Hamburg. Hamburgs KinderDocs klären auf über die Krankheit, die sich schlimmer anhört, als sie ist. Wer Notmedikamente im Haus haben sollte.

Es ist der Schrecken vieler Mütter und Väter: der sogenannte Pseudokrupp, der stets nachts auftritt und so klingen kann, als müssten die Kinder ersticken. Aber wirklich gefährlich ist diese Erkrankung nicht, da geben die beiden KinderDocs Claudia Haupt und Charlotte Schulz vom Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Hamburg Entwarnung. Und sie erklären, was Eltern selbst tun können.

Ganz wichtig: Selbst ruhig bleiben, um die Kinder beruhigen und gut behandeln zu können. Nachdem Kinder durch die Reihenimpfungen gegen Influenza B weitgehend geschützt sind, gibt es deren schwerwiegende Verläufe kaum noch. Doch daran lehnt sich die Bezeichnung Pseudokrupp an.

„Dahinter steht eine Entzündung im Bereich von Kehlkopf und Luftröhre“, erläutert Kinderärztin Charlotte Schulz. „Kinder haben noch engere Atemwege, und wenn dann die Schleimhaut im Rahmen einer Erkältung geschwollen ist, dann wird der Raum an dieser Stelle eng.“ Hinzu kommt, dass die Knorpel von Kehlkopf und an der Luftröhre weicher sind, sodass sie kollabieren können.

KinderDocs: Was bei einem Pseudokrupp-Anfall passiert

Und diese Pseudokrupp-Anfälle ereignen sich praktisch immer nachts im Liegen, meist zu Beginn einer Erkältung. Das Kind geht mit Schnupfen ins Bett und wacht hustend auf. Die typischen Geräusche können sich für die Eltern furchterregend anhören: Es ist ein bellender Husten wie der eines Seehundes. „Die weichen Knorpel ziehen sich zusammen, und die Kinder müssen gegen Widerstand einatmen“, sagt Medizinerin Claudia Haupt.

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Das klingt, als bekäme der kleine Patient keine Luft mehr. „Aber bei 99 von 100 Kindern ist der normale Pseudokrupp-Anfall gut zu handeln.“ Waren früher meist Kinder zwischen einem und sechs Jahren betroffen, sind es heute auch schon unter Einjährige sowie ältere Grundschulkinder. Einst gab es das Phänomen meist im Frühjahr und Herbst. „Jetzt sehen wir Pseudokrupp das ganze Jahr hindurch, meist bei Wetterwechsel“, so Claudia Haupt.

Wann Eltern bei Pseudokrupp Notarzt rufen sollen

Tritt ein solcher Anfall zum ersten Mal auf und wissen die Eltern noch nicht, womit sie es zu tun haben, sollten sie den Notarzt rufen oder in die Kinderklinik fahren, raten die Medizinerinnen. „Als schnelle Hilfe bietet es sich an, die Kinder an ein geöffnetes Fenster zu stellen, weil Kaltluft dazu beiträgt, dass der Kehlkopf abschwillt“, sagt Charlotte Schulz.

In einer warmen Sommernacht kann man die Kinder auch dicht vor einen geöffneten Kühlschrank bringen. Kühle Getränke oder ein Wassereis können das Abschwellen der betroffenen Regionen im Rachen ebenfalls fördern. Sich aufzusetzen, hilft auch.

Früher riet man dazu, Kinder in ein mit Wasserdampf aus der Dusche nebeliges Badezimmer zu bringen, das ist mittlerweile überholt. „Bei einigen wenigen Kindern sorgt diese sehr hohe Luftfeuchtigkeit für eine Verschlechterung der Situation“, so Schulz.

Notfallmedikamente möglichst zu Hause haben

Eltern von Kindern, die schon häufiger diese Anfälle hatten, werden mit der Notfallmedikation ausgestattet sein – dann kann man das gut zu Hause selbst behandeln. Verabreicht wird Cortison, „und nein, das ist überhaupt nicht gefährlich. Wenn man sie in solchen Fällen punktuell benutzt, haben diese Medikamente keine Nebenwirkungen.“ Jüngere Kinder bekommen ein Zäpfchen, ältere meist einen Saft. „Die beginnen nach 20 Minuten zu wirken, die Wirkung hält etwa zwölf Stunden an, sodass man gut durch die Nacht kommt.“

So merkt man relativ schnell, ob man den Anfall mit dem Medikament unter Kontrolle bekommt. Nicht selten erfolgen diese Anfälle auch mehrere Nächte hintereinander. Eltern von Kindern die schon einmal Pseudokrupp hatten, sollten die Notfallmedikamente zu Hause haben. „Wer sich unsicher fühlt, für den ist es völlig legitim, mit dem Kind in eine Klinik zu fahren oder einen Notarzt zu rufen“, sagt Schulz.