Hamburg. Die Zahl der Bewilligungen ist 2022 spürbar gesunken – 935 weniger als im Vorjahr. Nun erhöht die Stadt die Zuschüsse deutlich.
Eigentlich soll Hamburg jährlich 3000 neue Sozialwohnungen bewilligen – doch 2022 verfehlte die Hansestadt dieses Ziel des rot-grünen Senats deutlich, wie Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) vor Kurzem schon im Abendblatt-Interview andeutete.
Am Dienstag nannte sie konkrete Zahlen: Demnach genehmigte die Stadt im vergangenen Jahr den Bau von 1884 öffentlich geförderten Wohnungen – 935 weniger als 2021. Besser lief es bei fertiggestellten Wohnungen: Ihre Zahl stieg von 1895 im Jahr 2021 auf 2430 im vergangenen Jahr.
Wohnungsbau in Hamburg: Senat hält an Zielmarke fest
Pein sagte, trotz dramatisch ansteigender Baukosten halte der Senat an seinem Ziel fest, jährlich 10.000 neue Wohnungen zu genehmigen (diese Zahl bezieht sich auf geförderten Wohnungsbau und frei finanzierten Mietwohnungs- sowie Eigentumswohnungsbau).
Denn der Bedarf in Hamburg sei groß: Es gebe 12.000 unversorgte Haushalte mit Dringlichkeitsschein; die Leerstandsquote liege unter einem Prozent. „Das sind die wichtigsten Kriterien für einen angespannten Wohnungsmarkt insbesondere im günstigen Segment“, sagte die Senatorin. „Deshalb können wir uns nicht ausruhen.“
Investoren können Darlehen zu einem Zinssatz von 1 Prozent bekommen
Der Senat will den steigenden Baukosten mit zwei Maßnahmen entgegenwirken. Die Förderung für den Bau neuer Sozialwohnungen – also der staatliche Zuschuss, den Investoren erhalten können – wird um zwölf Prozent erhöht. Um ihren Kapitalbedarf abzudecken, können Investoren zudem von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) ein Darlehen zu einem langfristig günstigen Zinssatz erhalten: 1 Prozent – auf 30 Jahre fixiert.
Zum Vergleich: Am freien Markt liegen die Bauzinsen derzeit bei vier Prozent. Das Darlehen trage womöglich auch dazu bei, „dass der eine oder andere Investor, der bisher frei finanzierten Wohnungsbau vor Augen hat, sich auch mit dem sozialen Wohnungsbau beschäftigt, damit wir zu mehr bezahlbarem Wohnungsraum kommen“, sagte IFB-Chef Ralf Sommer.
Die neue Wohnraumförderung soll Karen Pein zufolge auch dazu führen, dass 2023 rund 10.000 und 2024 rund 13.000 geförderte Modernisierungen bewilligt werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 lag die Zahl geförderter Modernisierungen bei 5000. Zuletzt seien viele Neubauprojekte zurückgestellt worden; es bestehe die Gefahr, dass Baukapazitäten zurückgingen, sagte Karen Pein.
„Auch deshalb reagieren wir mit diesem Wohnraumförderprogramm, weil wir dieses Rad unbedingt am Laufen halten müssen, damit die Handwerksbetriebe oder auch Projektentwickler nicht reihenweise Menschen entlassen, weil sie zurzeit keine Aufträge mehr haben.“
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„Kräftiger Schub bei Förderung des sozialen Wohnungsbaus“
Der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, Andreas Breitner, begrüßte zwar die Erhöhung der Förderung zum Ausgleich gestiegener Kosten und die langfristig zinsgünstigen Kredite. Allerdings führten deutlich höhere energetische Anforderungen ebenfalls zu Kostensteigerungen. „Diese können soziale Vermieter nicht über die Mieten abfangen“, sagte er.
Olaf Duge, Sprecher für Bauen und Wohnen der Grünen-Fraktion Hamburg, sagte: „Wir sorgen zudem für einen historischen Schub beim Klimaschutz, indem wir die Sanierung der Gebäude aus den Jahren 1948 bis 1978 vorantreiben.“
Martina Koeppen, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, sagte: „Mit der neuen Wohnraumförderung nimmt der Senat die veränderten Rahmenbedingungen auf und begegnet ihnen mit einer deutlich verstärkten Förderung im Neubau und im Bestand.“ Dank einer langfristigen Finanzierungssicherheit bleibe die Stadt damit „auch in schwierigen Zeiten ein verlässlicher Partner beim Wohnungsbau“.