Mezzosopranistin Elina Garanca begeisterte bei einem Gala-Konzert in der Laeiszhalle

Hamburg. Eine Operngala? Wozu braucht man so was? Da schaut ein Gesangsstar herein, der marketinghalber durchs Land getrieben wird, und mit ihm ein nicht zu teures Orchester, das dann den größeren und häufig reichlich uninspirierten Teil des Abends ohne das Goldkehlchen bestreitet - schließlich müssen die Stimmbänder noch für die nächsten 17 Tourstationen halten.

Das Konzert von Elina Garanca in der Laeiszhalle war das leuchtende Gegenbeispiel. Von der Ouvertüre zu Michail Glinkas "Ruslan und Ludmila" an spielte die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter ihrem Chefdirigenten Karel Mark Chichon derart spritzig, farbenreich und flexibel, dass man sie für ein hauptamtliches Opernorchester hätte halten können.

Ein würdiges Entree für die junge lettische Diva. Die brauchte nur den Mund zu öffnen und füllte den Saal schon mühelos mit ihrem strömenden, luxuriös runden Stimmklang. An keiner Stelle hörte man einen Registerbruch oder irgendeine Unregelmäßigkeit, stattdessen nahm sie ganz natürlich Kontakt mit dem Publikum auf und unterstrich das musikalische Geschehen durch wenige, präzise Gesten. Ob Melancholie oder sachte Bewegung, jeder Affekt hatte in den russischen und französischen Arien seinen Platz. Nur dass all diese überwältigende Perfektion und klangliche Opulenz in der ersten Konzerthälfte ein wenig zu, pardon, seicht herüberkamen. Um die ganz ergreifenden Momente muss man vielleicht auch mal kämpfen. So machte sich gerade in der Arie "Mon coeur s'ouvre à ta voix" von Saint-Saëns hochkultivierte Langeweile breit.

In der zweiten Hälfte führte das Programm nach Spanien und nahm zusätzlich Fahrt auf. Mit Spielwitz und Virtuosität, Ufftata und Kastagnetten schmetterten und rasselten die Musiker durch drei Paso Dobles.

Und die Krönung war ein Querschnitt durch Bizets "Carmen". Dieses abgenudeltste Stück der Operngeschichte zu spielen, als wäre gerade erst die Tinte getrocknet, das muss man erst mal hinkriegen. Garanca vollzog in den Arien glaubhaft nach, wie sich der Knoten um Carmen immer enger zusammenzog, mal hinreißend kokett, mal zornig und mal tief erschüttert.

Das war so spannend, dass das Publikum zwischen den Nummern das sonst bei Galas unvermeidliche Klatschen vergaß.

Die Musiker reagierten auf jedes Atemholen, auf jede Rückung, so nah war Chichon an dem, was Garanca tat. Ein Schelm, wer denkt, das liege nur daran, dass die beiden miteinander verheiratet sind.