Hamburg. Schwedens zweifache Eurovisionssiegerin feiert mit 1500 euphorischen Fans im Docks – und singt einen Hit ebenfalls gleich zweimal.

„The Winner Takes It All”: Den Eurovision Song Contest einmal zu gewinnen, ist schon eine Sache für sich. Ihn aber zweimal zu gewinnen, das haben bisher nur Johnny Logan 1980 und 1987 für Irland und Loreen 2012 und 2023 für Schweden geschafft. Mit ebenso vielen ESC-Triumphen wie Deutschland ist Loreen also genau richtig am Freitag im ausverkauften Docks, nur wenige Meter vom Spielbudenplatz entfernt, wo seinerzeit viele Jahre lang die offizielle deutsche ESC-Party stieg.

Aber statt der großen, geradezu obszön von modernster Showtechnik dominierten Glamourbühne wie im Mai in Liverpool ist in Hamburg Kiez-Club-Atmosphäre angesagt. An den ESC erinnern nur acht Ventilatoren, die um Loreens Tanzquarree platziert sind und die Haare wehen lassen. Frischluft ist rar, 1500 Fans schieben sich in dicken Jacken durch den Eingang und zur Garderobe. Unter den Steppschichten ist es nur selten ESC-bunt, zwei Frauen erinnern sich noch an Loreens Auftritt 2014 im Knust, da war es anders.

Loreen in Hamburg: Fingernägel zum Popcorn-Schaufeln

Was sofort auffällt beim ersten Song „In My Head“ sind Loreens beachtlich lange künstliche Fingernägel aus Stein, wie gemacht dafür, einen Eimer Popcorn mit einer Handvoll leer zu schaufeln. Für sie sind sie auch im Docks ein besonders wichtiger Teil der Show, bei „Crying Out Your Name“ und „Jupiter Drive“ wirbelt sie mit ihnen wie mit Fächern und unterstreicht ihre barfüßigen Tanzbewegungen.

Schweden, acht Punkte: Loreen legte im Docks eine Show nach ESC-Maßstäben hin.
Schweden, acht Punkte: Loreen legte im Docks eine Show nach ESC-Maßstäben hin. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Denn getanzt wird die kompletten, kompakten 80 Minuten. Zwei Keyboarder rollen aus diversen digitalen Zauberkisten Ambient-, Disco- und Dance-Pop-Teppiche, über die Loreen mit den Liedern ihrer beiden Alben „Heal“ (2012) und „Ride“ (2017) gleitet. Bodenturnen zu Beats. Ihr drittes Album soll eigentlich noch dieses Jahr erscheinen, die erste neue, an diesem Abend in zwei Versionen live präsentierte Single „Is It Love“ kommt schon mal gut an in Hamburg.

Loreen: Nur die Scooter-Konfiguration wirkt artifiziell

Aber am sehnlichsten erwartet und laut mitgesungen werden natürlich die beiden ESC-Hits „Euphoria“ und „Tattoo“. Auch im Docks zeigt sich da dieses urschwedische Talent, Schwieriges einfach und eingängig klingen zu lassen und Einfaches nicht plump. Allerdings wirken die Scooter-Konfiguration mit zwei Keyboardern und die auf Loreens Stimme gestapelten Effekte in der Länge doch etwas statisch und artifiziell.

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Der letzte Song des Abends „Statement“ verklingt. Nette Party, Schweden acht Punkte. Und nach der Feier kommt das Fest: Am 9. Dezember spielt Lord Of The Lost beim „Lordfest“ in der edeloptics.de Arena.