„Die Lärmbelastung in den meisten Diskotheken hat die Spaßgrenze überschritten und ist nicht akzeptabel“, erklärte Dietrich Wersich (CDU). Die Techniker Krankenkasse verzeichnet in der Altersgruppe der 15- bis 30-Jährigen einen jährlichen Anstieg von rund 25 Prozent bei der Verordnung von Hörgeräten.
Hamburg. Gesetzliche Regelungen gegen Disco-Lärm hat Hamburgs Gesundheitssenator Dietrich Wersich (CDU) gefordert. „Die Lärmbelastung in den meisten Diskotheken hat die Spaßgrenze überschritten und ist im Sinne des Gesundheitsschutzes nicht akzeptabel“, erklärte Wersich. Der Appell an die Veranstalter, freiwillige Maßnahmen zu ergreifen, habe „offensichtlich nichts gebracht“.
Gut ein Viertel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen würden bereits bleibende Hörminderungen haben, obwohl sie nie in Lärmberufen arbeiteten, so Wersich weiter. Besonders fatal sei, dass sich Hörschäden nicht zurückbilden können, sondern mit zunehmendem Alter ebenfalls weiter zunehmen würden. Gesetzliche Regelungen wie in Italien, Schweden oder der Schweiz seien technisch leicht umsetzbar.
Grundlage könne die 2007 neu gefasste DIN-Norm 15905-5 sein. Danach liege der Grenzwert bei Veranstaltungen bei höchstens 99 Dezibel im Mittel. Bei über der Hälfte der Hamburger Diskotheken seien dagegen 103 Dezibel gemessen worden. Dies führe schon bei einer Dauer von 38 Minuten Beschallung zu Hörschäden. Spitzenwerte von 130 Dezibel seien keine Seltenheit.
Die Techniker Krankenkasse (TK) verzeichnet den Angaben zufolge in der Altersgruppe der 15- bis 30-Jährigen einen jährlichen Anstieg von rund 25 Prozent bei der Verordnung von Hörgeräten. Bei der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) wuchs die Zahl der Minderjährigen mit Hörgeräten von 420 im Jahr 2005 auf 580 Kinder und Jugendliche im vergangenen Jahr.
Hauptursache sei neben Disko- oder Konzertbesuchen auch die Dauerbeschallung per Kopfhörer. Am Arbeitsplatz gilt bereits ein Geräuschpegel ab 85 Dezibel per Gesetz als Lärm und macht entsprechende Schutzmaßnahmen erforderlich. Dauerhafte Gehörschäden können sich bereits nach fünf bis zehn Jahren ab 85 Dezibel über 40 Stunden pro Woche entwickeln.