Berlin. Matthias Glasner kann mit starbesetztem Drama „Sterben“ die internationale Jury überzeugen. Welche Filme außerdem prämiert wurden.
Filmerfolg für Hamburg: Der in der Hansestadt geborene Regisseur Matthias Glasner konnte bei den 74. Filmfestspielen in Berlin, der Berlinale, die internationale Jury um Präsidentin Lupita Nyong‘o überzeugen. Bei der Gala am Sonnabend im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz nahm Glasner den Silbernen Bären für das beste Drehbuch entgegen. Er hatte den Film „Sterben“ außerdem als Regisseur verantwortet und produziert.
Den Goldenen Bären, der Hauptpreis des Filmfestivals, hat „Dahomey“, eine Koproduktion aus Frankreich, Benin und dem Senegal, abgeräumt. Der gerade einmal 67 Minuten lange Dokumentarfilm zeigt, wie Raubkunst aus Frankreich zurück nach Benin verschifft wird. Es ist nach „Sur l’Adamant“ im vergangenen Jahr die zweite Doku in Folge, die aus dem Wettbewerb der Berlinale als Sieger hervorgeht.
Berlinale: Hamburger gewinnt Silbernen Bären für Drehbuch
Ein schwer verdauliches, aber der Juryentscheidung zufolge unbedingt sehenswertes Kinoerlebnis bietet „Sterben“ vom Hamburger Regisseur Matthias Glasner. Drei Stunden lang exerziert der Regisseur hierin durch, wie der Tod nach den Lebenden greift – mit Bravour, zeigt die Bärenverleihung. Glasners Drehbuch konnte sich gegen 19 weitere internationale Produktionen im Wettbewerb durchsetzen.
Es sei „ein Film über den Mangel an Liebe“, so Glasner am Sonnabend auf der Preisverleihung, „aber er wurde mit viel Liebe gemacht“. Er und sein Team hätten es „genossen zu erleben, wie das Publikum auf diesen Film reagiert hat“. Er sehe das Kino als Raum des Erlebens, „deswegen ist dies ein Preis, den ich auch für das Kino gerne in Empfang nehme“.
„Sterben“ glänzt mit einer beachtenswerten Besetzung: Unter anderen Corinna Harfouch, Lars Eidinger, Lilith Stangenberg und Ronald Zehrfeld sind in Glasners neuem Film zu sehen. Und Hamburg wurde als Kulisse auch eine kleine Rolle zugedacht. Vom 25. April an soll „Sterben“ in deutschen Kinos zu sehen sein.
Hamburg auf der Berlinale: Diese Filme konnten Bären abräumen
Der Silberne Bär, „Preis der Jury“, geht zumindest ein kleines Stück weit ebenfalls an Hamburg. Diese Auszeichnung hat die Berlinale-Jury „L‘Empire“ zugedacht, einer Parodie auf Science-Ficition-Filme vom französischen Regisseur Bruno Dumont. Unterstützt hatte die Produktion die Moin Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, koproduziert wurde „L‘Empire“ von der Hamburger Firma Red Balloon Film.
Leer ausgegangen ist hingegen Andreas Dresens („Gundermann“) Wettbewerbsbeitrag „In Liebe, Eure Hilde“, in dem er die Liebes-, Lebens- und Leidensgeschichte der beiden von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer Hilde und Hans Coppi nachzeichnet. Während „Babylon Berlin“-Star Liv Lisa Fries hier die Protagonistin Hilde Coppi spielte, verkörperte das Thalia-Ensemblemitglied Johannes Hegemann die zweite Hauptrolle des Hans Coppi. Für den vielfach ausgezeichneten Bühnendarsteller ist es der erste Auftritt in einem Spielfilm.
Berlinale-Gewinner 2024: der Überblick
Insgesamt wurden auf der 74. Berlinale ein Goldener sowie sieben weitere Silberne Bären verliehen. Die Gewinner-Filme im Überblick:
- Goldener Bär für den „Besten Film“: „Dahomey“ (Matio Diop)
- Silberner Bär „Großer Preis der Jury“: „A Traveler‘s Needs“ (Hong Sangsoo)
- Silberner Bär „Preis der Jury“: „L‘Empire“ (Bruno Dumont)
- Silberner Bär für die „Beste Regie“: „Pepe“ (Nelson Carlos de los Santos Arias)
- Silberner Bär für die „Beste schauspielerische Leistung“ in einer Hauptrolle: Sebastian Stan in „A Different Man“ (Aaron Schimberg)
- Silberner Bär für die „Beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle2: Emily Watson in „Small Things like these“ (Tim Mielants)
- Silberner Bär für das „Beste Drehbuch“: Matthias Glasner „Sterben“
- Silberner Bär für eine „Herausragende künstlerische Leistung“: Kameramann Martin Gschlacht „Des Teufels Bad“ (Veronika Franz und Severin Fiala)
74. Berlinale: Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian müssen sich verabschieden
Welche der 20 Wettbewerbsbeiträge sich in diesem Jahr einen der begehrten Bären verdienten, darüber hat wie in jedem Jahr eine internationale Jury entschieden. Als Jurypräsidentin hatte das Festival die kenianisch-mexikanische Schauspielerin und Filmemacherin Lupita Nyong‘o bestimmt („Black Panther“). Mit ihr über die Filme beraten haben der deutsche Regisseur Christian Petzold („Roter Himmel“), der spanische Regisseur Albert Serra, der US-amerikanische Filmemacher Brady Corbet, die chinesische Filmemacherin Ann Hui, die italienische Schauspielerin Jasmine Trinca und die ukrainische Schriftstellerin Oksana Zabuzhko.
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Mit der Preisverleihungsgala am Sonnabend endet die 74. Berlinale nach zehn Tagen. Es war die letzte Ausgabe des Filmfestivals unter der Intendanz von Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek und dem künstlerischen Direktor Carlo Chatrian. Die beiden hatten die Berlinale fünf Jahre lang geleitet. Im kommenden Jahr wird die Amerikanerin Tricia Tuttle das Cineasten-Zepter in der Hand haben.
Die 74. Berlinale
Die Internationalen Filmfestspiele von Berlin sind neben den Festivals in Cannes und Venedig eines der wichtigsten Ereignisse der Film- und Kinobranche, aber auch der Filmliebhaber. Das Publikumsfestival zieht jährlich rund 300.000 Besucherinnen und Besucher in die Hauptstadt. In verschiedenen Sektionen feiern im Jahr 2024 ganze 233 Filme aus 80 Ländern ihre Welt-, Europa- oder Deutschlandpremiere.
In der Sparte Wettbewerb treten sie gegeneinander um die höchsten Auszeichnungen der Berlinale, die Goldenen Bären, an. Wer die Preise letztlich gewinnt, entscheidet eine hochkarätig besetzte Jury, diesmal mit der kenianisch-mexikanischen Filmemacherin, Schauspielerin und Autorin Lupita Nyong‘o an der Spitze.
Die 74. Internationalen Filmfestspiele von Berlin werden letztmalig von einer Doppelspitze bestehend aus Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian geleitet. Im kommenden Jahr soll die Amerikanerin Tricia Tuttle das Cineasten-Zepter übernehmen. Die diesjährige Berlinale findet vom 15. bis 25. Februar in zahlreichen Kinos in Berlin statt.