Hamburg (dpa/lno). Es sollte für viele der Start in den Sommerurlaub werden. Doch pünktlich zum ersten Ferientag blockieren Aktivisten der Gruppe Letzte Generation den Hamburger Flughafen. Dutzende Flüge müssen gestrichen werden.
Pünktlich zum Start der Sommerferien haben Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation am Donnerstagmorgen den Hamburger Flughafen für Stunden lahmgelegt. 22 abgehende und 28 ankommende Flüge mussten dem Airport zufolge gestrichen werden; zehn Maschinen mit Ziel Hamburg wurden umgeleitet. Tausende Fluggäste waren von der Protestaktion betroffen. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) forderte eine konsequente Bestrafung der Blockierer.
Laut Bundespolizei hatten die Aktivisten am frühen Morgen den Zaun am Flughafen aufgeschnitten und waren mit Leihrädern von Stadtrad Richtung Rollfeld gefahren. Dort klebten sich dann jeweils zwei Demonstranten an vier Stellen nahe der Start- und Landebahnen fest. Der Flugbetrieb musste von 6.10 Uhr bis 9.50 Uhr aus Sicherheitsgründen eingestellt werden, wie eine Airport-Sprecherin sagte.
Als Folge der fast vierstündigen Unterbrechung kam es zu weiteren Verzögerungen im Flugplan. Insgesamt waren am ersten Ferientag rund 330 Starts und Landungen mit 50.000 Passagieren am Hamburger Flughafen geplant.
Im Terminal 1 sammelten sich viele Menschen mit Koffern, um sich über ihre Flüge zu informieren. Viele blieben zunächst erstaunlich gelassen, in einigen Gesichtern stand aber auch Verzweiflung, wie ein dpa-Reporter berichtete.
Politiker reagierten mit Unverständnis auf die Aktion. „Es handelt sich um Straftaten, die von der Justiz konsequent sanktioniert werden müssen“, sagte Bürgermeister Tschentscher. „Die Aktionen der Letzten Generation richten großen Schaden an und spalten die Gesellschaft.“ Unter den Betroffenen seien viele Familien mit Kindern gewesen, die sich sehr auf ihre Ferien gefreut hätten.
Auch sie „habe null Verständnis für die Aktion“, sagte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). „Durch solche kriminellen Handlungen gefährdet man nicht nur sich selbst und andere, sondern verhagelt auch etlichen Familien den Ferienstart und verliert die Akzeptanz für den dringend notwendigen Klimaschutz.“
Die für den Flughafen zuständige Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) kritisierte die Aktion ebenfalls scharf. „Viele Familien haben sich auf den Ferienbeginn gefreut. Für diese sind die Folgen der Aktion sehr bitter.“ Protest dürfe sein. „Aber auf Flughafen-Rollbahnen ist er nicht nur gefährlich für die Protestierenden selbst, sondern auch ein schwerer Eingriff in die Flugsicherheit.“
Deutliche Worte fand auch der Vorsitzende der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft, Dennis Thering. „Das ist eine gezielte Attacke auf Hamburgs Familien und dem Klimaschutz dient es überhaupt nicht.“ Thering forderte: „Diese fortgesetzten Angriffe auf unsere Infrastruktur, auf unseren Staat und unsere Demokratie müssen sofort enden.“
Es dürfe „keinen Kuschelkurs mit Straftätern“ geben, sagte AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann: „Wir fordern ein Verbotsverfahren gegen die Letzte Generation.“
Für die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein muss die Airport-Leitung die Frage beantworten, „warum jeder X-Beliebige einfach so auf die Rollfelder gelangt. Offensichtlich muss der Helmut Schmidt Airport dringend an seiner Zugangssicherheit nacharbeiten“, sagte sie.
Sowohl am Hamburger als auch am Düsseldorfer Flughafen sei es versäumt worden, nach den Attacken der Klimakleber am Berliner Airport das Sicherheitskonzept zu überarbeiten, sagte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Heiko Teggatz, der „Rheinischen Post“. „Sicherheit darf nicht länger an Kosten scheitern.“ Zeitgleich zu der Aktion in Hamburg hatten sich auch in Düsseldorf sieben Mitglieder der Letzten Generation auf dem dortigen Airport festgeklebt.
Die zehn in Hamburg in Gewahrsam genommenen Aktivisten kamen laut Polizei mangels Haftgründen schnell wieder auf freien Fuß. Gegen die vier Frauen im Alter von 24, 27, 31 und 43 Jahren und sechs Männer im Alter zwischen 19 und 63 Jahren seien Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs, der Sachbeschädigung sowie Widerstands beziehungsweise Beihilfe dazu eingeleitet worden, sagte ein Sprecher.
Der Tatvorwurf des gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr sei geprüft worden. Der Verdacht habe sich jedoch nicht erhärtet, hieß es. Ein solcher Eingriff wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft.
Auf Twitter rechtfertigte die Letzte Generation ihre Aktionen und nannte den Flugverkehr „einen bedeutenden Brandbeschleuniger“ in der Klimakatastrophe. Dennoch werde er von der Bundesregierung jährlich mit Milliarden subventioniert. „Das gleicht einem kollektiven Suizid und das dürfen wir nicht länger akzeptieren.“