Hamburg. Die Camerata Salzburg und Pianistin Hélène Grimaud waren mit Werken von Mozart und Schumann zu erleben. Die Konzertkritik.

Ob es am Genius loci liegt? Die Camerata Salzburg heißt – zumindest auch – deshalb so, weil der Name des Städtchens in der musikalischen Welt geradezu ein Synonym für Mozart ist. Obgleich der Komponist selbst froh war, der Enge der Getreide- und anderer Gassen als junger Erwachsener entronnen zu sein, wird sein Oeuvre wohl nirgends so intensiv gepflegt wie dort. Und zwar jenseits aller Wolferl-Pralinenseligkeit.

Das hat das Ensemble mit seinem jüngsten Auftritt in der Elbphilharmonie wieder einmal bewiesen. Schmelz, klangliche Wärme, Delikatesse im Zeitmaß, gemeinsamer Atem gehören zum Spiel dieses Kollektiv mit einer Selbstverständlichkeit dazu, über die man einfach nur staunen und sich freuen kann.

Elbphilharmonie: Berühmte Werke von Mozart

Zwei besonders berühmte Werke von Mozart stehen an diesem Abend auf dem Programm, das d-Moll-Klavierkonzert (ja, der Soundtrack des unsterblichen Films „Amadeus“) und die „große“ g-Moll-Sinfonie KV 550, beides Werke aus Mozarts Wiener Zeit. Deren Stimmungen zwischen Esprit und Trauer zeichnen die Musiker unter der Leitung ihres Konzertmeisters Giovanni Guzzo sensibel nach. Das Klangbild mit homogen artikulierenden Geigen und weich schmetternden Hörnern ist ein Genuss, auch ohne historisches Instrumentarium. Allein daran, wie viel Platz sie den Mittelstimmen für die Triller, Volten und Tanzschrittchen lassen, zeigt sich, mit welcher Liebe alle dabei sind, bis ins schlichteste Begleit-Achtel hinein.

Die Solistin Hélène Grimaud kann an diesem Abend mit so viel Präsenz nicht ganz mithalten. Sie gestaltet ihren Part bis ins Detail sehr bewusst, gerade in den introvertierten Passagen mit viel Gespür für feine Rückungen und dynamische Schattierungen, und ist aufmerksam im Dialog im Orchester. Der Steinway klingt unter ihren Händen allerdings durchgehend hell und direkt, bisweilen sogar hart.

Das bleibt auch nach der Pause beim Klavierkonzert von Robert Schumann so. Solistin und Orchester legen das Stück flott und unpathetisch an. Das ist zunächst einmal ein sympathisch unbelasteter Zugang zu einem Werk der deutschen Romantik. Doch es bleibt der Eindruck, dass Grimaud die Zügel sehr fest in der Hand behält. Das Orchester findet keinen ausgesprochenen Schumann-Ton, der auch Rätselhaftigkeit, Zwischentöne und Verhangenes zuließe, sondern bleibt eher allgemein. Was immer noch wunderbar klingt. Nur halt nicht so berückend persönlich wie bei Mozart.