Hamburg/Berlin. Gleich mehrere Filme von und mit Hamburgern haben Chancen auf Goldene Bären. Auch ein Thalia-Schauspieler mischt bei dem Event mit.

Das größte Publikumsfilmfestival der Welt, die Berlinale, ist nicht aus der Hauptstadt wegzudenken. Ohne Hamburg würde den 74. Internationalen Filmfestspielen, die zwischen dem 15. und 25. Februar stattfinden, aber so einiges fehlen. Gleich drei Filme, die im internationalen Wettbewerb um die heiß begehrten Goldenen Bären antreten, bringen Hamburger Stars auf den roten Teppich. Zahlreiche weitere Produktionen mit Beteiligung aus der Hansestadt laufen in weiteren Sektionen des Festivals. Worauf Filmliebhaber sich freuen können.

Berlinale 2024: So viel Hamburg steckt in dem Filmfestival

Die Moin-Filmförderung hat dieser Tage ganz schön viel zu feiern. Schließlich konnte der von ihr unterstütze Regisseur İlker Çatak sich erst kürzlich über die Nominierung für einen Oscar freuen. Çataks Film „Das Lehrerzimmer“ feierte seine Weltpremiere im vergangenen Jahr auf der Berlinale, Hauptdarstellerin Leonie Benesch wurde prompt zum Shootingstar des Festivals auserkoren. „Der Film hat auf der Berlinale natürlich einen Riesenaufschlag bekommen“, weiß auch Claudia Hartmann von der Moin Filmförderung.

Umso vielversprechender, dass auch in diesem Jahr so mancher Moin-geförderte Film auf dem Festival läuft. Mit etwas Glück sowie ausreichend Zuspruch von Jury, Publikum und Kritik landen die Hamburger wieder einen Volltreffer – und dafür haben sie gleich acht Chancen, denn so viele Moin-geförderte Streifen flimmern in diesem Jahr über die Berlinale-Leinwände. „Wir haben diesmal acht Filme in fünf Sektionen vom Kurzfilm bis zu den großen Dramen im Wettbewerb. Das zeigt auch die Bandbreite der Region“, so Hartmann.

Kino aus Hamburg: Neuer Film mit Lars Eidinger und Corinna Harfouch bei Berlinale

Gleich zwei dieser Filme starten in der Sektion Wettbewerb und haben somit das Potenzial, Goldene Bären abzuräumen. Darunter „Sterben“, das neueste Werk des Hamburger Regisseurs Matthias Glasner (Fernsehserie „Das Boot“ 2020), der sich diesmal seiner Heimat widmet. „Ein großer Teil des Films ,Sterben‘ wurde in Hamburg und Schleswig-Holstein gedreht“, nämlich im vergangenen Winter, berichtet Hartmann. „Das Filmteam hatte insgesamt 18 Drehtage hier in der Region, unter anderem filmten sie in St. Georg, auf dem Kiez und in Wedel.“

Doch nicht allein markante Gegenden Hamburgs ziehen hier die Blick auf sich. Das Drama könnte starbesetzter kaum sein: Unter anderen Corinna Harfouch, Lars Eidinger und Lilith Stangenberg sind in dem Film über die Intensität des Lebens angesichts der Unverschämtheit des Todes zu sehen.

Als zweiter Moin-geförderter Film im Wettbewerb zu sehen ist der Science-Fiction-Streifen „L‘Empire“ vom französischen Regisseur Bruno Dumont. Hierbei lagen Teile der Post- und die Koproduktion des Films mit Camille Cottin („A Haunting in Venice“ 2023) in der Hauptrolle in Hamburger Hand.

Die 74. Berlinale

Die Internationalen Filmfestspiele von Berlin sind neben den Festivals in Cannes und Venedig eines der wichtigsten Ereignisse der Film- und Kinobranche, aber auch der Filmliebhaber. Das Publikumsfestival zieht jährlich rund 300.000 Besucherinnen und Besucher in die Hauptstadt. In verschiedenen Sektionen feiern im Jahr 2024 ganze 233 Filme aus 80 Ländern ihre Welt-, Europa- oder Deutschlandpremiere.

In der Sparte Wettbewerb treten sie gegeneinander um die höchsten Auszeichnungen der Berlinale, die Goldenen Bären, an. Wer die Preise letztlich gewinnt, entscheidet eine hochkarätig besetzte Jury, diesmal mit der kenianisch-mexikanischen Filmemacherin, Schauspielerin und Autorin Lupita Nyong‘o an der Spitze.

Die 74. Internationalen Filmfestspiele von Berlin werden letztmalig von einer Doppelspitze bestehend aus Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian geleitet. Im kommenden Jahr soll die Amerikanerin Tricia Tuttle das Cineasten-Zepter übernehmen. Die diesjährige Berlinale findet vom 15. bis 25. Februar in zahlreichen Kinos in Berlin statt.

Hamburg auf der Berlinale: Andreas Dresen besetzt Thalia-Theater-Schauspieler für Hauptrolle

Aller guten Dinge sind drei: Ein weiterer vielversprechender Wettbewerbsbeitrag des kommenden Festivals wartet sogar mit einem Hamburger in einer Hauptrolle auf. Mit „In Liebe, eure Hilde“ verfilmt Berlinale-Stammgast Andreas Dresen (u. a. „Gundermann“ 2018 und „Rabiye Kurnaz vs. George W. Bush“ 2022) die tragische (Liebes-)Geschichte der beiden Widerstandskämpfer Hilde und Hans Coppi, die 1942 und 1943 von den Nazis hingerichtet wurden. Die zweite Hauptrolle des Hans Coppi spielt darin das Thalia-Ensemblemitglied Johannes Hegemann – der sich bislang fast ausschließlich auf Theaterbühnen tummelte. „Als erster größerer Film ist das schon krass“, sagt der Schauspieler, der 2022 den Boy-Gobert-Preis erhielt, dem Abendblatt anlässlich der Einladung zu den Filmfestspielen.

Bei der kommenden Berlinale wird er an seiner ersten Filmpremiere überhaupt teilnehmen und dann auch noch bei einem Werk, in dem er selbst eine Hauptrolle übernimmt. Die zentrale Figur des Films und Frau an seiner Seite, Hilde Coppi, spielt Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“ seit 2017). „Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde: Das war auch herausfordernd. Neben so einem Star wie Liv ist man am Anfang natürlich auch etwas aufgeregt“, erinnert sich Hegemann an den Dreh nahe Berlin.

In Vorbereitung auf seine Rolle sei er tief in die Beweggründe des Hans Coppi eingetaucht: „Er hat sein Leben in vollem Bewusstsein aufs Spiel gesetzt. Das ist schon irre. Was für einen Charakter muss man haben, um in dem Alter zu entscheiden, sich gegen dieses Regime aufzulehnen?“, sagt Hegemann zu dem mit nur 26 Jahren getöteten Coppi. Angesichts der jüngsten Ereignisse habe „In Liebe, eure Hilde“ seit dem Dreh im Herbst 2022 inhaltlich noch einmal an Relevanz hinzugewonnen, findet der Schauspieler.

Berlinale 2024: Neuer Film von „Systemsprenger“-Regisseurin mit Spannung erwartet

Zwar nicht im Wettbewerb der Berlinale, wohl aber in der Sektion Panorama, wird der neue Film von Nora Fingscheidt mit Spannung erwartet. „Nora Fingscheidt wohnt zwar mittlerweile im Ausland, aber lebte auch einige Jahre lang in Hamburg. 2019 hatte sie Ihren absoluten Durchbruch mit ,Systemsprenger‘, damit gewann sie auch den Silbernen Bären“, sagt Claudia Hartmann von der Moin-Filmförderung. Ihr neuestes Werk „The Outrun“ glänzt mit der Irin Saoirse Ronan („Ladybird“ 2017) in der Hauptrolle.

Seine Weltpremiere feiert der Film bereits im Januar auf dem Sundance Film Festival in Utah/USA. „The Outrun“ erzählt die Geschichte der Rona, die nach langer Zeit auf die schottischen Orkney-Inseln zurückkehrt, wo sich Kindheitserinnerungen mit ihrer just überwundenen Alkoholsucht verschmelzen.

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Weitere Filme mit Hamburger Beteiligung auf der diesjährigen Berlinale sind der Dokumentarfilm „My Stolen Planet“, der Kurzfilm „Porzellan“ und die Komödie „Treasure“ der Regisseurin Julia von Heinz mit Lena Dunham und Stephen Fry. Im Forum der Berlinale sind zudem „Reproduktion“ der Hamburger Regisseurin Katharina Pethke und „Spuren von Bewegung vor dem Eis“ der schleswig-holsteinischen Filmemacherin Ann Carolin Renninger zu sehen.