Aus Überflutungsgebieten in die Hamburger Innenstadt: Warum verschlammte Möbel auf 38 Quadratmetern in der City zu sehen sind.
Hamburg Passanten in der Hamburger Innenstadt dürften sich wundern: Verschlammte Möbel und wassergeschädigte Einrichtungsgegenstände mit deutlichen Flutspuren stehen seit Mittwochmorgen auf der Reesendammbrücke. Sie sind Teil einer Aktion, die auf politische Missstände aufmerksam machen soll.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace will mit dem Aufbau einer durch Hochwasser zerstörten Wohnung auf der Reesendammbrücke in Sichtweite des Hamburger Rathauses auf die „katastrophalen Folgen zu schwachen Klimaschutzes“ aufmerksam machen. Die Flutwohnung besteht aus verschlammten originalen Möbeln und Inventar, das aus Überflutungsgebieten der italienischen Emilia-Romagna und dem Ahrtal stammt, teilte die Organisation mit.
Hochwasser: Besitzer der Möbel schildern Erfahrungen mit Flutkatastrophe
Die Aktion markiere den Start einer bundesweiten Info-Tour, bei der die Flutwohnung auch in München, Köln, Frankfurt und Dresden präsentiert wird. „Zerstörung durch Wetterextreme, wie die Klimakrise sie häufiger werden lässt, bestimmen die Nachrichten inzwischen im Wochentakt. Gleichzeitig werden im Bundestag notwendige Gesetze zum Klimaschutz blockiert und Entscheidungen verschoben”, sagt Greenpeace-Sprecher Thilo Maack. „Mit dieser zerstörten Wohnung bringen wir die Folgen der Klimakrise zur Politik und fordern eine Klimapolitik, die sich konsequent am 1,5 Grad-Ziel orientiert.”
Die 38 Quadratmeter große Flutwohnung besteht aus Wohn-, Schlaf- und Jugendzimmer sowie einer Küche. Auf Videos und Texttafeln schildern die ehemaligen Besitzerinnen und Besitzer der Möbel ihre Erfahrungen mit der Flutkatastrophe.
Das Ahrtal war von der Flutkatastrophe vor zwei Jahren besonders stark betroffen. Am 14. und 15. Juli 2021 hatten Starkregenfälle Flüsse und Bäche anschwellen lassen und zu Überschwemmungen geführt. Mehr als 180 Menschen waren in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen ums Leben gekommen.
Hochwasser:Klimaanpassung teuer – aber wer soll dafür bezahlen?
In Italien hat ein Dürrewinter die Böden ausgetrocknet und verhärtet, so dass sie kein Wasser aufnehmen konnten. Als sich im Mai innerhalb von eineinhalb Tagen die Regenmenge eines halben Jahres auf die Böden ergießt, kam es zu schweren Überschwemmungen. Zunehmende Trockenheit und schlagartige Regenfälle sieht der Deutsche Wetterdienst für Mitteleuropa als eine der Folgen der Klimakatastrophe.
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Das Bundesumweltministerium hat kürzlich einen Entwurf für ein Klimaanpassungsgesetz vorgelegt, das den Kommunen helfen soll, sich gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu schützen. Wie und von wem Klimaanpassungsmaßnahmen in den Landkreisen finanziert werden sollen, bleibe allerdings weitgehend unklar, heißt es von Greenpeace.
„Klimaschutz und Klimaanpassung kosten Geld, aber Nichtstun kommt uns ein Vielfaches teurer zu stehen”, sagt Maack. „Wir brauchen jetzt verbindliche Zusagen des Bundes, wie sie die Kommunen im Kampf gegen die Klimakatastrophe unterstützen.”