Hamburg. Die Mezzosopranistin Elīna Garanča gewährt ihren Fans einen Gala-Abend, begleitet vom Wiener Kammerorchester unter Karel Mark Chichon.

Ein bisschen ungerecht ist das ja schon: Die vokalen Superstars sind eigentlich immer die hohen Stimmen. Tenöre, wie Pavarotti, Domingo, Kaufmann und Co. Oder eben Soprane. Von Callas bis Netrebko. Ihre Namen stehen für jene Extraportion Glanz, die weit über die Grenzen der Klassik hinausfunkelt. An ihren Glamourfaktor reichen die Protagonisten der tieferen Stimmlagen nur selten heran. Komisch. Schließlich gibt es auch da Sängerinnen und Sänger mit diesem besonderen Mix aus Charisma und musikalischer Strahlkraft.

Elīna Garanča lässt vokale Glücksströme in den Raum fluten

Elīna Garanča, zum Beispiel, hat so eine Aura. Mit der füllt sie den Großen Saal der Elbphilharmonie sicher auch Mitte Januar. Gut vier Monate nach ihrem umjubelten Auftritt an selber Stelle, als sie beim Festkonzert des Philharmonischen Staatsorchesters für Klaus-Michael Kühne zu erleben war, im zweiten Akt aus Saint-Saëns‘ Oper „Samson et Dalila“. Unvergessen, wie die lettische Mezzosopranistin da als Dalila vokale Glücksströme in den Raum fluten ließ. Betörend, lockend, sinnlich. Mit ihrem herrlichen Luxussamttimbre. Einem Timbre, dessen wohlige Fülle manchmal mit der etwas, sagen wir mal, distanzierten Ausstrahlung der Sängerin kontrastiert.

Die große Blonde mit den eisblauen Augen: Dieses Bild, von Fotografen gern vor hellem Hintergrund inszeniert, verströmt eine gewisse Kühle. Auch, weil Garanča dabei manchmal ein bisschen streng in die Kamera blickt. Dieses Klischee von der coolen Diva aus dem Norden hat sie lange Zeit ziemlich genervt. Ihr Selbstbild sieht anders aus. Ganz anders. Erst recht, bevor sie auf die Bühne geht. „Ich will die Leute umarmen, wie ein Mutterhuhn, das die Flügel öffnet und darunter sind alle Küken“, hat Elīna Garanča vor zwei Jahren im Interview mit dem Hamburger Abendblatt verraten. Sprich, sie möchte ihrem Publikum viel Wärme geben.

Vergleiche aus dem Tierreich scheinen ihr zu liegen. Auch wenn sie vom Verhältnis zu ihrem Ehemann, dem Dirigenten Karel Mark Chichon, erzählt. Dann beschreibt sie sich gern als „nervigen Chihuahua“, der rumspringt und bellt und alles infrage stellt. Und ihren Mann als Dogge, die alles „im englischen Stil“ erträgt. Hihi. Humor und Selbstironie hat sie also auch.

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Beim Konzert in der Elbphilharmonie stehen die beiden wieder zusammen auf der Bühne und werden sich bestimmt nicht anknurren, sondern bestens verstehen. Chichon begleitet seine Frau mit dem Wiener Kammerorchester. „The Best of Elīna Garanča“ heißt der Abend. Das Programm stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

„The Best of Elīna Garanča“ 16.1.24, 20.00, Elbphilharmonie. Tickets zu 32,- bis 158,- unter T. 35 35 55; www.proarte.de