Hamburg. Anna Schwan unterstützt mit „Meet Frida“ junge Künstlerinnen und Künstler. Mit dem Kunstfest Weimar ruft sie zum Plakatwettbewerb auf.
Gegen das Wiedererstarken der AfD und anderer rechtsgerichteter Kräfte gehen viele Menschen auf die Straße, beteiligen sich an Petitionen oder spenden für Wahlplakate, um für eine prodemokratische Wahl zu mobilisieren. Die Hamburger Kunstagentin Anna Schwan will mit einer besonderen Aktion gegen die Partei und für Demokratie demonstrieren. Über ihre gemeinnützige Kunststiftung „MeetFrida“, mit der sie junge Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland unterstützt, ruft sie zum Plakatwettbewerb gegen rechts auf. Nicht in Hamburg, wo sie lebt, sondern in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, wo im September neue Landtage gewählt werden.
Hamburger Abendblatt: Was hat Sie auf die Idee gebracht? Als Hamburgerin liegt es ja nicht unbedingt nahe, sich in den östlichen Bundesländern zu engagieren.
Anna Schwan: Die AfD macht mir schon seit Langem Sorgen und die Zuläufe an Mitgliedern eben auch. Meine Familie stammt ursprünglich aus Weimar, daher kommt meine Verbindung nach Thüringen. Und ich habe gemerkt, dass hinter den Zahlen eine wirklich demokratiefeindliche Haltung steckt. Als die Prognosen für dieses Jahr kamen, dass die AfD in Sachsen und Thüringen stärkste Kraft werden könnte, habe ich gedacht, dass ich jetzt dringend etwas unternehmen muss, um für Demokratie zu werben, um zu zeigen, dass Vielfalt, Weltoffenheit und Toleranz die wichtigsten Werte sind, auf die unsere Gesellschaft aufbaut.
Mit Kunst gegen die AfD in Brandenburg, Sachsen und Thüringen demonstrieren
Wenn Sie in Weimar sind: Merkt man da einen Unterschied zur Stimmung in Hamburg?
Weimar ist eine relativ offene Stadt wegen der Bauhaus-Universität, der Musikhochschule, den vielen Studierenden und Menschen, die in kreativen Berufen arbeiten. Aber man merkt, dass dort zwei ganz unterschiedliche Welten aufeinanderprallen: Neben den liberalen Intellektuellen gibt es große Teile der Bevölkerung, bei denen nie angekommen ist, dass die Demokratie die beste Staatsform ist. Und die Leute, mit denen ich regelmäßig spreche, haben auch wirklich Angst. Durch meine Kontakte habe ich Rolf C. Hemke, den Leiter des Kunstfests Weimar, kennengelernt und mit ihm die Idee „Kunst schafft Demokratie“ entwickelt – er war sofort davon begeistert und wird die Aktion mit „MeetFrida“ zusammen durchführen.
Was haben Sie geplant?
Wir laden Künstlerinnen und Künstler ein, sich mit ihren Werken an dieser wichtigen Aktion zu beteiligen. Die ausgewählten Kunstwerke werden im August, also in der heißen Wahlkampfphase, auf 200 großformatigen Plakatflächen im öffentlichen Raum in Sachsen und Thüringen präsentiert, um die Menschen direkt im Alltag auf der Straße zu erreichen. Eine unabhängige Expertenjury wird die eingereichten Arbeiten bewerten und die fünf aussagekräftigsten auswählen. Fünf weitere Motive werden für Online-Aktivitäten ausgewählt. Die Plakate sollen vor allem ein positives, demokratisches Narrativ abbilden und zum Wählen aufrufen. Außerdem möchten wir über verschiedene Dialogformate und unter Einbeziehung demokratisch orientierter Institutionen mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen. Auch dafür sollen die Kreativen ihre Ideen einreichen.
Die Botschaft, zur demokratischen Wahl aufzurufen, muss erkennbar sein
Gibt es künstlerische Vorgaben?
Formell müssen die Teilnehmenden wie bei „MeetFrida“-Projekten bildende Künstlerinnen oder Künstler mit einem abgeschlossenen Studium sein und schon erste Ausstellungserfahrung sowie eine Empfehlung haben. In der Gestaltung sind sie aber ganz frei; von Malerei über Skulptur bis zur digitalen Kunst ist alles möglich. Wichtig ist, dass die Botschaft – nämlich, zur demokratischen Wahl aufzurufen – klar erkennbar ist. Es soll über eine reine Kunstaktion hinausgehen. Wir wollen, dass die schweigende Mehrheit, die ja jetzt glücklicherweise gegen rechts aufsteht, weiter sensibilisiert und mobilisiert wird.
Wie kann man als Künstlerin oder Künstler teilnehmen?
Ab 1. Februar startet unser „Call for Artists“. Dann können Interessierte über die Website von „MeetFrida“ ihre Ideen einreichen.
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Und wie kann man zum Gelingen der Aktion sonst beitragen?
Wer nicht künstlerisch tätig ist, kann sich an der Aktion durch Spenden beteiligen. Wir sind tatsächlich dringend auf der Suche nach Spenden, Sponsoren und Förderungen, sonst kann die Aktion nicht stattfinden. Deshalb haben wir jetzt eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext ins Leben gerufen, um Spenden einzuwerben und die Demokratie nicht nur sichtbar, sondern auch erfahrbar zu machen. Die Spenden finanzieren die Umsetzung des Projekts und sorgen dafür, dass die Künstlerinnen und Künstler ein angemessenes Anerkennungshonorar erhalten.
Infos zu „MeetFrida“ und „Kunst schafft Demokratie“ unter meetfrida.art