Hamburg. Ein Flugzeug stürzt ab. Mit einer Forscherin, die im All eine Entdeckung machte. Wie ist die ambitionierte Blockbuster-Erzählung?
Das Gute kann nur aus dem All kommen. Die Menschheit braucht Input von ganz weit draußen, weil sie auf dem Planeten Erde nichts mehr hinbekommt. Aber die Mächtigen haben etwas dagegen, es gibt eine Verschwörung des Staates gegen die Wünsche aller gerecht denkenden Menschen. Das muss dann so ungefähr schon der Horizont sein, vor dem sich die Handlung des vierteiligen Sci-Fi-Mystery-Thrillers „Das Signal“ abspielt, der ab dem 7. März auf Netflix abrufbar ist.
Der größte Streamingdienst unternimmt anhand dieser Miniserie einen Blockbuster-Versuch mit deutschen Topkräften wie Florian David Fitz und Peri Baumeister. Paula Groth (überzeugend: Baumeister) ist gerade zurück von der Internationalen Raumstation ISS, wo sie mit ihrem deutschen Kollegen Hadi Hiraj (Hadi Khanjanpour) Weltraumforschungen anstellte. Die einheimische Unternehmung hat in Benisha Mudhi (Sheeba Chadha) einen indischen Sponsor. Aha, denkt man sich, das globale Publikum wird mit globalem Personal versorgt.
„Das Signal“ auf Netflix: Das meiste spielt sich auf der Erde ab
Gedreht wurde aber vornehmlich in Deutschland und da auch viel in Studios. Apropos: Die Szenen aus dem All sind gut anzuschauen, aber nicht ansatzweise so schick und beeindruckend wie bei der Apple-Serie „For All Mankind“. Müssen sie auch gar nicht, denn „Das Signal“ ist keine Weltallserie. Im Gegenteil, das meiste spielt sich auf der Erde ab und dort insbesondere zwischen Paulas Mann Sven (Florian David Fitz) und der gemeinsamen, hörgeschädigten Tochter Charlie (Yuna Bennett).
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Diese sind nach Paulas Rückkehr auf die Erde nicht lange glücklich. Das Flugzeug aus Chile, wo die Raumkapsel der Astronauten landete, nach Deutschland stürzt unter rätselhaften Umständen ab. Wer ist dafür verantwortlich? Was hat Paula genau im All entdeckt? Warum interessiert sich der Staat so dafür? Aus codierten Sprachnachrichten seiner Frau setzt sich für Sven ein Bild zusammen, für das sich die Gesandten des Staates (unter anderem Meret Becker als Ermittlerin) brennend interessieren.
„Das Signal“ mit Florian David Fitz: Auf Familienkompabilität gebürstet
Was ist das alles ? Eine abgespacete Geschichte mit Mut zur Popcornkino-Fantasie, ordentlich produziert, aber aufgrund eines Nicht-Hollywood-Budgets in den Schauwerten insgesamt eher sparsam. Es gibt das süße Kind, dessen Wahrnehmungsapparat die einfachen Wahrheiten ausspricht: Sollte ein Ufo unterwegs zur Erde sein, warum kann diese Erde es dann nicht friedvoll ermpfangen? Und igendwann ist da auch ein Hund, der mit treuen Augen neben dem nach einem Mordanschlag (ein bisschen Action ist auch mit dabei) kurzfristig ausgeknockten Helden wacht.
Plausibel ist hier gar nichts, das muss auch gar nicht sein. „Das Signal“ ist spannend. Und könnte freilich noch spannender und abgedrehter (oder gerade eben realistischer) sein, wenn die Frage, was eigentlich real ist und was eingebildet, der eigentliche Treiber der Handlung wäre. Der Vierteiler (Drehbuch: Kim Zimmermann/Nadine Gottmann/Florian David Fitz) ist auf Familienkompabilität gebürstet; ein herzhaftes „Ist das mysteriös, Alter“ dürfte Gen-Z-Mitgliedern, die sich auf Netflix zu „Das Signal“ verirrten, jedenfalls eher selten entfahren.
Alles zu viel Kitsch, insgesamt. Am Ende wird es noch floralphilosophisch: „Wir sind wie Blumen an einem heißen Sommertag, wir kommen und gehen, einfach so.“ Aber schön wär‘s schon, wenn es Frieden ist, den das Weltall vielleicht dereinst mal zurücksendet.
„Das Signal“ ist ab 7. März auf Netflix abrufbar.