Hamburg. Wegen der aktuellen Unwetter-Warnung mussten die Colorado-Rocker eine Stunde früher antreten. Der Stimmung tat das keinen Abbruch.

Die Colorado-Rocker von OneRepublic sind schon ein Phänomen: Schon in den frühen Tagen vor dem ersten Album „Dreaming Out Loud“ (2007) spielte die 2002 gegründete Band Stadionrock und -Pop im Clubformat. Als hätten Sänger Ryan Tedder und Gitarrist Zach Filkins geahnt, wo die Reise hingehen würde.

Nach fünf Alben, zuletzt erschien 2021 „Human“, gehören ihnen längst weltweit die großen Hallen und Arenen, 2014 und 2022 spielte OneRepublic in der Barclays Arena. Da ist der – natürlich ausverkaufte – Hamburger Stadtpark eigentlich viel zu klein. Aber auch ein Mini-Stadion, das passt also doch.

OneRepublic in Hamburg: Ein Hauch von Beyoncé im Stadtpark

Und es gibt kein Dach. Daran denken die 4000 Fans schon am Nachmittag, als Medien und Warn-Apps auf mögliche Unwetter und extreme Niederschlagsmengen pünktlich zum ursprünglich geplanten Konzertbeginn hinweisen. Es kommt zwar selten vor, dass Konzerte dort wetterbedingt abgebrochen werden (zum Beispiel 2011 Wir sind Helden, 2016 Deine Freunde), aber Wasserschlachten wie bei Jamie Cullum 2010 oder Faber 2020 sind zwar heute legendär, dennoch nicht wünschenswert.

So verdreht sich der eine oder andere Hals schon beim Vorprogramm mit Tom Gregory (super Stimmung, auch Gregory ist erstaunt) gen Himmel. Der erste Sänger des Abends, Mishaal Tamer aus Saudi-Arabien, wird kurzfristig komplett gestrichen, damit OneRepublic eine Stunde früher beginnen kann. Der Himmel ist ein „Wunderschönes Grau“, wie der geprüft wetterfeste Barmbeker Soulbruder Stefan Gwildis gern bei seinen Stadtpark-Shows singt. Leichtes Tröpfeln.

OneRepublic in Hamburg: Applaus als kleiner Orkan

Der erste Applaus ist ein kleiner Orkan, als OneRepublic mit „Secrets“ und „Good Life“ in ihr Set einsteigen. Es ist schon ungewöhnlich, die Band im Vergleich zu den Arenakonzerten so nackt (im übertragenen Sinn, nicht nervös werden) zu erleben. Kein Effekt-Brimborium, keine Gigawatt-Lichtshow, der Blickfang ist eher das Beach-Boys-Gedächtnishemd von Ryan Tedder.

Musik pur also, „Stop And Stare“, „Rescue Me“, alles schön abgestimmt und natürlich wie im Stadtpark schon lange üblich nicht sehr laut. Wann wurde der Gehörschutz-Automat am Haupteingang eigentlich zuletzt benutzt? 2007 bei The Who? Den Schellenkranz, den Tedder schüttelt, hört man jedenfalls auch unverstärkt gut. „Danke, dass ihr früher gekommen seid“, bedankt sich Tedder und erzählt, dass die Band noch mitten in der Stadt abhing, als der Befehl kam, unverzüglich zum Stadtpark zu kommen.

OneRepublic covern „Halo“ von Beyoncé

Schwer zu sagen, ob OneRepublic am Vorabend bei Beyoncé im Volksparkstadion war, jedenfalls bauen sie ihren Song „Halo“ in ein zehnminütiges „Konzert im Konzert“-Medley ein. Tedder hat so einige Songs für andere große Namen geschrieben, neben Beyoncé auch Leona Lewis, Ellie Goulding und Adele.

Der Wind frischt auf für die zweite Hälfte, die wieder OneRepublic-Songs gehört. Das brandneue, an Bruno Mars erinnernde „Runaway“, zur Freude Tedders im deutschen Radio rauf und runter gespielt, erhöht das Tempo. Lieber trocken tanzen und trocken feiern, das groovt so gut wie „I Ain‘t Worried“. Mit den Balladen „I Apologize“ und „Life In Color“ geht es in Richtung Finale: „I Lived“, „Counting Stars“, „Sunshine“ (kicher) und „If I Lose Myself“ schließen das Konzert ab.

OneRepublic: Nach 85 Minuten trocken nach Hause

85 Minuten und keine Zugaben, das ist eigentlich etwas wenig für das Geld. Aber so gibt es noch die Chance, trocken nach Hause zu kommen. Gibt es im Stadtpark eigentlich auch einen Regenponcho-Automaten? Mal schauen bei Ryan Tedders Empfehlungen aus dem Stadtpark-Programm: Deep Purple und Nile Rodgers.