Hamburg. Der beliebte Club und die Beat Boutique bekommen ein neues Zuhause. Im Frühjahr steht der Umzug an. Aber es bleiben Fragezeichen.
Leicht zitternde Betonwände, gewölbte Decke, oben drüber eine Hundert Jahre alte Bahntrasse: Man glaubt fast, im Club Fundbureau unter der Sternbrücke an der Max-Brauer-Allee Ecke Stresemannstraße zu stehen. Aber es ist ein leeres Gewölbe in einer der Kasematten in der Oberhafenstraße hinter den Deichtorhallen. Aber spätestens in vier Monaten soll der beliebte alternative Techno- und Elektroclub wie auch die benachbarte Beat Boutique, die am 1. Januar 2024 dem Neubau der Sternbrücke weichen müssen, hier ein neues Zuhause finden.
Fundbureau Hamburg bekommt neue Adresse in Oberhafenstraße
Kahle Betonwände, rostige Armierungseisen, alles nackt und kahl: In Berlin könnte so schon am nächsten Wochenende gefeiert werden. Hier aber will der Vermieter, die Sprinkenhof GmbH, noch eine Million Euro investieren. Fundbureau und Beat Boutique zahlen dann neun Euro Kaltmiete pro Quadratmeter, nach Ausbau der Gewölbe mit Bars, Dancefloors, Garderobe, WCs und Büros bleiben knapp 100 Quadratmeter Nutzfläche pro Kasematte.
Die Beat Boutique verdoppelt so ihre Besucherkapazität auf 200 Gäste, das Fundbureau hingegen wird sich verkleinern. Sie wären eine Art Pop-up-Vorauskommando, insgesamt wird mit zwölf bezogenen Kasematten geplant, vom Café über die Clubs bis zu Plattenläden und Restaurants, inspiriert offensichtlich von dem Areal am Alsterglacis oder auch zwischen Friedrichstraße und Alexanderplatz in Berlin.
Fundbureau zieht in die Kasematten – hier feierte schon Dieter Bohlen
Fundberau-Mitbetreiberin Luna Twiesselmann sieht bei der Präsentation der Pläne vor Ort am Freitag enormes Potenzial: „Mit den Deichtorhallen und dem Oberhafenquartier kann hier ein echtes Kulturviertel entstehen“, und Marco Francke von der Beat Boutique spürt noch den historischen Arbeitergeist des nahen, jetzt von Fernbahngleisen und Hauptstraßen eingeklemmten Münzviertels. Andere Sternbrücken-Clubs nahmen von den angebotenen Kasematten schnell Abstand: Zu abgelegen vom Trubel am bisherigen Standort, ein nachts fragwürdiger Nicht-Ort mit besonders schmuddeliger U-Bahn-Anbindung an der Steinstraße. Aber: Auch der Südpol an der Süderstraße (oder auch das 2019 geschlossene Moloch) liegt vergleichbar noch ungünstiger, gilt aber als angesagtester Club der Stadt.
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Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) hofft, dass alle Beteiligten und Gewerke zügig vorankommen. Seine und die Kulturbehörde befänden sich weiter im Austausch mit den anderen Sternbrücken-Clubs wie Astra Stube und Waagenbau, weiterhin ist keine Zwischenlösung oder endgültige neue Adresse spruchreif und verkündbar. Aber man sei optimistisch. Dressel kann sich auch noch daran erinnern, dass bereits in den 1990er-Jahren in den Kasematten getanzt wurde: Im „Traxx“ feierten Michael Ammer, Dieter Bohlen und zahlreiche Konsonantenpromis der C- und D-Kategorie mit tankgroßen Schampusflaschen. Danach standen die Kasematten über 20 Jahre leer, verfielen, wurden als Lagerflächen genutzt und in den letzten fünf Jahren von der Deutschen Bahn mit viel Beton nachverstärkt.
Die Bahn kam hier wie schon bei der Sternbrücke – eigentlich sollten die Clubs dort bereits 2010 ausziehen – und womöglich also wie üblich zu spät. Schon einmal verkündete die Sprinkenhof die Wiederbelebung der Kasematten mit Gastronomie, Clubs, Handel und Handwerk. Nur ein paar Monate Bauarbeiten der Bahn und schon könne es losgehen. Das war im August 2012.