Hamburg. Bemerkenswertes Hamburg-Konzert der Academy of St Martin in the Fields mit Adam Fischer am Pult und Beatrice Rana am Flügel.

Ein wenig erinnerte man sich an diesem Elbphilharmonie-Abend auch an den unvergessenen, vor fast acht Jahren verstorbenen Sir Neville Marriner und seine Kunst, die von ihm gegründete Academy of St Martin in the Fields bei jedem Konzert zu Höchstleistungen anzuspornen. Am Mittwoch stand beim ProArte-Konzert im Großen Saal kein Geringerer als Adam Fischer am Pult dieses legendären Orchesters und begeisterte mit einem an Marriner anknüpfenden Geist und einer fast sportlichen Art des Dirigierens.

Elbphilharmonie: Beatrice Rana begeistert auch den Dirigenten

Nach dem einleitenden Bläserakkord von Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre zu „Ein Sommernachtstraum“ op. 21, ließ er den Taktstock wie bei einem Degenstoß nach vorne schnellen und das ganze Orchester im Forte darauf antworten. Und zögerte auch später nicht, mit ausholenden Schlägen, ausgebreiteten oder von links nach rechts gleitenden Armen die schönsten Klänge und Spannungsbögen zu erzeugen. Es war nicht seine Schuld, dass ein weggerutschter Flötenton bei einem Bläserakkord dann auch mal eine kleine Delle in den an sich selbst gestellten Anspruch dieses auf Perfektion gedrillten Ensembles schlug. Aber das von den Klarinetten begleitete und später vom warmen Klang der Hörner untermalte Thema der Violinen sowie ein Schlussakkord im wirklich äußersten Pianissimo machten das alles wieder wett.

Pianistisches Ausnahmetalent lässt die Finger nur so über die Tasten fliegen

Ebenso inspirierend für die Academy of St Martin in the Fields wie dieser Dirigent war danach auch die in einem zitronengelben Abendkleid auftretende italienische Pianistin Beatrice Rana bei Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466. Nach der Orchesterexposition, bei der die Hörner, um einen Akzent zu verstärken, einen Sekundbruchteil früher einsetzten als das ganze Orchester, bezauberte Rana schon gleich mit ihrem ersten Solo voller Klangsensibilität und Eleganz. Adam Fischer wandte sich, weil das Orchester kurz pausierte, zu ihr um und hielt beide Hände vor die Brust, als wollte er damit seiner Bewunderung Ausdruck verleihen.

Die dynamischen Abstufungen und kleinen Verzögerungen in Ranas Gestaltung ebenso wie die oft kraftvoll hervortretende linke Hand setzten unglaubliche Kontrastfelder frei. Diese Haltung potenzierte dieses pianistische Ausnahmetalent dann auch gleich nach der Pause in Mendelssohn Bartholdys Klavierkonzert Nr. 1 g-Moll op. 25, wo Rana bei rasenden, wie hingewehten Läufen die Finger nur so über die Tasten fliegen ließ. In der Romance war das von den Celli und Bratschen übernommene Thema neben dem delikaten Anschlag Ranas ebenso beeindruckend wie das furiose Finale, bei dem die Pianistin mit raffiniert abgesetzten, abwärts gerichteten Staccati die Holz- und Blechbläserpassagen konterkarierte.

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Bei Mozarts „Jupiter“-Sinfonie am Ende geriet Fischer dann noch einmal richtig in Fahrt und setzte mit kleinen Schwellern, vielen Überraschungen in Phrasierung und Tempi so viel Energie bei sich und der Academy frei, dass er vor dem Finale kaum mehr darauf warten wollte, dass die Musiker umgeblättert hatten, und ungeduldig von einer Seite zur anderen wippte.