Hamburg. Das Jazzpiano-Trio spielte sich bei seinem Konzert geradezu in einen Rausch. Statt Routine gab es ein Füllhorn an Überraschungen.

  • Jazz-Konzert in der Laeiszhalle Hamburg – zu Gast ist das Trio Enemy
  • Trio kämpft gegen Routine an und begeistert
  • Stücke klingen oft spontan und improvisisert und versetzen Publikum in Rausch

„Enemy“, also Feind, ist mal ein ungewöhnlicher Name für ein Jazz-Piano-Trio. Denn eigentlich geht es bei dieser speziellen Konstellation ja gerade nicht um ein Gegen-, sondern um ein Miteinander, um ein gemeinsames Sichaufschwingen zu musikalischen Höhenflügen. Aber ganz so ernst gemeint ist der Name bei Pianist Kit Downes, Bassist Petter Eldh und Schlagzeuger James Maddren auch gar nicht: Wenn die drei einen Feind haben, dann die Routine – und gegen die arbeiten sie beim Konzert im sehr gut gefüllten Kleinen Saal der Laeiszhalle am Mittwochabend konsequent an.

Laeiszhalle Hamburg: Jazz-Trio Enemy – diese Feindschaft klingt so gut

Bestes Beispiel ist schon der Opener „Minus Monks“ vom 2022er ECM-Album „Vermillion“. Was geradezu behutsam startet, nimmt binnen weniger Minuten mehr und mehr Fahrt auf, wird zu einem Füllhorn der Melodieanrisse und Seitenthemen. Selten lässt sich wirklich vorhersehen, was als Nächstes kommt, wer die Führung übernimmt. Mal gibt Downes die melodische Richtung vor, dann wieder schafft Eldh sich am Bass mächtig rein, oder Maddren wechselt die Tempi schneller als man „Free Jazz“ sagen kann. Nicht umsonst heißt eines der Stücke an diesem Abend „Faster Than Light“ und hat echte Bleifuß-Qualitäten.

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Wobei es sich hier nicht wirklich um Free Jazz handelt, auch wenn vieles sehr spontan und improvisiert wirkt. Atonale Momente sind selten, wirklich sperrig wird es eigentlich nie, was im Vordergrund steht, ist das enorme Energielevel, das die drei Musiker auch in eher ruhigen Momenten halten. Es ist ein wogendes Auf und Ab, das sich ganz besonders entfaltet, wenn die Stücke nicht wie auf CD nach fünf Minuten enden, sondern eines ins andere fließt und deshalb jeder der drei Konzertabschitte vor der Zugabe locker die 20-Minuten-Marke überspringt. Ein Rausch auf der Bühne, der auf das Publikum abstrahlt.

Großer Jubel für eine intensive Jazz-Erfahrung.