Experten warnen: “Der Verlust des Hörvermögens ist unheilbar.“ Viele merken es zu spät. Immer mehr junge Menschen erkranken durch häufige Disco-Besuche und eine Dauerberieselung über Mini-Kopfhörer am Gehör. Bereits jeder vierte Jugendliche in Deutschland hat einen Hörschaden, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Akustik zum heutigen “Tag gegen Lärm“.
Hamburg/Berlin. Immer mehr junge Menschen erkranken durch häufige Disco-Besuche und eine Dauerberieselung über Mini-Kopfhörer am Gehör. Bereits jeder vierte Jugendliche in Deutschland hat einen Hörschaden, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Akustik zum heutigen "Tag gegen Lärm". Der Hamburger UKE-Professor Markus Hess warnt: "Viele bemerken den schleichenden Verlust des Hörvermögens gar nicht."
Über MP3-Player (Kopfhörer) oder Autoradio setzen sich viele Teenager Geräuschen bis zu 120 Dezibel aus. Eine Dauerbeschallung ab 65 Dezibel gilt als gesundheitsschädlich. Viele wüssten nicht, dass ein geschädigtes Hörvermögen nicht heilbar sei, sagt Jutta Vestring von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, die ab 80 Dezibel einen Gehörschutz vorschreibt. "Drei Prozent der Jugendlichen tragen bereits Hörgeräte."
Diskotheken wollen krank machenden Lärm jetzt mit einem "DJ-Führerschein" vermeiden. 1700 der 3000 Disc-Jockeys hätten bereits einen Kursus absolviert, teilt der Diskotheken-Verband mit.
Nach Angaben der Gesellschaft für Akustik fühlen sich 60 Millionen Deutsche von Lärm belästigt. 16 Prozent seien täglich Schallpegeln über 65 Dezibel ausgesetzt. Größte Lärmquelle ist der Verkehr. Der Bau von Lärmschutzwänden werde aufgehoben durch einen Anstieg des Verkehrsaufkommens, sagt Brigitte Schulte-Fortkamp, Forscherin an der TU Berlin. Auch in Schulen herrsche oft Lärm, der zu Konzentrationsstörungen führe. "Der Lärmpegel in einer Klasse kann bei 60 bis 75 Dezibel liegen" - die Lautstärke eines Rasenmähers.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) prangert vor allem den nächtlichen Lärm durch Güterzüge an. "Mehr Güter auf der Schiene sind zwar aus Umwelt- und Klimagründen zu begrüßen", sagte VCD-Chef Michael Gehrmann. Bis zu 40 Jahre alte Waggons und marode Schienen verringerten aber die Lebensqualität der Anwohner erheblich. Trassengebühren sollten nach Alter und Zustand der Güterwagen bemessen werden.