Hamburg. Die große Caspar-David-Friedrich-Ausstellung wurde mit zahlreichen Gästen offiziell eröffnet. Ab Freitag ist sie öffentlich zugänglich.

„Spektakulär, überwältigend, wunderschön“ – an Lob sparte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nicht. Zur feierlichen Eröffnung der großen Caspar-David-Friedrich-Ausstellung „Kunst für eine neue Zeit“ in der Hamburger Kunsthalle war der Schirmherr am Mittwochabend mit dem Zug aus Berlin gekommen, um in Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher und des Hamburger Kultursenators Carsten Brosda über den berühmtesten Maler der deutschen Romantik zu sprechen und als einer der ersten Besucher durch die hochkarätige Schau geführt zu werden.

Es war der offizielle Auftakt einer ganzen Ausstellungsreihe, einer umfangreichen Trilogie, für die sich die Kunsthalle mit der Alten Nationalgalerie Berlin und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammengetan hat.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (links) traf auf Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher und den noch berühmteren „Wanderer über dem Nebelmeer“ (Mitte) von Caspar David Friedrich in der Hamburger Kunsthalle.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (links) traf auf Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher und den noch berühmteren „Wanderer über dem Nebelmeer“ (Mitte) von Caspar David Friedrich in der Hamburger Kunsthalle. © dpa | Marcus Brandt

Deren Direktor Ralph Gleis beziehungsweise Generaldirektorin Marion Ackermann waren mit ihren Kuratorenteams ebenfalls zum Festakt nach Hamburg gereist – in der Hoffnung, dass die Besucherströme sich in den kommenden Monaten auf alle drei Standorte verteilen mögen, womöglich auf einer Deutschlandreise, wie sie Kunsthallendirektor Alexander Klar seinen Gästen eingangs vorschlug: „Winter in Hamburg, Frühling in Berlin, Herbst in Dresden.“ Für einen 250. Geburtstag sollte man sich Zeit nehmen.

Frank-Walter Steinmeier schwärmt von Ausstellung in der Kunsthalle

Auch Steinmeier würdigte insbesondere die Zusammenarbeit der drei Häuser: „Entgegen aller Hamburger Zurückhaltung hat das kräftigen Applaus verdient!“ Von Zurückhaltung war in den vergangenen Wochen und Monaten ohnehin wenig zu spüren: Allein in Hamburg sind bereits mehr als 45.000 Tickets für die Schau verkauft worden, Werbeaktionen gab und gibt es etwa auf Kreuzfahrtschiffen (ein zwei Meter hoher Aluminium-Wanderer schippert bis März 2024 auf der „Mein Schiff“-Flotte und der MS „Europa“ über die Ozeane), und im Hard Rock Café an den Landungsbrücken kann man mit seinem Burger auch gleich ein Zeitfensterticket für den Museumsbesuch buchen.

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Dabei sei Caspar David Friedrich zu seiner Zeit „eher ein Schattengewächs, ein geradezu verschrobener Mensch“ gewesen, erinnerte Steinmeier, zudem „in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast völlig vergessen“. Heute sind wohl wenige Werke derart ikonisch wie Friedrichs viel zitierter „Wanderer über dem Nebelmeer“, die „Kreidefelsen auf Rügen“ oder sein geradezu visionär wirkendes „Eismeer“.

Steinmeier in der Hamburger Kunsthalle: Darum gehen Friedrichs Bilder so nahe

Caspar David Friedrichs Kunst reflektiere „die großen Umbrüche seiner Zeit“, sagte Steinmeier in seiner Rede. „Das kommt uns heute bekannt vor, auch wir erleben große Umbrüche und Veränderungen.“ Die Klimakatastrophe, der Krieg in der Ukraine, die Angriffe in Israel und im Gazastreifen. „Vielleicht hat es mit dieser existenziellen Verunsicherung zu tun, dass uns Friedrichs Bilder so nahe gehen.“ Er wünsche sich, so der Bundespräsident, dass viele Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt eine der Ausstellungen besuchen, auch „um vielleicht einfach für einen Moment die Zeit und ihre Beunruhigungen zu vergessen“.

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Steinmeier zitierte den Maler selbst, der im August 1810 an den Jenaer Theologieprofessor Friedrich August Koethe schrieb: „Sie verlangen zu wissen, was ich jetzt tue und treibe. Das bin ich mit Worten zu sagen nicht imstande, vielleicht ist es mir gelungen, nach Verlauf von einem halben Jahre meine Gedanken auf der Leinewand hingepinselt zu haben, und als dann lade ich Sie und alle so Wohlgefallen daran finden ein: kommet und sehet.“

Diesem „Aufruf des Meisters“ schloss sich der Schirmherr enthusiastisch an: „Kommet und sehet!“ Das ist nun von diesem Freitag an und bis zum 1. April 2024 möglich.