Hamburg. Carl Philipp Emanuel Bach Fest Hamburg beginnt mit mitreißendem Konzert der Dresdner Kapellsolisten. Die Eröffnung macht Lust auf mehr.
Diese Musik überfällt ihr Publikum aus dem Hinterhalt. Zu Beginn der Sinfonie D-Dur Wq. 176 von Carl Philipp Emanuel Bach muss man sich beim Hören am Sitz festhalten, um nicht weggespült zu werden von den auffahrenden Trompetenfanfaren, vom Knattern der Paukenwirbeln und von den Trillern der Geigen und Holzbläser. Mit dieser Triumphgeste eröffnen Hansjörg Albrecht und die Dresdner Kapellsolisten in der Laeiszhalle das Carl Philipp Emanuel Bach Fest Hamburg.
Hamburgs heimlicher Held triumphiert in der Laeiszhalle
Der zweitälteste Sohn des großen Johann Sebastian (oft schlicht zu CPE abgekürzt) ist der heimliche Held Hamburgs. Nach dem üppigen Jubeljahr 2014 anlässlich seines 300. Geburtstags war er wieder weitgehend vom Radar verschwunden. Zu brüchig, zu kantig, zu emotional, seine Musik. Wer sie auf die leichte Schulter nimmt, den blamiert sie bis auf die Knochen.
Deshalb kann man Hansjörg Albrecht, den Dirigenten des Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chors Hamburg, und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen, allen voran die Intendantin Sophie Werkmeister, gar nicht genug loben für ihre Initiative, dem Komponisten jährlich ein Festival auszurichten. Schirmherr ist der Kultursenator, eine beachtliche Reihe an Förderern und Kooperationspartnern ist mit an Bord. Das Programm reicht vom Kammerkonzert und Rezitation über eine Akademie bis zum Sinfoniekonzert; unter den Veranstaltungsorten sind zahlreiche Kirchen, aber auch das KomponistenQuartier, das Nachtasyl im Thalia Theater und die Elbphilharmonie.
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Das Eröffnungskonzert weckt die allerschönsten Hoffnungen. Schon der Mut des Orchesters, CPE auf modernen Streichinstrumenten zu spielen, verblüfft. Eigentlich verträgt seine Musik das nämlich nicht. Aber die Dresdner treten den Beweis dafür an, dass historisch informiertes Spiel zunächst eine Frage der Gestaltung und Musizierhaltung ist und nicht des Materials. Diese Spielerinnen und Spieler behandeln ihre schweren romantischen Bögen noch im rasantesten Tempo mit ebenjener Leichtigkeit, die CPE verlangt, und sie verleihen der melancholischen Gesanglichkeit des langsamen Satzes eine mürbe Milde, die eigentlich auf einer modernen Geige so gar nicht zu finden ist. Aber manchmal eben doch.
Das Programm ist symmetrisch aufgebaut: Zwei Sinfonien rahmen es, dazwischen stehen zwei Cellokonzerte mit dem Solisten Jan Vogler und zwei faszinierend fortschrittliche Opernouvertüren von CPEs jüngstem Bruder Johann Christian. Großer Jubel für ein Feuerwerk an Inspiration.
Das Festival läuft noch bis zum 29. April. Informationen unter www.cpe-bach-chor.de/cpeb-fest