Hamburg. Weil das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“ im Juli ausläuft, sichert der Senat Förderangebote mit drei Millionen Euro jährlich.

Schulsenator Ties Rabe (SPD) will nicht länger warten: Weil die Fortsetzung des Ende Juli auslaufenden Bundesprogramms „Aufholen nach Corona“ noch nicht gesichert ist, wird Hamburg aus eigenen Mitteln die meisten Förderangebote an den Schulen weiterfinanzieren, mit denen die Schülerinnen und Schüler die erheblichen pandemiebedingten Lernrückstände aufholen sollen. Rund drei Millionen Euro jährlich wird die Schulbehörde bereitstellen – auch für Beratung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in psychischen Notlagen.

Kurze Rückblende: Die damalige Bundesregierung der Großen Koalition hatte 2021 in enger Abstimmung mit den Ländern das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ aufgelegt. Von den insgesamt zwei Milliarden Euro flossen 32 Millionen Euro nach Hamburg. Die rot-grüne Koalition im Rathaus stockte den Betrag um 170 Millionen Euro auf, sodass bislang rund 200 Millionen Euro in die Kompensation der durch das Homeschooling und die Schulschließungen während der Pandemie verursachten Lerndefizite geflossen sind. Nach Angaben der Schulbehörde haben mehr als 70.000 der rund 215.000 Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen davon profitiert.

„Lernferien“ von bis zu 6000 Schülerinnen und Schülern genutzt

„Wir konnten in Hamburg die Mittel der Bundesregierung schnell und effizient einsetzen. Denn in Hamburg gibt es – anders als in vielen anderen Bundesländern – seit Langem zahlreiche Fördermaßnahmen zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit Lernrückständen oder psychosozialen Problemen“, sagt Schulsenator Rabe. „Wir lassen Hamburgs Schüler nicht allein und werden deshalb aus eigener Kraft mit Landesmitteln erfolgreiche Förder- und Unterstützungsmaßnahmen weiterführen.“

Schule Hamburg: Diese Programme werden fortgesetzt:

  • Auf freiwilliger Basis können Schülerinnen und Schüler im Rahmen der „Hamburger Lernferien“ seit 2020 in den Frühjahrs-, Sommer- und Herbstferien eine Woche lang rund drei Stunden am Tag zusätzlich lernen. Pädagogen unterrichten vor allem Deutsch und Mathematik in kleinen Gruppen von bis zu acht Schülern. Das Angebot wird in allen Schulen in sozial schwieriger Lage dauerhaft fortgesetzt, wovon bis zu 6000 Schülerinnen und Schüler profitieren.
  • Um den Übergang von der Grund- in die weiterführende Schule zu erleichtern, wurde das Mentoren-Programm „Anschluss“ eingerichtet. Allen leistungsschwächeren Viertklässlern werden nachmittags zusätzliche Lernkurse angeboten. Ebenfalls in Kleingruppen von vier bis acht Kindern werden vor allem Basisqualifikationen wie lesen, Texte verstehen und schreiben und rechnen vermittelt. Außerdem geht es auch um die Stärkung der Persönlichkeit und der Lernmotivation. Das Programm wird jetzt in allen gut 100 Grundschulen in sozial benachteiligten Lagen fortgesetzt.
  • Das Programm „23+ Starke Schulen“, das inzwischen auf 40 Standorte in sozial besonders schwieriger Lage ausgeweitet ist, wird nach Auslaufen der Bundesförderung aus Landesmitteln fortgesetzt. Die Schulen erhalten zusätzliche Ressourcen zur Schulentwicklung und speziell für die Eingangsklassen 1, 5 und 6 zur Verstärkung der pädagogischen Arbeit. Außerdem geht es um eine Intensivierung der Elternarbeit durch den Einsatz von Elternlotsen und das Angebot eines kostenlosen Frühstücks in der Schule.
  • Knapp 20 zusätzliche Psychologinnen und Psychologen waren bislang befristet an Schulen beschäftigt. Zehn dieser Fachkräfte werden jetzt dauerhaft in den Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) angestellt, um Beratung und Unterstützung für alle Schüler, Familien und Lehrkräfte anzubieten.
  • Vom Unterricht psychisch besonders belastete Schüler können während der Schulzeit Angebote zur Betreuung, Beratung und Entspannung nutzen. Dieses Programm, das bislang nur für Schulen in sozial schwieriger Lage galt, soll auf alle Standorte ausgeweitet werden.
  • Die Schulsozialarbeit, die 2021 erstmals auch an Gymnasien eingerichtet wurde, soll ebenfalls fortgesetzt werden. An jedem Gymnasium gibt es eine Beratungslehrkraft, die grundsätzlich für mindestens drei Stunden pro Woche für ihre besondere Aufgabe vom Unterricht freigestellt ist.

Schulen: CDU und Linke kritisieren Förderprogramm als unzureichend

„Es ist ein Armutszeugnis, dass die Ampelregierung das erfolgreiche Bundesprogramm der damaligen CDU-geführten Bundesregierung eingestellt hat, bzw. das Anschlussprogramm auf sich warten lässt. Es ist zwar erfreulich, dass Hamburg Elemente des Programms mit Landesmitteln fortführen will. Dennoch greifen die Maßnahmen zu kurz“, sagte Birgit Stöver, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschafts-Fraktion.

Linken-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus lobte grundsätzlich, dass die Schulbehörde die auslaufende Bundesförderung fortsetzt. „Leider bleiben die Fehler erhalten: Das Landesprogramm ist ein weiterer wirkungsloser Flicken im Stückwerk zusätzlicher Maßnahmen“, sagte Boeddinghaus.