Hamburg. Oboist Albrecht Mayer kam mit den Berliner Barock Solisten in den Großen Saal der Elbphilharmonie. Es gab einiges zu entdecken.
Bach ist eine sichere Bank. Gerade im August hat der Solo-Oboist bei den Berliner PhilharmonikernAlbrecht Mayer ein CD-Album mit Bach veröffentlicht. Jetzt steht Weihnachten vor der Tür. Der Veranstalter, Konzertdirektion Dr. Rudolf Goette, konnte sich für sein Pro-Arte-Konzert über einen vollen großen Elbphilharmonie-Saal freuen. Mayer kam mit den Berliner Barocksolisten, die auch auf seinem Album „Bach Generations“ spielen, erlesene Musiker, viele von den Berliner Philharmonikern, aber auch einige Gäste.
Es gab relativ unbekannte Mitglieder der großen Bach-Musiker-Familie zu entdecken. Johann Sebastian und sein zweitältester Sohn Carl Philipp Emanuel sind natürlich bekannt. Dagegen ist der Sohn Johann Christoph Friedrich (1732–1795) fast gar nicht im Bewusstsein, und vom Onkel Johann Christoph (1642–1703) werden die wenigsten gehört haben. Er „... war ein profonder Componist“, schrieb Johann Sebastian in seiner Familienchronik von 1735. Von ihm und seinem Lamento „Ach, daß ich Wassers gnug hätte“ schwärmte in Hamburg auch Oboist Albrecht Mayer in seinen eingestreuten Moderationen. Eigentlich für eine Altstimme komponiert, zelebrierte Mayer diese Klage-Kantate über das Leid der Welt auf seinem sonor klingenden Englischhorn, der Alt-Oboe.
Elbphilharmonie Hamburg: Genüsslich kosten die Musiker die vielen sich reibenden Dissonanzen aus
Ein wenig kam das Tempo nicht so richtig vom Fleck, dafür kosteten die Musiker aber genüsslich und sehr wirkungsvoll die vielen sich reibenden Dissonanzen aus.
Flotter kam der Auftakt mit der Sinfonia d-Moll von Johann Christoph Friedrich daher: schwungvoller „Sturm und Drang“ im Kontrast mit empfindsamen Melodien. Obwohl Carl Philipp Emanuel fast 20 Jahre älter ist als sein Bruder, wirkt er oft moderner und espritvoller. Das Cembalokonzert G-Dur Wq 9, auf der Oboe gespielt, und im zweiten Teil die Sinfonie Es-Dur sprühen nur so von kapriziösen Ideen, dynamischen Kontrasten auf engstem Raum, überraschenden Akzenten und mehr. Effektvoll serviert von den Berliner Barocksolisten.
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Die hatten zwar immer, auch bei Johann Sebastians 3. Brandenburgischem Konzert in einer Frühfassung, einen frischen musikantischen Puls, tendierten aber gelegentlich zu einem breiten Klang und routiniertem „Durchjagen“ der Musik. Berührend war die Zugabe, Händels legendäre Sarabande, die Arie „Lascia ch’io pianga“ aus der Oper „Rinaldo“. Albrecht Mayer verriet in seiner Moderation, dass sein Vater vor Kurzem gestorben ist. Er verzauberte hier mit Intensität und tollen Verzierungen der Melodie.