Innensenator Christoph Ahlhaus stellt sich darauf ein, Ende August das Amt von Ole von Beust zu übernehmen.
Christoph Ahlhaus (CDU), bislang Innensenator, könnte am 25. August in der Bürgerschaft als neuer Senatschef vereidigt werden: Wer ist der Mann, der dann als elfter Nachkriegs-Bürgermeister Hamburg regieren würde?
An Ahlhaus' Lebenslauf fallen zunächst drei Dinge auf: Während Ole von Beust ein waschechter Hamburger ist, ist Ahlhaus weder in Hamburg geboren (sondern in Heidelberg), noch hat er den Großteil seines Lebens hier verbracht. Eines von beiden Attributen trifft zwar auch auf SPD-Vorgänger wie Hans-Ulrich Klose (in Breslau geboren) und Ortwin Runde (stammt aus Elbing) oder Klaus von Dohnanyi (in Hamburg geboren, aber erst Jahrzehnte später zurückgekehrt) zu. Aber beides zusammen ist ungewöhnlich.
Zweitens wäre Ahlhaus, der am 28. August 41 Jahre alt wird, nach Klose, der 1974 mit 37 Jahren ins Amt kam, der zweitjüngste Nachkriegsbürgermeister.
Drittens verbindet Ahlhaus mit Klose, dass sie es von der Innenbehörde ins Rathaus geschafft haben. Bislang galt vor allem die Finanzbehörde als gutes Sprungbrett für höhere Aufgaben.
Nicht nur daher war lange der damalige Finanzsenator und CDU-Chef Michael Freytag als natürlicher Beust-Nachfolger gehandelt worden. Doch seitdem der sich infolge der HSH-Nordbank-Krise und der dramatischen Haushaltslage im März von allen Ämtern zurückzog, steht Ahlhaus im Fokus. In einem kurzen CDU-internen Machtkampf hatte er sich gegen Fraktionschef Frank Schira durchgesetzt: Schira übernahm auch den Parteivorsitz, Ahlhaus sollte als Beust-Nachfolger bereitstehen. Andere mögliche Kandidaten wie die Senatoren Dietrich Wersich (Soziales) und Axel Gedaschko (Wirtschaft) schieden wegen fehlender Hausmacht aus dem Rennen aus. Die hatte Ahlhaus hingegen Stück für Stück ausgebaut.
Schaut man auf die neun Jahre, die er in Hamburg ist, wäre das Bürgermeisteramt beinah die logische Folge seines Aufstiegs. 2001 organisierte der Bankkaufmann und Jurist den Wahlkampf der CDU - mündend im Machtwechsel. In seine Zeit als Landesgeschäftsführer der CDU bis 2006 fiel die Eroberung der absoluten Mehrheit 2004 und eines Bürgerschaftsmandats für Ahlhaus selbst. Es folgte 2006 die Beförderung vom innenpolitischen Sprecher der Fraktion zum Staatsrat der Innenbehörde. Dass er nach der Wahl 2008 den beliebten, aber parteilosen Innensenator Udo Nagel verdrängte, kam für viele überraschend. Aber aus der CDU, insbesondere aus dem mächtigen Kreisverband Hamburg-Nord, dessen Vorsitzender Ahlhaus mittlerweile war, war der Druck groß, ein verdientes Parteimitglied im Senat zu platzieren.
Auch dort wurde der Innensenator schnell ein Schwergewicht, und zwar nicht nur wegen seiner bulligen Gestalt. Ahlhaus gibt nach außen gern den politischen Hardliner, der als Ergänzung zum liberalen Bürgermeister die konservative Flanke der CDU abdeckt. Poltern ist jedoch nicht seine Art, im direkten Gespräch ist er freundlich und oft hintersinnig-humorvoll. Es heißt, Ahlhaus könne zuhören und nehme Ratschläge an. Auch daher wird beim Koalitionspartner GAL gelobt, wie geräuschlos der Innensenator zusammen mit der grünen Innenexpertin Antje Möller und dem GAL-Justizsenator Till Steffen die schwarz-grüne Sollbruchstelle Innen- und Justizpolitik managt. Dennoch musste der 40-Jährige in zwei Jahren als Innensenator viel Kritik einstecken. Die Opposition wirft ihm Kürzungen bei der Polizei vor, was vor allem angesichts der vielen Gewalttaten in jüngster Zeit zum Politikum wurde. Auch die regelmäßige Randale im Schanzenviertel hat er bislang nicht in den Griff bekommen. Hinzu kam Kritik wegen persönlicher Fehler: Mit Ehefrau Simone fuhr er unerlaubterweise mit dem Dienstwagen durch Paris und musste die Kosten nachträglich begleichen. Vehement kritisiert wurde auch sein geplanter Umzug in eine Villa in den Elbvororten, der die Steuerzahler knapp eine Million Euro für Sicherheitsmaßnahmen kosten wird.
Verglichen mit den Problemen, die er als Bürgermeister zu verantworten hätte - wie die Milliarden-Lücke im Haushalt und die Elbphilharmonie - sind das zwar Peanuts. Aber Ahlhaus ist politisch gewieft und weiß, welche Sprengkraft Peanuts haben können.