Hamburg. Die Französin Hélène Grimaud sorgte bei ihrem Konzert für poetische Stimmung und wurde aus gleich mehreren Gründen gefeiert.

Eigentlich sei Brahms erstes Klavierkonzert Kammermusik, aber natürlich in großen Dimensionen, sagt die französische Pianistin Hélène Grimaud. Das erzählte sie bei ihrem Elbphilharmonie-Gastspiel mit dem London Philharmonic Orchestra unter Edward Gardner. Ein Konzert der ProArte–Reihe „Faszination Klassik“, wo immer ein bisschen moderiert wird und/oder Künstler befragt werden.

Anna-Kristina Laue von der Konzertdirektion Goette interviewte die Pianistin. Dabei kam auch heraus, dass Hélène Grimaud am Konzerttag Geburtstag hatte. Spontan servierte das London Philharmonic Orchestra ein „Happy Birthday“, und das Elbphilharmonie-Publikum stimmte mit ein.

Elbphilharmonie Hamburg: Hélène Grimaud sorgt bei Konzert für poetische Stimmung

Bei den kammermusikalischen Stellen des Brahms-Konzerts hatte Hélène Grimaud im London Philharmonic Orchestra für die Dialoge mit Solo-Horn, -Oboe, -Klarinette oder -Flöte exzellente Musiker an ihrer Seite. Der erste Satz geriet noch etwas zäh, weil Dirigent Edward Gardner sich am Anfang so manche Dehnung des Tempos fast bis zum Stillstand erlaubte, aber dabei die Spannung oft fehlte. Anders im langsamen Mittelsatz. Da sorgte Hélène Grimaud für Intensität und poetische Stimmung. Und beim anschließenden Rondo legte sie dann ein so spritziges Tempo vor, wie man es selten hört. Das bot Kontrast zum introvertierten Mittelsatz und dazu eine schöne Leichtigkeit dieses ansonsten ziemlich sperrig-grüblerischen Konzerts.

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Und noch mal Brahms nach der Pause. Bei der ersten Sinfonie c-Moll überzeugte Edward Gardner, Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra seit 2021, mit zwingendem Spannungsaufbau und präsentierte sich als versierter Gestalter der manchmal auch verschachtelten Strukturen. Den Klang des London Philharmonic Orchestra formte er rund, warm und homogen. Manchmal wirkte das aber ein bisschen zu satt, sogar fast etwas aufdringlich, zu vordergründig. Mehr Lautstärkeabstufungen, andere Farben wären vorstellbar. Schade, der Blechbläser-Choral am Schluss klang leider eher brachial als feierlich. Kleine Einschränkung zu einem im Ganzen packenden Konzert, inklusive eines „Ungarischen Tanzes“ von Brahms als Zugabe.