Ende der Abriss- und Umbaupläne? Die Stadt hat dem holländischen Investor schriftlich angekündigt, vom Vertrag zurückzutreten.
Hamburg. Das Ende der Abriss- und Umbaupläne für das Gängeviertel ist eingeläutet. Die Stadt Hamburg hat nach Abendblatt-Informationen dem holländischen Investor per Brief angekündigt, vom Vertrag zurückzutreten. Danach will die Finanzbehörde nach Ablauf der Frist am 16. Oktober den sogenannten städtebaulichen Vertrag einseitig kündigen. Damit wäre der Weg für eine "Künstlerkolonie" in einem der letzten Zeugnisse von original Alt-Hamburger Wohnbaukultur frei. Die holländische Investorengruppe Hanzevast hat mit der Stadt Hamburg einen Spezialvertrag abgeschlossen, der Hamburg ein schadenersatzfreies Rücktrittsrecht einräumt, falls der in Raten aufgeteilte Preis nicht gezahlt wird. Hanzevast plante, etliche der denkmalgeschützten Häuser abzureißen oder nur in Teilen zu erhalten. Die Firma hat jedoch die zweite Rate von zwei Millionen Euro nicht überwiesen, und Hamburg kann nun nach Ablauf einer vierwöchigen Frist den Vertrag am 17. Oktober einseitig kündigen. Die Kulturbehörde, die beim Gängeviertel die "Sprecherrolle" übernommen hat, wollte sich dazu nicht äußern
Nach einer Vertragskündigung gehört das Areal wieder der Stadt - und alles kann von vorn beginnen. Mehrere Planungen sind im Gespräch. Fast alle beziehen die Künstler, die das Quartier "besetzt" halten, mit ein. Seit Ende August haben 200 junge Kunstschaffende das viele Jahre leer stehende und dem Verfall preisgegebene Viertel in einen großen Treffpunkt für Kunst- und Geschichtsinteressierte verwandelt. Mehrere Tausend Besucher kamen bisher, und nicht nur sie haben die überaus friedliche, freundliche und mit vielen Kunstwerken garnierte "Besetzung" ins Herz geschlossen. Für die Stadt wird es daher schwer, ein Konzept ohne die Künstler zu entwerfen. Diese haben auch schon weit ausgearbeitete Planungen in der Schublade, die nicht nur Ateliers, sondern auch Wohnen, Arbeiten und Kleingewerbe vorsehen. Grundlage könnte ein Genossenschaftsmodell sein.
In der Bezirkspolitik liegen die Meinungen nicht weit auseinander: "Die Stadt muss das entwickeln, zum Beispiel mit der (Wohnungsgesellschaft) GWG. Und die Finanzbehörde muss sich einen Ruck geben und eine tragfähige Lösung finden", sagt Gunnar Böttcher, Chef der CDU-Bezirksfraktion. Er fordert einen hohen Wohnanteil, genau wie Andy Grote, der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion. "Die Häuser müssen weitestgehend erhalten werden, um den Charme des Viertels zu bewahren. Wichtig ist es, einen Sanierungsträger zu finden. Die Häuser müssen jetzt erst mal winterfest gemacht werden", sagt Grote.