Die Ergebnisse des Gutachtens zur Sportstadt, das der Senat in Auftrag gegeben hatte, wurden in der Handelskammer vorgestellt.
Hamburg. Hamburg hat das Potenzial, in den kommenden zehn Jahren Sportstadt Nummer eins in Deutschland zu sein und auch europaweit eine führende Position einzunehmen. Das ist das Ergebnis eines vom Senat vor eineinhalb Jahren in Auftrag gegebenen Gutachtens. Die Studie unter der Leitung von Professor Christian Wopp von der Universität Osnabrück wurde am Mittwoch in der Handelskammer vorgestellt und Hamburgs Innen- und Sportsenator Heino Vahldieck (CDU) übergeben. „Hamburg ist weiterhin eine wachsende Stadt und verfügt im Vergleich zu anderen Großstädten über eine junge Bevölkerungsstruktur“, sagte Wopp.
Zugleich wies er aber auch auf Probleme in der Hansestadt hin. „Es haben nicht alle das gleiche Ziel. Hamburg spricht nicht mit einer Stimme. Hier gibt es unter den Akteuren mehr Gegeneinander als in anderen Städten.“ So empfiehlt die Arbeitsgruppe den Aufbau „einer Koordinierungsstelle Sportstadt Hamburg“. Zudem legen die Gutachter Hamburg nahe, in den kommenden vier Jahren über eine erneute Olympia- Bewerbung nachzudenken.
Schwerpunkte der Untersuchung waren die vier Bereiche Jugend-, Leistungs- und Freizeitsport sowie Sporträume. Zu dem letzten Punkt sagte Wopp. „Das ist die Hardware. Wenn die kaputt geht, geht auch der Sport kaputt.“ Daher wird in dem Papier auch ein „sozialverträgliches Sportanlagennutzungsentgelt“ vorgeschlagen. „Allerdings soll dieses Geld dann zweckgebunden eingesetzt werden. Es ist kein Modell nur zum Abkassieren“, so Wopp.
Vahldieck wollte zu einzelnen Punkten noch keine Stellung nehmen, sagte aber: „Wir haben uns ausgedacht, dass die Hamburger das Gutachten im Internet lesen und ihre Meinung und Vorschläge abgeben können.“ Er verspreche sich von der umfassenden wissenschaftlichen Studie wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Sportstadt Hamburg.
Der Hamburger Sportbund (HSB) wird den vorgelegten Sportentwicklungsplan intensiv prüfen. „Auf den ersten Blick enthält der Endbericht sowohl neue Ideen als auch Dinge, die nicht den Ergebnissen der beteiligten Expertengruppen entsprechen und auch solche, die dort nie diskutiert wurden“, sagt HSB-Präsident Günter Ploß.
Für das weitere Verfahren schlägt der HSB vor, die schriftlichen Berichte der Expertengruppen zur Grundlage der weiteren Arbeit zu machen. Anhand dieses Rahmens können die Vorschläge des Berichts von Professor Wopp geprüft und der Prozess der Sportentwicklungsplanung so konstruktiv vorangetrieben werden. Diese Expertengruppen hatten zu den zentralen Themen des Sportentwicklungsplans im Laufe des Jahres 2010 mehrfach getagt.
„Die Sicht eines Außenstehenden ist immer wertvoll, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Basis sollten aber die Erfahrungen und die Kenntnisse der Experten vor Ort sein. Unsere Vereine und Verbände haben sich intensiv in die Expertengruppen eingebracht. Dieses Engagement kann nicht einfach auf der Strecke bleiben“, so Ploß.
Die SPD-Sportpolitikerin Juliane Timmermann hat den Umgang des Senats mit den Sportvereinen in Hamburg kritisiert. "Zwei Jahre lang wurde an einem Sportentwicklungsplan gearbeitet. Die vom Senat behauptete Beteiligung aller Partner im Sport war dabei eine Farce. Das sieht man zuletzt daran, dass der Senat trotz Forderung des Hamburger Sportbundes nicht bereit war, diesen bei der Übergabe des Plans zu beteiligen", sagte Timmermann am Mittwoch.
Zentrale Kritik an der Sportpolitik des Senats sei immer gewesen, dass es keine transparenten Strukturen gibt. "Dass diese Kritik berechtigt ist, hat der Senat mit seinem sportpolitischen Herumfuhrwerken der jüngsten Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen." Anstatt alle Akteure vom Anfang an am Prozess der Sportentwicklungsplanung zu beteiligen, habe sich der Senat für einen Alleingang mit unbekanntem Ziel entschieden.
Timmermann fordert den Senat auf, möglichst schnell, offen und umfassend über Entstehung und Ziele seiner bisherigen Sportentwicklungsplanung zu informieren. "Diese Planung hat 200.000 Euro gekostet. Die Hamburgerinnen und Hamburger innerhalb wie außerhalb der Sportvereine haben ein Recht auf Transparenz", sagte Timmermann.
Jetzt sind alle Hamburger aufgefordert, ihre Meinung zum Sportentwicklungsplan zu äußern. Diese Beiträge sollen in die anschließende Diskussion einer Projektgruppe einfließen, wenn die Politik die Empfehlungen der Gutachter auswertet. Das soll aber erst nach der Bürgerschaftswahl am 20. Februar geschehen.