Hamburg. Die Initiative „Rhapsody in School“ erinnerte mit einem wiesenblumenbunten Programm an ihren 2022 verstorbenen Gründer Lars Vogt.
Eine Party zum Gedenken, passt das? Die Initiative „Rhapsody in School“ hat in die Laeiszhalle geladen, um an ihren Gründer zu erinnern, den begnadeten Pianisten und Musikermöglicher Lars Vogt, der vor gut einem Jahr mit nur 51 Jahren starb. Neben seiner Weltkarriere, neben seinem extrafeinen Kammermusikfestival „Spannungen“ und vielem anderem mehr hatte sich Vogt dafür eingesetzt, dass Profimusiker in die Schulen gehen und mit den Kindern ihre Liebe zur Musik teilen – gerade auch mit solchen Kindern, bei denen klassische Musik zu Hause weniger bekannt ist.
Vogts Wegbegleiter sind in Scharen in die Laeiszhalle gekommen. Das Programm ist wiesenblumenbunt, es schlägt einen Bogen von vergeistigter Innenschau bis zur Jamsession. Man würde diesem Abend noch viel mehr junges Publikum wünschen. „Der frühe Kontakt zur Musik als persönlichem, momentanem Ausdruck ist durch nichts zu ersetzen“, erklärt der Pianist Markus Becker die Maxime von „Rhapsody in School“. „Lebendige Musik, gespielt von Menschen, die dafür brennen.“ Und genau das bringt dieser Abend rüber. Das Niveau ist durchweg makellos, aber Intensität und Präsenz sind bei einigen schlicht überwältigend. Der Geiger Christian Tetzlaff fesselt bei Bachs berühmter „Chaconne“ für Violine solo die Anwesenden spürbar. Sie müssen selbst erst aus der Versenkung zurückfinden, bevor sie applaudieren.
Laeiszhalle: Gedenkkonzert für Lars Vogt – voller Feuer für die Musik
Darauf kommt es doch an. Und nicht darauf, ob dem Geiger hin und wieder ein Tönchen verrutscht. Mit der Pianistin Kiveli Dörken und dem Cellisten Alban Gerhardt spielt Tetzlaff außerdem den ersten Satz des B-Dur-Klaviertrios von Schubert, das bei aller Virtuosität bitte schön wie locker aus dem Ärmel geschüttelt klingen soll. Kein Problem für die Beteiligten.
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Wenn es einen Preis für die Einbeziehung des Publikums gäbe, er gebührte zuallererst Gerhardt. Selten sind seismisches Reagieren und Hingabe so klar – und so ansteckend – in der Mimik zu erkennen. Aber auch die Klarinettistin Sabine Meyer bringt die Menschen in Beethovens „Gassenhauer“-Trio mit musikalischen Mitteln zum Kichern. Hinreißend der Mundharmonika-Spieler Konstantin Reinfeld. Ganz allein spielt er ein „Klassik-Medley“, in dem das winzige Instrument abwechselnd nach Didgeridoo, nach Saxofon und nach Orgel klingt. Und findet sich am Schluss für eine Hommage an Chick Corea mit fünf anderen jungen Leuten zusammen, die den Saal schier entfesselt. Lars Vogt hätte an dieser Party seine Freude gehabt.