Hamburg. Neue Studie zeigt, wie die Situation in Hamburger Krankenhäusern entlastet werden kann. Der Run auf die Notaufnahmen hat einen Grund.

Wer in die Notaufnahme eines Hamburger Krankenhauses geht, ist da in vielen Fällen an der falschen Adresse. Das ist eine Binsenweisheit, die seit Jahren unter Ärzten und Fachleuten aus Praxis und Wissenschaft diskutiert wird.

Nach den Erfahrungen der Kassenärzte und des Marienkrankenhauses mit dem völlig neuen Integrierten Notfallzentrum (INZ) hat nun auch das UKE in einer Studie herausgefunden: Eine Praxis von niedergelassenen Ärzten neben einer klassischen Notaufnahme entlastet Kliniken und Ärzte.

Die UKE-Forscher um Prof. Martin Scherer (Direktor des Instituts und der Poliklinik für Allgemeinmedizin) und Notaufnahme-Leiter Dr. Ulrich Mayer-Runge konnten am Beispiel von 3300 Patientinnen und Patienten zeigen, dass nicht einmal jeder Zweite von ihnen seine Beschwerden für so gravierend hielt, dass das UKE mit seinen Fachleuten und all der einsetzbaren Technik in Anspruch genommen werden müsste.

Notaufnahme im UKE Hamburg: Eine Allgemeinpraxis entschärft die Situation

In der Auswertung heißt es: „Eine allgemeinmedizinisch geführte Notfallpraxis, die an eine interdisziplinäre Notaufnahme eines Universitätsklinikums angrenzt, stellt eine ressourcenschonende Behandlungsalternative für fußläufige Notaufnahmepatientinnen und -patienten dar.“ Die Zahl der sich selbst einweisenden Notaufnahme-Patienten konnte also gesenkt werden.

Zudem verringerte sich die Behandlungszeit für die Notfälle, die Behandlungen wurden nicht mehr so oft abgebrochen und die Patienten dennoch versorgt. „Die Mehrheit der in der benachbarten Notfallpraxis versorgten Patientinnen und Patienten konnte abschließend behandelt und nach Hause entlassen werden.“

Prof. Scherer sagte, jetzt müsse erforscht werden, ob solche Konstrukte wie mit den Kassenärzten am UKE auch auf dem Land oder an anderen, nicht universitären Krankenhäusern funktionierten.

Warten auf Arzttermine ein Grund, in die Notaufnahme zu laufen

Besonders stark war der Rückgang der Patienten, die mit Hautproblemen kamen, mit neurologischen Symptomen oder mit mutmaßlichen Augenerkrankungen. Das mag damit zusammenhängen, dass in diesen medizinischen Fachdisziplinen bei niedergelassenen Ärzten oft schwierig Termine zu bekommen sind.

Die seit 2019 am UKE betriebene Praxis der Kassenärztlichen Vereinigung nimmt Patienten vom Notfalltresen des UKE auf. Die Ärztinnen und Ärzte dort sind Allgemeinmediziner des UKE. Abends und am Wochenende fungiert sie als Notfallpraxis der KV wie die bestehenden Notfallpraxen, zum Beispiel an der Stresemannstraße.