Hamburg. Hamburger Buchautor Matthias Gretzschel hat die lange Reise des „Hamborger Veermasters“ rekonstruiert und aufgeschrieben.
Freunde und Fans der historischen Viermastbark „Peking“ haben den 7. September in ihrem Kalender markiert: Dann nämlich kehrt der 1911 bei Blohm + Voss gebaute und nunmehr restaurierte Frachtsegler endlich wieder nach Hamburg zurück. Bevor die „Peking“ das Wahrzeichen des geplanten Deutschen Hafenmuseums wird, findet sie ihren Platz im Hansahafen. Im Schlepptau hat der „Hamborger Veermaster“ seit diesem Donnerstag das offizielle Buch, das im Internationalen Maritimen Museum vorgestellt wurde: Wie eine Galionsfigur schmückt der prächtige Band „Peking. Schicksal und Wiedergeburt eines legendären Hamburger Segelschiffes“ gleichsam die spektakuläre Rückkehr.
Der Hamburger Buchautor Matthias Gretzschel, langjähriger Redakteur des Abendblatts, hat die wechselvolle Geschichte akribisch rekonstruiert und damit auch einen Beitrag zur Historie der Reederei F. Laeisz geleistet. Denn die „Peking“ transportierte in deren Auftrag Salpeter (Natriumnitrat) aus Chile nach Hamburg und umrundete 34-mal Kap Hoorn, worauf Bürgermeister Peter Tschentscher in seinem Vorwort hinweist. Erschienen ist das Werk bei Koehler in Hamburg in Kooperation mit dem Abendblatt (160 Seiten, 29,95 Euro).
Maritime Geschichte
Wer sich für maritime Geschichte interessiert, kann in der Publikation zunächst in jene Zeit abtauchen, da der Schwabe Johann Laeisz in der Mitte des 18. Jahrhunderts in der Hansestadt sein Glück suchte. Während Johann als Zimmerpolier beim Bau der Hauptkirche St. Michaelis arbeitete, verdiente Sohn Ferdinand Laeisz (1801–1887) sein Geld als Hutmacher erfolgreich mit der Herstellung international gefragter farbiger Zylinderhüte.
Viermastbark "Peking" - Einblicke in Restaurierungsarbeiten
Nach der erfolgreichen Aufbauphase gab Ferdinand seiner Jugendneigung zur Seefahrt nach und bestellte bei der Werft J. Meyer in Lübeck die nach seinem Sohn genannte Brigg „Carl“ – der Anfang der späteren Reederei F. Laeisz. Während Dampfschiffe immer mehr die Seefahrt eroberten, setzte die Reederei Anfang des 20. Jahrhunderts weiterhin auf Segelschiffe. F. Laeisz brauchte dringend neue Großsegler, die später „Peking“ und „Passat“ heißen sollten und für den Einsatz auf der profitablen Südamerika-Route vorgesehen waren. „So ist man festlich gestimmt, als die ‚Peking‘ als erste der beiden Neubestellungen am 25. Februar 1911 vom Stapel läuft.“
Steter Blick auf die Zeitgeschichte
Gretzschel erzählt anschaulich und mit stetem Blick auf die Zeitgeschichte, wie der 115 Meter lange schnelle Frachtsegler Fahrt über die Weltmeere und durch die Zeitläufte aufnahm. Er beschreibt den Transport von Salpeter, der als Düngemittel sowie für die Herstellung von Sprengstoff gebraucht wurde, und die Zeit des Ersten Weltkrieges (im Kapitel „An der Kette“).
Stationen als Schulschiff unter britischer Flagge und viele Jahre als Museumsschiff in Manhattan (South Street Seaport Museum) folgen. Danach widmet sich der Autor intensiv dem kollektiven Bemühen, das darauf zielte, die „Peking“ vor dem Verfall zu retten und nach Hamburg zu bringen. Die Stiftung Hamburg Maritim erfährt für ihr Engagement mit diesem Buch nunmehr auch eine publizistische Würdigung.
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Der Leser kann gedanklich beim Transport der „Peking“ von New York über den „Großen Teich“ in die Werft nach Wewelsfleth dabei sein. Joachim Kaiser von der Stiftung Hamburg Maritim begleitete die gut elf Tage dauernde Fahrt. „Als das Schiff am 31. Juli 2017 die Insel Neuwerk, Hamburgs fernen Außenposten, erreicht, gibt es ein kräftiges Gewitter.“ Doch trotz des Regens sei das Schiff wenig später mit „großem Bahnhof“ empfangen worden.
Dass nun die Peter Werft die Arbeiten übernehmen konnte, ist auch das Verdienst von Hamburger Bundestagsabgeordneten. Für die Errichtung eines Deutschen Hafenmuseums konnten mit ihrer Unterstützung 120 Millionen Euro aus Bundesmitteln zur Verfügung gestellt werden. Wenn das Hafenmuseum fertig ist, werde die „Peking“ das neue Wahrzeichen, die „Nofretete“, sein, sagte Gert Hinnerk Behlmer, Beiratsvorsitzender der Stiftung Hamburg Maritim.