Stadt und Kreative haben sich auf eine Teil-Nutzung geeinigt. Die Künstler-Initiative im Erdgeschoss der Häuser darf ihre Werke ausstellen.
Hamburg. Nach der Besetzung der Hamburger Gängeviertel-Häuser durch fast 200 Künstler hat sich die Stadt mit den Kreativen auf eine vorübergehende Teil-Nutzung geeinigt. Demnach darf die Künstler-Initiative im Erdgeschoss der nicht vermieteten Häuser ihre Werke ausstellen. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten beide Parteien gestern.
Hinter den Kulissen wurde offensichtlich mit Hochdruck mit den "Besetzern" des Gängeviertels verhandelt. Die Verhandlungen stünden vor dem Abschluss, hatte Kulturbehördensprecherin Susanne Frischling noch vergangenen Donnerstag gesagt. "Die Künstler müssen sich noch einig werden, wer von ihnen den Vertrag unterschreibt. Dann könnten sie sich einrichten, bis der Investor mit den Bauarbeiten beginnt - oder die Immobilie an die Stadt zurückfällt", so Frischling weiter.
Am 22. August hatten die Künstler die seit Jahren leer stehenden Gebäude in der Innenstadt besetzt und dort Ateliers und Galerien eingerichtet. Sie wollten damit sowohl auf die Raumnot Hamburger Künstler aufmerksam machen als auch die Gebäude vor dem Verfall bewahren. Die Herzen vieler Hamburger flogen ihnen sofort zu. Mehr als 5000 Interessierte haben die Kreativen schon besucht. Der Künstler Mark Mattes redete gern von einer "Best Case"-Situation. "50 Besucher in drei Stunden. Das schafft sonst nur die Kunsthalle in Hamburg."
Die Stimmung in den besetzten Häusern im Gängeviertel war einzigartig. "Die Menschen kommen aus ganz Deutschland, viele schon früh morgens. Sie staunen. Und fast alle wollen mit uns reden", sagte Marion, eine der Sprecherinnen, die nur mit Vornamen genannt werden wollte. Wie für die Künstler, die ihre Werke ohne Namensnennung ausstellen, steht auch für sie die Gruppe im Vordergrund.
Ein Teil dieser Gruppe ist auch Daniel Richter. Der bekannte Maler hatte die Schirmherrschaft übernommen und so die Künstler-Kollegen unterstützt. Der ehemalige Hausbesetzer der Hafenstraße gilt als kreativer Superstar der modernen Kunst und Botschafter Hamburgs in der Welt.
Eigentümer ist der niederländische Investor Hanzevast, der die Gebäude von der Stadt erworben hat. Er möchte Büros und Wohnungen bauen, sofern er das dafür notwendige Geld zusammenbekommt. Rund 80 Prozent der historischen Gebäude sollen dann abgerissen werden. Hanzevast hat einen städtebaulichen Vertrag, wonach weite Teile des historischen Viertels umgestaltet werden können.