Hamburg. Ein Konzert wie eine amerikanische Studentenparty: Blink-182 feierte mit 12.000 Fans in der fast ausverkauften Barclays Arena.
Eine Pop-Punk-Band zu gründen, ist gar nicht so schwer. Man braucht eigentlich nur zwei Songs: den schnellen und den nicht ganz so schnellen. Fertig. Sich damit in der Masse allerdings durchzusetzen, das ist die Herausforderung. Das kalifornische Trio Blink-182 nahm sie 1992 an und bestand sie bis heute mit Bravour: Acht Alben, viel Platin und in Hamburg am Sonntag eine bis auf wenige Restkarten ausverkaufte Barclays Arena in Hamburg.
Zugegeben, die Band überstand eine vorübergehende Auflösung von 2005 bis 2009, einen Flugzeugabsturz von Schlagzeuger Travis Barker 2008 und diverse interne und über Anwälte ausgetragene Streitigkeiten. Aber in der Barclays Arena stehen der nach sieben Jahren Auszeit wieder eingestiegene Gitarrist Tom DeLonge, Bassist Mark Hoppus und Trommeltier Barker auf den Brettern, als wäre nichts gewesen.
Blink-182 spielen Hamburg-Konzert und liefern Show mit auffällig viel Budenzauber
Und obwohl die Herren aus San Diego mittlerweile schon in den späten Vierzigern und frühen Fünfzigern sind, klingen sie bei den ersten Songs „Anthem Part Two“, „The Rock Show“ und „Family Reunion“ immer noch wie eine Studenten-Hausparty auf amerikanische Art mit Leichtbier aus roten Plastikbechern: bisschen billig, ballert aber.
„Abhängen am Wochenende hinter dem Club, Unsinn treiben, saufen mit den besten Freunden“, heißt es in „The Rock Show“. Rock, um mit nacktem Oberkörper seinen Bro in den Arm zu nehmen und zu grölen, bevor man irgendwo um die Kloschüssel gewickelt verendet.
Keine großen Ansprüche, aber gute Stimmung. DeLonge und Hoppus, die sich Gesang und Ansagen auf „American Pie“-Niveau mit Schwanzvergleichen und weiteren lahmen Penis-Witzchen teilen, wissen um die übersichtliche Abwechslung in ihren Songs, in „Feeling This“, „Reckless Abandon“ und „Violence“. Daher wird die Show von auffällig viel Budenzauber begleitet. Auf der viereckigen, spitz in den Saal ragenden Bühne knallt, raucht und blitzt es 90 Minuten lang. Gewaltige Rauchwände, Flammen, Laser, Schnipsel.
Barclays Arena flippt bei Blink-182 in Hamburg aus
Die 12.000 in der Arena werden bestens unterhalten. Schnell bilden sich Pogokreisel, und auch im Unterrang sowie in der Höhenluft im Oberrang stehen die meisten, singen und feiern. „Ihr seid viel lauter als Berlin. Berlin war gut, aber ihr seid besser“, lobt Tom DeLonge den Anhang.
Offensichtlich haben die drei schon die eine oder andere Kieztour durchgemacht, zumindest schreiben sie ihre Bandgeschichte etwas um: „Wir haben uns bei einem Dreier in einem Hamburger Darkroom kennengelernt.“ Okay. Travis Barker kann jedenfalls tatsächlich auch im Dunklen trommeln, als ihm Mark Hoppus bei „Violence“ ein Handtuch um Kopf und Gesicht wickelt.
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Böller, Nebel, drei Akkorde. Fast 30 Songs werden in anderthalb Stunden runtergebrettert, „Happy Holidays, You Bastard“ sogar in zwei Versionen: in der nicht ganz so schnellen und in der schnellen. Ein Handylichtermeer der Fans illuminiert „Stay Together For The Kids“. Hier scheint niemand bei „Bored To Death“ zu Tode gelangweilt zu sein. Es gibt ja auch immer was zu sehen, Travis Barker und sein Schlagzeug werden an Seilen mehrere Meter in die Höhe gezogen.
Blink-182 liefert in Hamburg maximalen Spaß mit wenigen ernsten Untertönen
Maximaler Spaß ist angesagt mit nur wenigen ernsten Untertönen, etwa bei „Adam’s Song“, bei dem Hoppus von seiner überstandenen Lymphdrüsenkrebserkrankung erzählt und sich bei den Fans bedankt: „Ihr alle habt mein Leben ein zweites Mal gerettet.“ Und die Band jung gehalten.
„What’s My Age Again?“ und „First Date“ leiten über zum größten Hit der Band. „All The Small Things“ schallt durch den Saal und wird garantiert noch einige Tage lang Ohrwurm bei vielen der 12.000 bleiben. „Dammit“ schickt sie als Finale zu den Ausgängen. Verschwitzt, erschöpft, aber auch beseelt. Obwohl es ein großes Konzert war, gehört es zu den kleinen Dingen im Leben, die man braucht für eine gute Zeit.