Hamburg. Etwas bieder und schablonenhaft, aber mit vielen Schauwerten: So unterhielt die Band aus Chicago 8000 Fans in der Barclays Arena.
Fußball oder Rockkonzert? Das ist die Wahl am Dienstag in Bahrenfeld: Im Volksparkstadion spielt Schachtar Donezk in der Champions League gegen den FC Barcelona, und nebenan in der Barclays Arena rockt Fall Out Boy aus Chicago. Das Verkehrsdurcheinander ist entsprechend beachtlich. Ein Fall-Out-Fan, der von seiner Frau zwei Karten zum Geburtstag bekommen hat, erzählt in der Warteschlange, dass seine Lady ihn kurzfristig für das Fußballspiel in Stich ließ. Bitter. Denn wahrscheinlich hat sie auch noch den sensationelleren Abend beim 1:0 der Ukrainer.
Das, was Fall Out Boy den 8000 Fans in der Barclays Arena 100 Minuten lang präsentiert, ist jedenfalls nicht der große Kracher, auch wenn es schon beim ersten Song „Love From The Other Side“ mächtig knallt. Mit Raketen, Böllern, Rauchwänden und Flammenmustern wollen sich Sänger Patrick Stump, Gitarrist Joe Trohman, Bassist Pete Wentz und Schlagzeuger Andy Hurley offenbar als Erben für KISS in Stellung bringen, die im Dezember ihr Abschiedskonzert in New York gibt. Bei „The Phoenix“ verschießt Wentz sogar Flammen aus seiner Bassgitarre.
Fall Out Boy in Hamburg: Schablonenhaft, aber leicht bekömmlich
Vielleicht lenkt das Quartett so auch von der übersichtlichen musikalischen Abwechslung ab, die seit der Gründung 2001 auf bislang acht Alben (im März erschien „So Much (For) Stardust“) vorherrscht. Alternative-Rock trifft Pop-Punk, schablonenhaft, aber leicht bekömmlich und immer noch kommerziell relevant. Damit können Fall Out Boy oder auch Kollegen wie 3 Doors Down und Jimmy Eat World gut den Kühlschrank und die Platin-Vitrine füllen.
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Und große Hallen für große Auftritte. Nach Besuchen in der Freiheit, im Stadtpark und im Mehr! Theater feiert Fall Out Boy Barclays-Premiere. Ähnlich wie bei Blink-182 im September an gleicher Stelle warten sehr viele der 27 Songs mit netten Effekten auf. Seifenblasen und große Bälle zum Pritschen über das Publikum, Kunstnebel und dreidimensional wirkende Fantasie-Landschaften, Feuer- und Flitterzauber und Handylichtermeere begleiten das zackige Songprogramm mit „Uma Thurman“, „Grand Theft Autumn“ und „Calm Before The Storm“.
Fall Out Boy: Ein riesiger, beweglicher Hundekopf bellt mit
Beim Hit „This Ain‘t A Scene, It‘s An Arms Race“ bellt ein riesiger beweglicher Hundekopf mit, der die Wackeldackeligkeit der Show gut unterstreicht. Bisschen bieder, generisch und routiniert, das alles. Auch der Sound könnte besser sein, von Pete Wentz hört man nichts im seitlichen Unterrang. Aber die Stimmung in der Halle ist gut, als Patrick Stump am Klavier in den Elton-John-Modus wechselt oder Metallicas „Enter Sandman“ angespielt wird. Die meisten der Sitzplätze auf den Rängen sind nur Jackenablage, es wird durchgestanden bis zu den letzten Songs „Thnks Fr Th Mmrs“, „Centuries“ und „Saturday“. Ein solider Konzertabend ohne große Überraschungen, aber mit vielen Schauwerten.