Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) hat ein Angebot aus der Wohnungswirtschaft. Per offenem Brief begründet er seine Entscheidung.

Hamburg. Es ist nicht lange her, da fehlte sein Name nie, wenn nach möglichen Nachfolgern von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gefragt wurde: Axel Gedaschko wurde in einer Reihe genannt mit anderen CDU-Spitzenpolitikern wie Michael Freytag, Dietrich Wersich oder Christoph Ahlhaus. Mittlerweile hat von Beust seinen Rücktritt zum 25. August angekündigt.

Aber als Nachfolger hat die CDU-Spitze Innensenator Ahlhaus nominiert, und vermutlich wird Wirtschaftssenator Gedaschko dem neuen Senat gar nicht mehr angehören. "Ich werde mich zu Personalspekulationen nicht äußern bis zu meiner Wahl", sagte Ahlhaus gestern Abend dem Abendblatt. Gedaschko wollte gar nichts sagen.

DIE RÜCKTRITTSBEGRÜNDUNG VON AXEL GEDASCHKO

Wie das Abendblatt erfuhr, wurde dem 51-Jährigen eine Aufgabe in der Wohnungswirtschaft angeboten, die er zum 1. Januar antreten könnte. Aus seiner Zeit als Stadtentwicklungssenator verfügt Gedaschko noch über gute Kontakte in die Branche. Als sicher gilt allerdings, dass er nicht zum städtischen Hamburger Unternehmen Saga/GWG wechselt. Ebenfalls als gesichert gilt, dass der gebürtige Hamburger, der schon mehrfach durchblicken ließ, dass er sich nicht als klassischen Berufspolitiker sieht, dazu tendiert, in die Wirtschaft zu wechseln. Wann der Abschied vollzogen wird, wird vermutlich schon kommende Woche entschieden.

Nachdem Ole von Beust Gedaschko 2006 aus dem Landkreis Harburg, wo er der erste direkt gewählte hauptamtliche Landrat war, nach Hamburg geholt hatte, hatte der smarte CDU-Politiker einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Erst Staatsrat in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) unter dem damaligen Senator Michael Freytag (CDU). Schon Anfang 2007, nach Freytags Wechsel in die Finanzbehörde, stieg Gedaschko zum BSU-Senator auf, ein Amt, das wie maßgeschneidert war für den kommunikativen Verwaltungsprofi. Wie er zum Beispiel im Streit um die Ortsumgehung Finkenwerder einen Kompromiss mit den renitenten Obstbauern einfädelte, trug ihm viel Lob ein.

Der Wechsel in die Wirtschaftsbehörde wurde hingegen eher als politischer Abstieg gewertet, denn die Behörde wurde zeitgleich massiv gestutzt. Gedaschko blieb zwar in der Öffentlichkeit beliebt, aber aus der Wirtschaft gab es Kritik, etwa, weil er die Pläne, die Uni ins Hafengebiet zu verlagern, nicht energisch genug bekämpft hatte. Der absehbare Rückzug Gedaschkos aus dem Senat eröffnet dem designierten Bürgermeister Ahlhaus auf den ersten Blick einfach eine zusätzliche Option bei der angekündigten Senatsumbildung. Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass Ahlhaus das Problem hat, jedem Neueinsteiger nur eine Perspektive bis zur regulären Bürgerschaftswahl im Frühjahr 2012 bieten zu können. Die Interessenten werden nicht Schlange stehen, wenn es nur um einen Zeitraum von eineinhalb Jahren geht.

Bereits jetzt ist klar, dass Ahlhaus einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Kultursenatorin Karin von Welck finden muss. Die parteilose Ethnologin hatte ihren Rückzug aus dem Senat ebenfalls zum 25. August angekündigt und mit der Demission Ole von Beusts begründet. Allerdings steht die Kultursenatorin unter anderem wegen der immensen Kostensteigerungen der Elbphilharmonie heftig in der Kritik.

Ahlhaus könnte den Abgang von Welcks nutzen, um die Eigenständigkeit der Kulturbehörde zu zerschlagen. So könnten zum Beispiel die Wissenschafts- und die Kulturbehörde künftig aus einer Hand geführt werden. Allerdings gilt auch Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) nach den Querelen um den schließlich gestoppten Uni-Umzug als gefährdet.

Im Bereich Wirtschaft hat Ahlhaus schon zu erkennen gegeben, dass er sich ein stärkeres Engagement des Senats für die Unternehmen wünscht. Das spricht für einen Nachfolger Gedaschkos aus der Wirtschaft. Eine dritte Vakanz muss Ahlhaus schon jetzt besetzen, wenn er am 25. August gewählt wird. Volkmar Schön, Staatsrat der Senatskanzlei, hat seinen Rückzug parallel zu Beust angekündigt. Schön, der die Schaltzentrale der Macht im Rathaus seit 2001 leitet, ist einer der engsten Mitarbeiter des Bürgermeisters.