Hamburg. Charlotte Brontës „Jane Eyre“ erzählt von einer frühen Emanzipation. Cathy Marston choreografiert die Geschichte beim Hamburg Ballett.

Eigentlich wollte John Neumeier, Intendant des Hamburg Balletts, mit dem Ende der vergangenen Saison, seiner 50. in Hamburg, aufhören. Aber weil sein Nachfolger Demis Volpi noch vertragliche Verpflichtungen beim Ballett am Rhein in Düsseldorf zu erfüllen hat, hängt Neumeier noch einen „Epilog“ dran. So kommt das Hamburger Ballett-Publikum nun in den Genuss einer ungewöhnlichen Gastpremiere. Erstmals erarbeitet die gefeierte britische Choreografin und Direktorin des Ballett Zürich, Cathy Marston, eine Choreografie in Hamburg. Am 3. Dezember feiert ihre Kreation „Jane Eyre“ Deutschlandpremiere in der Staatsoper.

Jane Eyre befreit sich selbst, ein früher Fall weiblicher Emanzipation

Marston hat sich bereits mit einigen Literaturballetten in aller Welt einen Namen gemacht. Den Romanklassiker des 19. Jahrhunderts von Charlotte Brontë erzählt sie als Geschichte der Selbstermächtigung der jungen Jane. Im Prolog wird sie noch von Visionen männlicher Figuren – inneren Dämonen – geplagt. In der Obhut des wohlmeinenden St. John erholt sie sich. Eine Rückblende erzählt, wie Jane, jung verwaist, erst bei einer Tante aufwächst, wo sie jedoch von Cousinen und Cousins misshandelt wird und schließlich in nicht weniger gewalttätigen Verhältnissen in einem Waisenhaus landet. Später baut sie sich eine Karriere als Lehrerin auf. Als Angestellte einer noblen Familie erlebt sie eine schicksalhafte Begegnung mit dem düster-geheimnisvollen Mr. Rochester. Nach und nach gelingt es ihr, privat und beruflich gesellschaftliche Beschränkungen zu überwinden und ihr Glück zu finden.

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Die Kritiken anlässlich der Uraufführung 2016 durch das Northern Ballett waren hymnisch. Seither wird „Jane Eyre“ ebenfalls erfolgreich beim American Ballet Theater in New York und beim Joffrey Ballet in Chicago getanzt. Die Musik hat Philip Freeney auf Basis von Kompositionen von Fanny Hensel, Felix Mendelssohn und Franz Schubert verfasst.

Es ist die vorletzte Premiere mit dem wunderbaren Hamburg Ballett in seiner jetzigen Gestalt.

„Jane Eyre“ 3.12., 18.00, Staatsoper (Premiere), ausverkauft. Weitere Vorstellungen 5., 6., 8., 9. und 10.12., 15. und 17.2.24, 6.7. 24, jeweils 19.30. Karten zu 8,- bis 129,- unter T. 35 68 68; www.hamburgballett.de