“Seit heute ist die Kunst hinter Gittern“, sagte eine Sprecherin der Initiative “Komm in die Gänge“ gestern auf einer improvisierten Pressekonferenz in “Schiers Passage“ am Valentinskamp.
Etwa 200 Künstler hatten (das Abendblatt berichtete) am Wochenende die vom Abriss bedrohten Häuser des an der Caffamacherreihe und am Valentinskamp gelegenen Gängeviertels für eine Kunstaktion mit Ausstellungen und Performances besetzt. Gestern verschafften sich Mitarbeiter der Sprinkenhof AG Zutritt und verschlossen mehrere Zugänge der inzwischen für Ausstellungen genutzten Gebäude. Als Mitglieder der Initiative einen Sprinkenhof-Mitarbeiter darauf hinwiesen, dass sich in den Gebäuden Kunstwerke befinden, winkte er ab und sagte: "Das ist doch alles nur Sperrmüll."
Die Künstler leisteten keinen Widerstand, die Aktion verlief friedlich. Es sei ohnehin keine Besetzung, sondern eher "eine kulturelle Inbesitznahme, Bespielung oder Belebung", meinte eine der Künstlerinnen. Anschließend machten sich mehrere Abordnungen zu den Behörden auf, um die Einladung zu überbringen. Markus Schreiber, den Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, brauchten sie nicht erst einzuladen. Er war gegen Mittag von sich aus in "Schiers Passage" am Valentinskamp erschienen und sah sich die Aktion an. "Ich bin auch der Meinung, dass dieses wertvolle Ensemble gerettet werden muss", sagte Schreiber. "Deshalb habe ich eine gewisse Sympathie für die Künstler." Gleichwohl umriss er das weitere Vorgehen der Stadt: "Es gibt einen Vertrag mit Hanzevast. Im September werden wir die Baugenehmigung erteilen. Von da an laufen Fristen, in fünf Monaten muss mit dem Bau begonnen werden." Im Vertrag sei enthalten, dass wichtige Teile des historischen Bestandes erhalten bleiben. "Ich komme da auf mehr als 20 Prozent, allerdings geht es teilweise nur um die Fassaden. Aber das äußere Erscheinungsbild wird weitgehend gewahrt bleiben", meinte Schreiber. "Als Reaktion auf die Künstlerinitiative im Gängeviertel hat die Behörde für Kultur, Sport und Medien heute das Gespräch mit den Künstlern aufgenommen. Unter Einbeziehung aller Beteiligten sollen die Anliegen der Künstler diskutiert und eine einvernehmliche und konstruktive Lösung gefunden werden", heißt es in einer Senatsmitteilung, die mit dem Hinweis endet, dass eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch von keiner Seite in Erwägung gezogen wird.