übernahm dann in Theatern in ganz Deutschland Haupt- und Nebenrollen in Klassikern wie „Dreigroschenoper“, „Maria Stuart“ oder „Wilhelm Tell“. Das „Theatertier“ wird die Hauptrolle in „Frost“ vorerst bis zum 12. Mai übernehmen.
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Derweil schont sich Hollinderbäumer, dessen Sohn Seth in Hamburg lebt, auf ärztliches Anraten. „Das Team der Komödie und das gesamte Ensemble wünschen Dietrich Hollinderbäumer von Herzen schnelle Genesung. Wir denken an ihn!“, sagte Theaterleiterin Duah. „Frost“ steht bis zum 26. Mai auf dem Komödien-Spielplan.