Der Sprinkenhof-Chef Henning Tants lässt die Kasematten am Deichtor sanieren. 2013 sollen dann Läden und Kneipen dort einziehen.
Hammerbrook. Beschmierte Fassaden, kaputte Türen und eingeschlagene Fenster. So sehen die Kasematten hinter den Deichtorhallen aus. Ein Zustand, der bald der Vergangenheit angehören soll. Die ersten Bauzäune und Schuttcontainer an der Altländer Straße sind bereits aufgestellt worden.
Dort sollen schon bald Hamburger und Touristen flanieren und in einem der 14 Gewölbe unterhalb der mehr als 100 Jahre alten Fernbahntrasse in Richtung Süden einkaufen oder einkehren. Eine bunte Mischung aus Gastronomie, Einzelhandel und Handwerksbetrieben soll es werden. Die ersten Mieter sollen Ende 2013 einziehen. Die städtische Sprinkenhof AG als Eigentümer der Flächen übernimmt den Innenausbau und investiert rund 15 Millionen. Die Deutsche Bahn saniert zurzeit die baufälligen Gewölbe und sichert die Tragfähigkeit durch den Einbau von Betonstützen.
Wenn Oberbaudirektor Jörn Walter von dem Vorhaben spricht, dann gerät er ins Schwärmen: "Die Nutzung der Bögen würde einen Beitrag zum Brückenschlag zwischen Altstadt und HafenCity leisten."
In Berlin sieht man bereits, wie ausgebaute Gewölbe unter Bahnstrecken zu einem Anziehungspunkt werden können: Die belebten Bahnbögen ziehen sich von der Friedrichstraße über den Hackeschen Markt bis zum Alexanderplatz. Die Gewölbe mit Restaurants, Bars und Antikläden sind bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebt. Dort gehören sie längst zum Stadtbild.
Deshalb setzt auch Hamburg-Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll auf das Sprinkenhof-Vorhaben: "Die Bahnbögen in Nachbarschaft zu den Deichtorhallen werden sich zu einem neuen Anziehungspunkt entwickeln. Hier könnte eine neue Flaniermeile entstehen." Auf jeden Fall sei die Revitalisierung der Gewölbe ein Gewinn für die Stadt, sagt von Albedyll. Sprinkenhof-Chef Henning Tants verspricht: "Wir bringen Leben in diese Ecke. Schon jetzt gibt es zahlreiche Interessenten aus Gastronomie, Handel und Handwerk für die Flächen." Henning Tants ist besonders wichtig, dass der "Branchenmix" stimmt. Die Kaltmiete beginnt je nach Lage bei sechs Euro pro Quadratmeter.
Schon jetzt werden Besucher der Deichtorhallen auf die Baustelle aufmerksam. Marcel Sperrlich kommt gerade aus den Ausstellungshallen. Zusammen mit einem Freund macht er eine Tour durch Deutschland. Der Student ist zum ersten Mal in Hamburg und kennt die gewerblich genutzten Bahnbögen aus der Berliner Innenstadt. "Ich kann mir eine Meile mit Geschäften und Kneipen hier gut vorstellen.", sagt Sperrlich. Aber ihm ist wichtig: "Das Angebot muss stimmen, man braucht von allem etwas." Sein Kommilitone Patrick Klein ergänzt: "Noch ist hier ja ziemlich wenig los. Ein bisschen Belebung würde dieser Ecke guttun."
Richtig viel los war in den Katakomben in den 90er-Jahren - damals ging es hier in der damaligen In-Disco Traxx hoch her, die 2001 geschlossen wurde. Dort feierte vor allem der Veranstalter Michael Ammer mit Stars und Sternchen.
Wird hier vielleicht bald wieder der rote Teppich für Partygänger ausgelegt? Sprinkenhof-Chef Henning Tants ist für alles offen und sagt: "Warum nicht, wenn das Konzept stimmt." In Hamburg werden bereits die Kasematten am Alsterglacis und an der Mundsburg von Geschäften und Gastronomie genutzt.