Bislang hieß es, die Elbphilharmonie würde 2013 fertig. Nun zweifelt Intendant Lieben-Seutter an der Eröffnung bis zum Ende seiner Amtszeit.

Hamburg. „Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?“, lautet die rhetorische Frage im Abspann der Zeichentrick-Serie vom „Rosaroten Panther“. Christoph Lieben-Seutter, Intendant der Hamburger Elbphilharmonie, dürfte an dieser Stelle das Lachen darüber vergehen, denn seine Zeit an der Spitze des Klassik-Betriebs läuft scheinbar unaufhaltsam weiter und weiter ab.

„Heute ist nicht aller Tage, ich komm’ wieder, keine Frage.“ Wirklich? Seit Jahren plant der ehemalige Chef des Wiener Konzerthauses in Hamburg für die Eröffnung der Elbphilharmonie, seit Jahren wird sie immer weiter nach hinten verschoben. Während sich der dazugehörige Preis synchron nach oben schraubt; während die Glaubwürdigkeit der Verursacher, die sich gegenseitig mit Klageschriften behaken, mehr und mehr in sich zusammen fällt wie ein Baiser im Sturm.

Die letzte Hochrechnung für die Fertigstellung des Konzerthauses belief sich bislang auf Ende 2013, das erste Konzert also irgendwann in der ersten Hälfte 2014. Jetzt jedoch eröffnete Lieben-Seutter bei einem Interview mit Herbert Schalthoff auf „Hamburg 1“ die nächste Spekulationsrunde, die nächste Zitterpartie.

Auf die Frage, ob er noch eine Chance sähe, den Start des Spielbetriebs im Jahr 2015 zu erleben (jenem Jahr also, in dem sein derzeitiger Intendanten-Vertrag endet), kam als Antwort: „Ich würde sagen, eine Chance durchaus. Die sicherlich. Aber wetten würde ich mal nicht mehr darauf.“ Optimistisch klingt deutlich anders. Berechenbar auch. Er habe zwar bereits Termine für die Eröffnungsphase anno 2014 geplant, doch auch dazu kam lediglich ein „jetzt warte ich mal ab, was passiert“ von dem Konzerthaus-Manager, der Kummer schon viel gewohnter ist, als ihm lieb sein kann.


+++ Die Elbphilharmonie: Leuchtturmprojekt und Sorgenkind +++

Die Zwickmühle, in der Lieben-Seutter steckt, würde durch eine weitere Verzögerung immer größer werden. Selbst die Geduld der wohlmeinendsten Sponsoren könnte irgendwann ein Ende haben, weil es sehr wenig Spaß macht, auf seine großen Auftritte im Rampenlicht zu warten. Stars und Orchester mit jahrelangen Vorläufen in regelmäßigen Abständen anzufragen, sie ein- und dann doch wieder auszuladen, macht auf Dauer keinen guten Eindruck in der Branche.

Auch die Planungsproblematik bei der Koordination des Übergangs-Spielbetriebs in der chronisch überbuchten Laeiszhalle staut sich so immer weiter und immer unschöner. Und nicht zuletzt hängen auch das Marketing der Veranstaltungen, die Planungen von Abo-Reihen und Gastspiel-Konzepten untrennbar an einem belastbaren Eröffnungstermin. Eine Rechnung mit arg vielen Unbekannten – vom finalen Preis für den Bau gar nicht zu reden.

Dass schon diese kürzlich beendete Spielzeit eigentlich die erste auf dem Dach des ehemaligen Kaispeichers A gewesen wäre, ist nur noch eine Fußnote in der langen Leidens-Vorgeschichte dieses Konzertsaals. Als kürzlich Bundespräsident Christian Wulff die Baustelle besichtigte, wurde er von Kultursenatorin Barbara Kisseler mit einer ordentlichen Dosis Selbstironie begrüßt: „Sie ist uns lieb und teuer. Die Reihenfolge ist im Moment beliebig.“