Hamburg. 100 Minuten feine Clubshow in der zu großen Sporthalle: Die Schweden rockten mit 2500 Fans. Und alle warteten nur auf einen Song.
- Mando Diao spielen ihr Hamburg-Konzert in der Sporthalle
- Die Show der Schweden wäre für das Molotow geeigneter gewesen
- Das Programm ist zackig, auf den Punkt gespielt
Am Donnerstag postete das Molotow auf Instagram ein Foto vom Auftritt von Mando Diao vor fast 20 Jahren im damals noch am Spielbudenplatz ansässigen Kellerclub. Ach, wie jung die Schweden aus Borlänge damals aussahen. Zehn Alben später ist eine Menge passiert. Dass Mando Diao nicht mehr am Spielbudenplatz spielt, liegt ja nicht nur daran, dass der Club seit dem berühmt-berüchtigten Madsen-Abend und Einsturzgefahr der Esso-Hochhäuser im Dezember 2013 an das Nobistor umgezogen ist. Mando Diao ist etwas zu erfolgreich geworden in der Zwischenzeit.
Und daher müssen Björn Dixgård und seine Jungs wie schon 2006 und ab 2014 regelmäßig in der Sporthalle ran. Wobei angesichts der 2500 Fans in der nicht mal zur Hälfte gefüllten Sportbutze (7000 passen theoretisch rein) gefragt werden kann, ob nicht auch mal wieder die Freiheit schön wäre. Die großen Zeiten mit Hits wie „Dance With Somebody“ (2009) sind schon eine Weile her, sogar in der schwedischen Heimat haben die zumeist garagenrockigen, aber von 2014 und dem Album „Ælita“ an auch elektronischen Lieder an kommerzieller Anziehungskraft verloren. Das aktuelle Album „Boblikov’s Magical World“ fiel dieses Jahr gnadenlos durch. Hm.
Mando Diao spielt Hamburg-Konzert in der Sporthalle und sorgt manchmal für Clubatmosphäre
Der neue Song „Frustration“ eröffnet den Abend auf der hübsch in Art déco geschmückten Bühne in der Sporthalle, gefolgt von „One Last Fire“ von 2019. Frust, letztes Aufbäumen? Nein, da ist noch „Fire In The Hall“, auf der Bühne und im Saal. Das Programm ist zackig, auf den Punkt gespielt. „Wir haben euch vermisst“, ruft Björn und zelebriert mitten im Winter hüftschwingend ein sommerlich-urbanes Partyleben. Es tropft schnell aus den Lederjacken der Band, daher werden sie nach zehn Minuten abgeworfen.
Ähnlich wie Jungle vor zwei Wochen schafft es Mando Diao, in der Halle nicht immer, aber oft für Clubatmosphäre zu sorgen. Das kann nicht jeder. Björn erzählt vor „Long Long Way“ sentimental von den Anfängen im Molotow und von den Beatles, die auch klein auf dem Kiez angefangen haben. Keine Standard-Ansagen. Kann auch nicht jeder. Da wird auch mal das Tempo rausgenommen, nur um mit „All The Things“ wieder durchzustarten - „Wir lieben Party!“
Mando Diao heizet Hamburger Publikum mit Kulthit in Sporthalle ein
Mando Diao hat gerade das deutsche Wort „Lokführer“ gelernt, und der Zug rollt und rollt. Etwas Elektro in „Money Doesn‘t Make You A Man“, die Ballade „Ochrasy“ und die 20er in „Long Before Rock ‘n‘ Roll“ ziehen als Klanglandschaften vorbei. Dann ist nach 90 Minuten, „Down In The Past“, „Gloria“, „Black Saturday“ und „Get It On“ (fast) das Ziel erreicht: „Dance With Somebody“ lässt den Saal tanzen. Schön.
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Mal sehen, was das Schicksal noch für Mando Diao bereithält. Und auch für das Molotow. Die derzeitige Adresse, an der Mando Diao übrigens 2017 ein Geheimkonzert in der SkyBar gab, steht aktuell mal wieder zur Diskussion (ein Hotel soll da hin), und der seit Jahren versprochene Neubau ist immer noch eine Baugrube. Aber vielleicht tanzt man irgendwann wieder mit irgendjemandem mit Mando im Molo. Wie heißt es im finalen Song in der Sporthalle: „Love Last Forever“. Diese Liebe hält ewig und 100 Minuten. Und: Molotow bleibt!