Hamburg. Innensenator musste erneut viele kritische Fragen beantworten. Zwei Polizisten wurde Nebentätigkeit im Hanseatic Gun Club untersagt.

Das avisierte Zeitfenster von zwei Stunden war am Donnerstagabend fast schon ausgeschöpft, als Andy Grote sich selbst im Innenausschuss die möglicherweise entscheidende Frage stellte: „Hat die Waffenbehörde alles richtig gemacht?“, fragte sich der Innensenator bei der zweiten Sitzung, die den folgenschweren Amoklauf von Alsterdorf mit acht Toten vom 9. März aufarbeitete. Seine Antwort: „Das ist nicht so. Mit dem Wissen von heute ist nicht alles so gelaufen, wie wir uns das heute vorstellen wollen.“

Das klang nach der ersten Sitzung vor gut einem Monat noch ein wenig anders, als Grote auf die ähnliche Frage, ob der Amoklauf durch ein anderes Vorgehen der Waffenbehörde hätte verhindert werden können, antwortete: „Mit dem Wissen von heute müssen wir sagen: wohl nicht.“

Amoklauf in Alsterdorf: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeiter der Waffenbehörde

Zuletzt hatte die Generalstaatsanwaltschaft vor zwei Wochen mitgeteilt, dass im Zusammenhang mit der Waffenerlaubnis des Attentäters Philipp F. gegen einen Mitarbeiter der Waffenbehörde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt wird. Auch gegen Mitglieder des Prüfungsausschusses im Schießclub des Attentäters laufen Ermittlungen.

In der Sitzung der innenpolitischen Sprecher aller Parteien räumte der Prüfungsleiter der Polizei zudem ein, dass bei den anschließenden Untersuchungen herausgekommen sei, dass neben dem mittlerweile freigestellten Mitarbeiter der Waffenbehörde auch zwei Polizisten einer Nebentätigkeit im Schießclub des Attentäters, im Hanseatic Gun Club, nachgegangen waren. Bei beiden wurde die zuvor genehmigte Nebentätigkeit überprüft und am 9. Mai untersagt. „Die möglichen Interessenskonflikte beschäftigen uns sehr“, sagte Grote, der Compliance-Verfahren für Mitarbeiter der Waffenbehörde einführen will.

Amoklauf: Im anonymen Brief gibt es Hinweis auf den Schießclub

Die möglicherweise ebenfalls zentrale Frage, wer innerhalb der Waffenbehörde schon vor dem Amoklauf Kenntnis über die Verbindung des späteren Täters Philipp F. zum Hanseatic Gun Club haben könnte, wurde am Donnerstagabend mit dem Verweis auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht beantwortet. Eingeräumt wurde lediglich, dass es in dem anonymen Brief, der bei der Waffenbehörde vorab einging, auch ein Hinweis auf einen „Gun Club Hamburg“ erwähnt wurde. Diesem Hinweis wurde aber vor der Tat, bei der Philipp F. acht Menschen und anschließend sich selbst richtete, nicht weiter nachgegangen.

„Das Schreiben war besorgniserregend“, räumt der Prüfungsleiter der Polizei ein. Auch Grote sagte, dass das Hinweisschreiben ganz viele konkrete Hinsweise beinhaltet hätte. Aber: Der Brief sei sehr allgemein gehalten worden, so der Prüfungsleiter. Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich versprach dennoch, dass „jetzt kein Stein mehr auf dem anderen bleiben“ dürfe.